Die Wege von Lance Butters und Ahzumjot kreuzen sich auf der „Die Welle“-EP nicht zum ersten Mal. Bereits 2012 half Lance seinem Kollegen als Support auf der „Keine Sorge Mama“-Tour, für die auch ein gemeinsamer Tourtrack aufgenommen wurde. Auch ohne Featurepart feilte Ahzumjot bei der Entstehung von Lance Butters Debütalbum „Blaow“ gehörig mit, nun tritt er neben Lance wieder selbst ans Mikro und liefert die anderen 50 Prozent Text der EP.
In dieser Kombination treffen sich auf der EP zwei Musiker, die in ihrem künstlerischen Schaffen definitiv als Gegenpole gesehen werden können. Auf der einen Seite steht der maskierte Lance Butters, aufgestiegen durch das VBT und bekannt für eine unverwechselbare Ansicht auf das Leben, welche über mehrere Releases hinweg mit Flow und Klangbild verschmolzen ist. Auch wenn sich dieser öffentlich nur maskiert zeigt, hat seine Musik ein unverwechselbares Gesicht. Den künstlerischen Gegenpart stellt Ahzumjot dar, der in seiner bisherigen Karriere vor allem von seiner Vielfältigkeit als Künstler gezehrt und diese ausgelebt hat.
„Die Welle“ gibt es kostenlos zum Download und enthält insgesamt sechs Songs, allesamt von Ahzumjot produziert, gemixt und gemastert und liefert einen guten Vorgeschmack auf die gemeinsame Tour Ende November. Die EP startet sehr stark mit „Many Men von 50“, welches die thematische Richtung schon andeutet: Battlerapeinflüsse auf einem zeitgemäßen Klangteppich, gewürzt mit mehreren Prisen Antipathie gegenüber Deutschrap in der heutigen Form. So entwickelt sich das Kollaboprojekt thematisch zu einer Abrechnung mit der ganzen Szene, in konzentrierter Form am stärksten auf dem Lied „Respekt“ hörbar.
„Nur weil ich wegen euch rap, akzeptier‘ ich noch lang‘ nicht eure Comebacks
Schmeiß‘ all die alten Platten von euch weg,
Ich hatte mal Respekt, ab und an seh‘ ich euch im Backstage
Seid froh, dass euch da nicht die Fans sehen,
Denn die haben noch Respekt
Wäre schön, wenn ich den noch vor euch hätt‘
Wäre schön, wenn ich den noch vor euch hätt’“
– Lance Butters auf „Respekt“
Über „Killes“, „Ok Krass Schade“ und „Open Mic“ hinweg zeichnen Ahzumjot und Lance Butters akribisch an ihrem hörbaren Mittelfinger, der an alles gerichtet ist, was für sie subjektiv gesehen falsch in der Deutschrapszene und deren Medienlandschaft läuft.
„Sehe wie sich Rapper bewegen in ihren Videoclips
Gnade mit dem Typen, der im Schnitt vor euren Videos sitzt, ah
Und du machst Selfies in der eigenen lachhaften Modelinie, wenn du grad beim Fitness bist
Kennst du diesen Hans Entertainment Moment, wenn du merkst das ganz Deutschrap so beschissen ist“
– Ahzumjot auf „Ok Krass Schade“
Der letzte Song und zugleich Titeltrack namens „Die Welle“ beendet das gefühlt zu kurze Werk und hinterlässt den Zuhörer mit einem Gefühl des ungestillten Hungers. Neben der offensichtlichen Funktion als Tour-Appetizer fungiert die EP gleichzeitig als Statement und setzt ein Ausrufezeichen, welches beim Zuhören gefühlt zum richtigen Zeitpunkt kommt. Eine Empfehlung daher an alle, die ein wenig Bock auf experimentellen Sound mit Battlerapambitionen und Realtalk haben.
Am 27. November kann man die beiden live in der Grellen Forelle in Wien sehen.
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