Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine…
Mit „The American Negro“ stellt Adrian Younge ein Multimedia-Projekt vor, das im Zeichen des Black History Month steht. Es beinhaltet ein am 26. Februar erscheinendes Album, einen Podcast und einen Kurzfilm, die als Gesamtkonzept seine ungeschminkte Kritik an der systemischen und bösartigen Psychologie, die People of Color betrifft, aufzeigt.
Es ist vielleicht Adrian Younge bislang ambitioniertestes und persönlichstes Projekt. Der in Los Angeles lebende Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent teilt seine Kritik am strukturellen Rassismus und System, indem er versucht, den geschichtlichen Bogen zu schlagen und somit auch die Verantwortung europäischer Kolonialisten miteinzubeziehen. Um die Feinheiten der Botschaft des Albums umfassender erklären zu können, veröffentlicht er zudem den vierteiligen Podcast „Invisible Blackness“ und den Kurzfilm „T.A.N.“.
„The American Negro“ ist ein eindrucksvolles, vielschichtiges Statement, das immerwährende Ungerechtigkeiten reflektiert und als Impulsgeber für Veränderung in einer Zeit der Massendesillusionierung dienen kann: ein Album für die Menschen, das die Entwicklung des Rassismus in Amerika detailliert aufzeigt.
“The American Negro is the most important creative accomplishment of my life. This project dissects the chemistry behind blind racism, using music as the medium to restore dignity and self-worth to my people…” sagt Younge. “It should be evident that any examination of black music is an examination of the relationship between black and white America. This relationship has shaped the cultural evolution of the world and its negative roots run deep into our psyche.”
„The American Negro“ ist nichts für schwache Nerven, das schließt auch das Cover des Albums ein: eine Nachbildung sogenannter „Lynch-Postkarten“, die sehr populär wurden, um die Ermordung von Afroamerikanern durch weiße Amerikaner als Selbstjustiz um die Jahrhundertwende zu zelebrieren, ohne gerichtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Außerdem dienten sie als Warnzeichen an alle jene, die versuchten, die Rassenungleichheit auszumerzen. Dass der Erstickungstod noch heute von Polizeibeamten gegen unschuldige Schwarze Amerikaner eingesetzt wird, ist mehr noch als eine Ironie, es ist eine Parallele.
Der Titeltrack „The American Negro“ fängt den poetischen Geist afro-amerikanischer Grßen wie Gil-Scott Heron, Curtis Mayfield und Marvin Gaye ein. Er kultiviert eine kühne Balance zwischen Melancholie und purer Freude, mit tief berührenden Texten und melodischen Grooves. Auf dem Track spielt das Linear Labs Orchestra, der Gesang kommt von Loren Oden, Chester Gregory und Sam Harmonix.
Der begleitende Podcast „Invisible Blackness with Adrian Younge“ auf Amazon Music dokumentiert die Entwicklung und Evolution des Rassismus in Amerika. In vier Episoden und einer Reihe langer Gespräche analysiert Younge das schwarze Bewusstsein Amerikas mit neuen historischen Parallelen zur Zukunft und Vergangenheit. Im Rahmen des Podcasts wird Younge von Persönlichkeiten wie Chuck D, Ladybug Mecca, Keyon Harrold, Michael Jai White und anderen begleitet, um die dominanten Ideologien, die in Amerikas Kultur eingebettet sind, aufzudecken, zu veranschaulichen und sichtbar zu machen. Hier gibt es einen Trailer zu hören und hier kann der Podcast abonniert werden.
Adrian Younge ist Mitglied von The Midnight Hour und hat für Entertainment-Größen wie Jay Z, Kendrick Lamar und Ghostface Killah vom Wu-Tang Clan produziert. Er komponierte die Soundtracks für Fernsehserien wie Marvels „Luke Cage“ (mit Ali Shaheed Muhammad) und für Filme wie „Black Dynamite“. Ihm gehört das Boutique-Plattenlabel Linear Labs und er ist Miteigentümer der Reihe Jazz Is Dead. Wenn er nicht an Filmmusik für große Studios oder Sender arbeitet, nimmt er Alben auf, die seine eigene künstlerische Arbeit zum Ausdruck bringen. Für „The American Negro“ hat Younge nicht nur komponiert, sondern auch jedes Instrument der Rhythmusgruppe des Albums gespielt. Außerdem hat er ein 30-köpfiges Orchester arrangiert und in seinem analogen Studio aufgenommen.
Für den kommenden Kurzfilm „T.A.N.“ hat Younge Regie geführt, geschnitten und die Filmmusik komponiert. Es handelt sich um einen erzählenden Film, in dem fünf zerbrechliche Seelen, verwirrt und in einem seltsamen Bewusstseinszustand eine unheimliche Dimension betreten. Stück für Stück erkennt jede Person ihr Schicksal und die Dunkelheit, der sie entkommen ist. Der Film wird ebenfalls via Amazon verfügbar sein.
Die Platte klingt – wie alle Younge Releases – warm und bietet analogen Vintage-Sound. Wer seine Arbeiten für Ghostface Killah, Luke Cage, Midnight Hour oder die erst kürzlich auch in einer eleganten „HHV exclusive Edition“ in buntem Vinyl erhältlichen „Jazz Is Dead„-Reihe schätzt, wird wohl auch dieses Release lieben. Soulige Grooves mit jeder Menge Message. Ein frühes Highlight des Jahres 2021.
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Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommen würde. Als Fotograf überlässt er lieber Berufeneren das Schreiben. Dafür fragt er gerne nach. Nur in seltenen Fällen haut er selbst in die Tasten. Aber da muss schon viel passieren. Einfach lieber am Auslöser