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Verwöhnt von Wien // Jugo Ürdens Interview

Verwöhnt von Wien // Jugo Ürdens Interview

Fotos: Daniel Shaked

In den vergangenen zwei Jahren entwickelte sich Jugo Ürdens spielerisch zu einer der heißesten österreichischen Rap-Aktien. Gut möglich, dass das morgige Release seines Debütalbums „Yugo“ diesen Höhenflug weiter beschleunigt. Jedenfalls erscheint es naheliegend, dass der Wiener mit mazedonischen Wurzeln nach und nach auch auf den deutschen Markt schielt. So pendelt Jugo Ürdens momentan von Termin zu Termin, plant nach seiner Releaseparty am 11. Oktober im Werk auch einige Liveshows in Deutschland und der Schweiz. Im Interview erläutert uns der Futuresfuture-Rapper unter anderem, welche Karrierepläne er auch abseits der Musik schmiedet und was er von einem Wohnortwechsel hält. Weiters dreht sich unser Gespräch über ex-jugoslawische Musik, seine Produktionskünste und was er auf visueller Ebene geil findet.

The Message: 2017 hast du Rap noch eher als kurzfristiges Ding betrachtest, das du so lange es geht auskosten willst und dann etwas Beständigeres machen möchtest. Nachdem es aktuell gut läuft: Wie hat sich deine Sichtweise darauf verändert?
Jugo Ürdens: Es hat sich in dem Sinne geändert, dass ich jetzt das Album gemacht habe und bis auf ein, zwei Songs voll dahinterstehen kann. Ich tu es mittlerweile nicht mehr auf ‚Hey, ich mach das zum Spaß‘ ab. Es ist auch erstmals so, dass ich als Privatperson Leuten, die mich nicht kennen sage, dass ich Musik mache, rappe und Beats baue. Vorher war mir das irgendwo peinlich, weil ich das Gefühl hatte, dass zwar die Idee da ist, die Qualität aber noch fehlt. Das dauert einfach. Man sieht auch, dass die Resonanz immer besser wird und es mehr geklickt wird. Es ist natürlich noch sehr unterm Radar, aber in Wien sieht man schon, dass es vorangeht. Da ist eine gewisse Bestätigung da. Ich denke mir, dass ich eigentlich nichts anderes machen möchte, träume von dem Scheiß, der lässt mich nicht los. Es ist fast schon ungesund, aber tausendmal geiler als alles andere.

Was stört dich an den zwei Songs und warum sind sie trotzdem am Album gelandet?
Ich habe den Abgabetermin immer weiter nach hinten verschoben, die beiden Songs waren da schon draußen. Den „Woman“-Song finde ich zum Beispiel whack. Der ist einen Tick älter und das hört man. Aber ich habe mir gedacht, dass ein Song, den ich persönlich scheiße finde, schon okay ist. Das ist eigentlich eh der Einzige. Ich höre mir das ja erstmals auch gerne an. Es macht alles Sinn, auch visuell. Ich habe das Gefühl, ein Produkt zu haben, das man anfassen kann.

Glaubst du, selbstkritischer als die meisten deiner Kollegen zu sein?
Ich weiß nicht wie andere sind, aber selbstkritisch bin ich sicher. Ich mache Songs, die ich im selben Moment wieder scheiße finde. Ich mache inhaltlich keine krassen Kendrick-Lamar-Meisterwerke, es ist eben alles zeitgenössisch. Aber ich mache mir schon viele Gedanken – es ist selten so, dass ich im Studio aus dem Kopf heraus einen Text schreibe.

Ist es ein Anspruch, inhaltlich etwas so Ausgetüfteltes wie Kendrick Lamar zu machen?
Nein. Aber etwas à la ‚Ich bin über 18 und mach was ich mach‘ soll es halt auch nicht sein. Ich will niemandem die Welt erklären und nicht über Sachen reden, von denen ich keine Ahnung habe. Und dann ist es in meinem kleinen Universum eben sehr auf sich selbst bezogen. Ich versuche natürlich, es bisschen zu überspitzen, aber es in diesem Ding aber gleichzeitig authentisch und real halten. Songs wie „Ajde“ will ich von Spotify löschen. Das ist halt nicht echt.

