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Flowin Immo Interview

Flowin Immo Interview

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TM: Du bist ein sehr vielfältiges Talent – sogar bei einer Hip Hop-Oper warst du dabei. Was war der Grundgedanke, eine solche Oper zu machen, und wie bist du dazu gekommen?

Immo: Der Initiator wollte gerne junge Menschen an die Oper heran führen. Er selbst kommt auch aus dem Theater/Pädagogik-Bereich. Er wollte junge Leute und alte Kunst zusammen mit Jugendkultur verbinden, damit es für junge Leuten interessanter wird, und sie sich damit beschäftigen. Anfang 2006 kam dann dieses Projekt zustande; und durch einen Kollegen, der eigentlich für eine Rolle vorgesehen, aber nicht im Lande war, kam ich auf die Idee bei einem Casting mitzumachen. Und dann hab ich eine Rolle gekriegt.

TM: Welche Rolle hast du in der Oper übernommen?

Immo: Ich habe Guglielmo gespielt, einen der beiden Jünglinge. Also „Cosi fan tutte“ war ja das „gesampelte“ Werk und es hieß dann „Cosi fan tutti“. Die Jünglinge Guglielmo und Ferrando waren zwei Rapper, die beiden Mädls Dorabella und Fiordiligi waren Opernsängerinnen. Dann gab’s da noch Despina, die Kammerzofe der beiden Mädls und Don Alfonso, den alten, erfahrenen Mann, der die Jünglinge zu einer Wette herausforderte, dass ihre beiden Damen ihnen untreu werden würden. Wir waren dann natürlich sehr empört. (lacht) Und nachdem die Jünglinge in den Krieg gezogen waren, kamen dann auch so „Vermummte“ (lacht) und bezirzten ihre Frauen. Es war dann so ein Mix aus Rap, Operngesang, Versatzstücken und einem Jungendorchester mit einem DJ. Drei Aufführungen gab es dann in der komischen Oper in Berlin. Obwohl das Opernhaus dieses Projekt gehasst hat, und sie haben dann auch alle weiteren Aufführungen verhindert.

TM: Auch in deinen Tracks hört man verschiedene Einflüsse von Jazz bis Reggae. Was hast du noch nicht einfließen lassen, würdest aber gerne?

Immo: Der Blues muss sicher nochma’ ran. (lacht) Dazu ist es bis jetzt noch nicht gekommen. Aber ich hab’ schon Jazz-Improvisationsgigs in einschlägigen Berliner Jazz-Clubs gemacht und Rap auf Techno, Rave mach’ ich regelmäßig mit zwei Jungs aus Jena, dem Krauseduo. Und mit meiner Band “Le Freaqz“, mit denen ich seit ca. 3 Jahren spiele, bringe ich auch jede Art von Musikstil mit einer Hip Hop-Attitüde zusammen. Mit der Band habe ich genügend Spielraum, solche Ideen auch auszuprobieren. Und Ende diesen Jahres werden wir auch beginnen, gemeinsam ein Album einzuspielen.

TM: Zurück zu deinem beeindruckenden Lebenslauf: Wie bist du dazu gekommen, für das Goethe-Institut nach Singapur, Jakarta und Bangkok zu fahren?

Immo: Ich hab’n Anruf bekommen. Und die haben gemeint: „Wir wollen Sie gerne exportieren!“. Das war 2000, kurz nachdem „Terra Pi“ heraus kam. 2001 war dann die Reise, die eigentlich auch nach Kuala Lumpur gehen sollte, doch die Unglücke im September davor und der US-Angriff auf Afghanistan brachte die Malaysische Regierung dazu, zu sagen: „Wir wollten keine westliche Hip Hop-Kultur in unserem muslimischen Staat.“ Dann waren’s halt nur die drei Länder, wo ich, mit einem Partner dabei, Konzerte gegeben habe. Durch diese Goethe-Institut-Reise bekam ich dann ein paar Monate darauf auch noch die Möglichkeit, für den Deutschen Pfadfinderverband in Thailand Rap-Workshops zu geben. Da ging’s darum, die Deutsche Sprache zu vermitteln. Was natürlich nicht so einfach war. Grundsätzlich war es dann so, dass es eine Möglichkeit gab, mit Sprache umzugehen und einen Text dann vorzutragen. Aber man musste natürlich viel mit Händen und Füßen arbeiten. Und guten Deutschen Freestyle konnte ich ihnen natürlich bieten. (lacht)

TM: Wie nehmen Asiaten Deutschen Hip Hop wahr?

