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Ananasmixtape Vol. 1 (Ronja Neger) // Playlist

Ananasmixtape Vol. 1 (Ronja Neger) // Playlist

Einmal im Monat präsentiert ein „The Message“-Mitglied – RedakteurInnen wie FotografInnen – das Ananasmixtape. In Form einer Spotifyplaylist zeigt das Mixtape einen Querschnitt des aktuellen Musikgeschmacks. Ich habe die Ehre, anzufangen und zu den Highlights meiner Playlist etwas zu erzählen. Ich habe versucht, der Playlist ein wenig Struktur zu geben: Chillig träumerisch zu Beginn, zwischendurch funky und etwas Feuer unterm Hintern zum Schluss. Daher würde ich euch empfehlen, das Mixtape in der Reihenfolge wiederzugeben, in der sie zusammengestellt ist.

1. Auch wenn Chefket in „Guter Tag“ eigentlich eh die Gesellschaft an den Pranger stellt, kann ich mit den Old-School-Vibes und der Idee, etwas besser machen zu können, sehr gut in den Tag starten.

2. Eigentlich mag ich Single-Typen mit Babystimme und Gitarre so gar nicht, aber Bruno Major’s Poesie gefällt mir. Seine sanfte Stimme erzählt davon, wie sehr er ein Mädchen lieben möchte. So sehr, dass er vor lauter Liebesschmerz einen Autounfall verursacht. Es schwingt ein bisschen Selbstironie über die eigene „Impatience to adore you“ mit und die sanften Gitarrenklänge in „Second Time“ lassen das Missgeschehen irgendwie makaber-romantisch wirken. Sehr herbstlicher Track.

3. Auch im ersten Banger dieser Playlist,  „Blind Man“ von Xavier Omär, geht es um die Liebe. Der Beat ist stimmig und energetisch zum Mitgrooven. Die Lyrics, hauptsächlich Komplimente und Schmeicheleien wie „You’re so beautiful, a blind man could love you„, sind schön anzuhören, vor allem bei so einer Stimme.

4. Kali Uchis und Tyler The Creator haben es meiner Meinung nach faustdick hinter den Ohren. „After the Storm“ muss man sich mit Video ansehen um zu verstehen, was die beiden da wirklich treiben. Das Video ist directet by Kali Uchis selbst und Nadia Lee Cohen, die mit ihren Fotos und Videos eine „Plastic World“ darstellt, in der wir zu leben scheinen. Musikalisch eine Hymne an weibliche Selbstbestimmung, unterlegt mit funky Vibes für allgemeinen Optimismus. Visuell eine ironische Darstellung Kali Uchis auf der Suche nach einem Mann, Tyler. „After The Storm“ ist ungemein sympathisch.

5. Es geht weiter mit einem Alltime-Favourite: „Why ii Love The Moon“ von den Phony Ppl ist eine Hymne an den Mond, weil der einen nie verlässt und das ist mega schön. Das Intro, der Gesang und das Klavier, später ein Beat, dann ein Rap-Part, für mich passt da einfach alles zusammen und das ganz locker-flockig aus dem Handgelenk. Das liegt wohl am Funk.

6. Um genau diesen Funkeinfluss zum Höhepunkt zu bringen, hau ich euch zu diesem Zeitpunkt Sister Sledge mit „Lost In Music“ rein und hoffe, dass ihr spätestens jetzt auch lost in meiner Playlist seid.

7. Wir gehen ein bisschen vom Gas und slow-dancen mit Anderson.Paak zu Get Em UpHier gibt er sich mit funky mit verträumtem Gesang, kann aber auch Bars spitten oder einen auf Rocker machen. Ich würde Anderson.Paak für weitere Überraschungen auf jeden Fall mal auschecken.

8. Auf „April“ von Alxndr London bin ich durch die Colors Show aufmerksam geworden. Ein wenig enttäuschend war für mich, dass die Studioaufnahme auf Spotify viel weniger lebendig wirkt. Die elektronische Backgroundmusik ist bei beiden Versionen treibend und inspiriert von asiatischen Tonleitern und Instrumenten. Eindrucksvoller in der (quasi-live) Neuinterpretation bei Colors sind aber die vielfältigen Nuancen seiner Stimme und natürlich die asiatisch inspirierte Outfitwahl.

