Die Hitze schlug das erste Augustwochenende nieder. Sie brachte zwar gutes Badewetter, aber schlechte Bedingungen, um die Fassade der dicht besiedelten BURGGASSE 98 zu bemalen. KNARF, MAFIA und FRESH MAX, Niklas Worisch, sowie die helfenden Hände rund um die Burggasse 98 trotzten den heißen Temperaturen. Das Konzept der Facade Painting Aktion zeigte sich fein durchdacht und unterhaltsam gestaltet: Mit einem Sofa auf der Straße, guter Musik, selbstgemachtem Eis und Drinks hielt sich die Stimmung locker angenehm, während die Wand immer bunter wurde – bzw. voller. Die Bildgestaltung der IRGA IRGA CREW präsentiert sich ganz in schwarzweiß.
Text: Hemma Bergner
Fotos: Niko Havranek
Knarf startete die Gestaltung. In kastenartigen Aufbau bildeten sich die Motive rund um die Fassade des Gebäudes, im Zentrum die Kreise zum Eingang der Burggasse 98. Fresh Max und Mafia stellten die Wand eine Woche darauf fertig. Rechts ein glänzender Schlüssel, links Mafias verworrene Bildwelt. Nachdem insgesamt fünf Tage gemalt wurde und die Arbeit nach acht Tagen abgeschlossen war, ließ man das Facade Painting mit einer gebührenden Feier abklingen.
Niklas Worisch ist Initiator des Projekts, Hausherr und selbst seit rund zehn Jahren als Künstler tätig. Das Projekt „Burggasse 98“ wird jedoch nicht nur von ihm, sondern von einer ganzen Reihe an motivierten jungen Leuten zum Leben erweckt: Nina Worisch und Lukas Cioni arbeiteten an Dokumentation, Image Movies und Fotografie, die Traumvabrik war für die Getränke, Logistik und den Kran zuständig, Roman Somogyi und das Graffiti-Magazin EGAL unterstützten im Sponsoring und Support. Neben zahlreichen weiteren mitwirkenden Designern und Künstlern sind alle stolz, an der Burggasse 98 teilzuhaben, mitzuarbeiten und etwas Besonderes zu entwickeln: „Burggasse 98 ist Zuhause. Gemeinschaft. Familie und Inspiration. Konzepte und Ideen, wie das Musikprojekt Blinded by Stardust oder das Kollektiv freier Filmschaffender DeadRabbitMedia.com sind hier entwickelt und durch die Burggasse 98 maßgeblich beeinflusst worden. Ein Ort, an dem man seinen Gedanken in jeglicher künstlerischen Weise freien Lauf lassen kann – Ein Kreativeldorado“, so Lukas Cioni.
Jetzt ist es knapp ein Monat her, seitdem die Burggasse 98 in ihrem neuen Glanz strahlt. Die Resonanz auf das vollendete Werk fiel großteils positiv aus. In der Kreativszene wird die Burggasse 98 wertgeschätzt, aber auch von älteren Generationen und Schaulustigen kam erfreuliches Feedback, so Niklas Worisch. „Obwohl die Aktion auch ein bisschen provozieren soll. Besonders Leute mit negativer Einstellung zu kontemporären Kunstformen wie eben Graffiti und Street-Art.“
Das Provozieren und in Szene setzen der heimischen Street-Art zeigte umgehend mediale Wirkung: Nachdem die Fassade fertig bemalt worden war, kam von österreichischen Medienhäusern eine Berichterstattung, die die street-art-technische Präsentation hoch achtete. Und das ist gut so, denn Ziel der Burggasse ist es schließlich, zu vernetzen und aufmerksam zu machen. Es geht darum, aus freien Stücken – abseits des kommerziellen Interesses – gemeinsam Gutes zu gestalten.
„Es gibt viele begabte aufstrebende Künstler in Wien und Österreich – aber die Kommunikation zwischen den Leuten und das Selbstbewusstsein fehlen … wieder gemeinsam etwas Großes zu erschaffen.“
Die Burggasse 98 zeigt nun plakativ, dass sich die junge Street-Art, Kunst- und Graffitiszene Österreichs nicht verstecken muss und innerstädtisch in Bewegung kommt. Und zwar so, dass die Interaktion in den Händen der Menschen liegt, die selbst mit Leidenschaft und Liebe an dem kreativen Output arbeiten – ohne kommerzielle Hintergedanken oder Restriktionen, die das kreative Schaffen bremsen können. Das um 1910 erbaute Haus wird als ein kontemporäres Kunstobjekt und als offener Raum gleichzeitig genutzt. Da die Aktivitäten im und am Haus in Zukunft zunehmen werden, kann man sich auf neue Projekte und Aktivitäten freuen. Das Fazit der aufkommenden Gemeinschaft „Bald wieder, weil`s leiwand ist.“
Das Facade Painting in Bildern