Immo: Die schnellen und interaktiven Sachen nehmen sie gut auf. Natürlich wenn es eher nachdenklich und textintensiv ist, sind sie zum Zusehen verdammt. Spezielle Episode dazu: Ich habe einen Song „Moin Moin“. In Thailand heißt „Moin Moin“ jedoch Schamhaar. Aber sie haben’s trotzdem zurück gerufen. (lacht)

TM: Du bist mittlerweile auch schon ein „alter Hase“ in der Deutschen Hip Hop-Szene. Was sagst du zu den Veränderungen der Szene in den letzten Jahren?

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(c) Philip Pesic

Immo: Ich muss sagen, es ist etwas Anderes heutzutage. Meine Generation hatte da irgendwie einen anderen Auftrag. Es gab damals nicht so viele Vorbilder. Dieser Pioniergeist, dass man etwas machen und zeigen möchte, und sich mit anderen auf kreative Art und Weise messen möchte, hatte eine gewisse Energie. Für manche ist daraus dann ein kommerzieller Erfolg geworden, was wiederum Leute auf den Plan gerufen hat, die eher scharf auf den kommerziellen Erfolg waren, als auf den Forschergeist. Aggressive Leute haben sich auf den Hip Hop-Jams früher auch selbst dadurch ausgegrenzt. Weil das waren fröhliche Feste, bei denen man zeigen konnte, was man so drauf hat. Und solche fröhlichen Feste gibt es heute nicht mehr. Klassische Jams sind einfach ausgestorben. Es wird zwar hin und wieder versucht, aber man hat dann nur dieses melancholische „Das ist ja wie damals“-Gefühl. Und das kommt halt wie ein Kulturverein rüber, der nur dazu da ist, die Kultur zu bewahren. Damals war es halt etwas Anderes, das einen dazu getrieben hat. Jetzt wird viel abgekupfert, es wird viel gemacht, das andere machen. Jetzt ist die Zeit einfach vorbei. Es gibt zwar viel Rap-Musik, die aber mit dem Hip Hop-Gedanken nichts mehr zu tun hat. Es geht nur mehr um Selbstdarstellung und Geld. Und das gibt mir nicht so viel.

TM: Am Donauinselfest warst du mit den Waxos auf der Bühne. Welchen Bezug hast du zur österreichischen bzw. Wiener Musikszene?

Immo: Die Waxolutionists haben mich eingeladen, den Chorus bei einem Song ihrer neuen Scheibe zu gestalten. Eigentlich habe ich Total Chaos zuerst kennen gelernt und dadurch dann auch die Waxos. 2005 war ich dann ein paar mal in Wien, und da kam’s dann zu gemeinsamen musikalischen Auswüchsen. Jetzt haben sie mich einfach eingeladen, um mit ihnen die Show zu machen und viele kühle Getränke zu mir zu nehmen. (lacht) Im Moment steht auch ein Projekt mit Cay Taylan an, mit Café Dechsler hab ich auch schon etwas gemacht und 2005 kam dann auch der Attersee Sampler zum 65. Geburtstag von Christian Ludwig Attersee raus, auf dem ich zwei Songs gemacht habe, unteranderem auch „Am Attersee“, das auch auf der „Jetzt“ EP drauf ist. Es gibt also verschiedene Fäden, die nach Wien führen. Mit Didi Schärf, dem Booker vom Café Leopold, versuche ich, auch eine Band in Wien zusammen zu bekommen. Und mit den Vamummtn möchte ich auch etwas machen. Das ist aber noch ein absolut ungelegtes Ei. Abgesehen davon mache ich demnächst Rap-Workshops für Kunststudenten in München.

TM: Kannst du eigentlich vom Hip Hop leben?

Immo: Ja, aber es ist ein ständiger Kampf. Vom Plattenverkauf kann ich nicht leben. Ich spiele viel live. Außerdem mache ich den Synchronsprecher für „Crank Yankers“, eine Comedy Central-Produktion. Da werden reale Verarschungsanrufe mit Puppen nachgespielt. Bei „Afro Samurai“, dem Manga-Comic, wozu RZA den Soundtrack gemacht hat, habe ich auch einige Nebenrollen gesprochen. Meine Schreie kamen besonders gut an.

Interview: Lisa Seidl