9. „Schlafentzug“ von Fatoni ist zwar ein bisschen drückend, aber es hilft, wenn man beim Aufstehen noch ein wenig in der „Ich hasse meinen Job“-Melancholie schweben möchte. Außerdem finde ich Fatoni und seine lyrisch reizvollen Texte mit Witz sehr sympathisch.

So schön die Melancholie, Schnulzerei und funky Optimismus auch sind, manchmal muss man auf den Tisch hau’n. Wer könnte da außer  IAMDDB besser passen als Little SimzPrincess Nokia oder Brockhampton, die übrigens gerade mit iridesence einen Haufen Banger in ein Album gepackt haben?

10. Jetzt beginnt der Teil, der Feuer unterm Hintern machen soll. IAMDDB leitet mit der richtigen Stimmung ein. Sie ist eine „Bad Bitch“, die „Shade“, ein Slangbegriff für passiv gezeigten Disrespect, nicht interessiert. Sie weiß, dass sie’s draufhat und außerdem arbeitet sie wie eine Maschine fortlaufend an neuen Tracks. Diese Frau verkörpert ein starkes Selbstbewusstsein und gefühlvolle Seele zugleich.

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11. Mit Backseat präsentiere ich euch wiederholt eine tolle Performance bei Colors, in der man spürt wie persönlich Little Simz‘ Musik ist. Statt auf dem Rücksitz ist sie aber mittlerweile auf der Überholspur und wird hoffentlich bald mit einem neuen Album zeigen, wie viel Schaffenskraft und musikalisches Können in ihr stecken.

12. „Tomboy“ beginnt mit Militär-Sounds und schon nach den ersten paar Bars bin ich geschockt von der Energie, die in Nokias Stimme mitschwingt. Ein Tomboy ist eine weibliche Person, die sich nicht nach ihrer Geschlechterrolle „Frau“ verhält. Ist man also ein Tomboy, wenn man sich nichts gefallen lässt und/oder nicht den Körper der Frauen auf den Magazincovern hat? Princess Nokia scheißt im Jahr 2016 jedenfalls drauf und macht, was sie will. Schade, dass von ihr in diesem Stil schon länger nichts veröffentlicht wurde.

13. Zu „Junky“ möchte ich eigentlich gar nicht so viel sagen. „I say shit when I rap and y’all ni**ers barely listening„, beschwert sich Kevin Abstract, einer von fünf Mitgliedern der Rap-Boyband Brockhampton. Also hört ganz genau zu, denn was hier gespittet wird, sollte man sich zu Herzen nehmen. Wenn Brockhampton nicht rappen würde, wären sie vermutlich eine Punk-Band. Ihre Texte sind teils ziemlich düster, prangern an, scheuen sich nicht vor drastischen Bildern und schneiden vor allem ein. Das neue Album ist schwere Kost, doch auf „Saturation II“ finden sich neben „Junky“ noch einige Tracks für Easy-Listening auf Beat-Ebene. Ein Zitat aus dem Track als Gruß von mir: „I hate these shaded folks, that want it lady like, but don’t treat lady right. Oh yeah, you mad ‚cause she ain’t fuck, mad ‚cause she ain’t suck. Beat your ass before you got time to say: ‚Why not?“‘

14. In „Caroline“ kann sich Aminé nicht entscheiden, ob seinem „Bad Thing“ seine Anerkennung geben oder die Sache auf unschöne Weise beenden sollte. Sexistischen Parts wie „If ya want safe-sex, baby use the knee pads“ sind hoffentlich Teil des Alter Ego, das sich nicht auf intime Gefühle einlassen kann und die Sache abfuckt, sobald es ernst wird. Der Beat ist dope, rappen kann er und seine Musikvideos sind alle ziemlich sympathisch.

15. Chance The Rapper bringt mit Angels featuring Saba einen Gute-Laune-Jam zum Mittanzen. Peace and Love, perfekt für ein Outro. Mir persönlich gibt der Upbeat-Track mit der kleinen Prise Gospel immer ein gutes Gefühl in Momenten, in denen man froh darüber sein kann, ein bisschen sentimental zu sein.