Aber du hast es dir tätowiert.
Ja, das ist geil. Das ist schon echt, aber der Song an sich mit diesem Beat ist eine Katastrophe. Es ist voll diese Proll-Jugo-Schiene, die es nicht sein soll. Natürlich spielt man damit, aber es darf kein Gimmick-Ding à la Money Boy sein, das schnell wieder weg ist, sondern es sollte sich im besten Fall etablieren. Ich muss nicht die Stadthalle ausverkaufen, ich denke nicht an sowas. Ich will, dass es geil ist.

Was braucht es, damit du dich längerfristig etablieren kannst?
Naja, ich weiß es nicht. Ein konkretes Ziel ist es, alles zu professionalisieren. Mein größter Anspruch ist, dass alles Hand und Fuß hat. Ich glaube aber, dass es schon noch ein paar Jährchen dauern wird, Soundfindung und so weiter sind einfach ewig lange Prozesse. Und das passiert halt. Ich merke ja selber, dass mir langsam bewusst wird, was ich machen will.

Du hast immer wieder durchklingen lassen, dass du depressive Phasen hast und mit Selbstzweifeln kämpfst. Inwieweit hat sich das mit der gestiegenen Reichweite und der Fertigstellung des Albums gelegt?
Naja, jeder hat mal Selbstzweifel und ist schlecht drauf. Ich habe letztes Jahr zu viel gekifft. Dann habe ich aufgehört, weil ich eh nicht so viel Zeit dafür habe, wie ein Zombie herumzueiern und das hat sich dann irgendwann gelegt.

Stammen „Allein“ und „Läuft“ dann aus dieser Zeit?
Voll, wobei „Allein“ dann eigentlich eh schon wieder eine super Phase war. Es ist immer wieder was drinnen, auch bei „Yugo“: ‚Ich will nur Ljubov, aber krieg nur Paroxat.‘ Das ist ein Antidepressivum, das ich mal verschrieben bekommen habe. Ich habe es nie genommen, aber das sind diese Zwischendinger, die immer wieder durchschimmern, die eh kein Schwanz checkt. Ich will keine komplett weinerliche Musik machen. Das muss ich nicht so arg nach außen tragen. Aber es ist okay, immer wieder mal zwischendrin ernst und ehrlich zu sein.

Du verwendest oft Jugoslawische Herzschmerz-Songs aus den 1970er- und 80er-Jahren als Samples, hast beispielsweise Goran Bregović öfters in deinen Texten erwähnt. Was macht für dich den Reiz dieser Tracks aus?
Der Pathos auf jeden Fall. Ich habe Goran Bregović noch nie gesampelt, aber viele andere Jugo-Songs – voll die pathetischen Balladen. Ich kann es voll fühlen, wenn ich diese Musik höre. Man ist in so einer traurig-glücklichen Stimmung und das catcht dich einfach. Wenn du als kleines Kind damit aufgewachsen bist und es immer gehört hast, brennt sich das so ein.

Woher nimmst du die Samples? Hast du die Platten und CDs?
Nein, ich habe das in Mazedonien mal durchgewühlt, dann immer Fotos gemacht und die Sachen auf YouTube gesucht.

Gibt es eine spezielle mazedonische Ausprägung von ex-jugoslawischer Musik?
Gab es schon, vor allem alte Rockbands. Aber es war schon eher jugoslawisch und da war das serbische Ding stark im Vordergrund.

Was waren das zum Beispiel für Acts?
In Mazedonien zum Beispiel Nina Spirova. Die hat Soul gemacht, sich an amerikanischen Musikern orientiert, aber es ist trotzdem voll slawisch. Ist ganz geil, da habe ich ein paar Sachen gesampelt. Goran Bregović hatte mit Bijelo Dugme eine Mega-Rockband, dann gab es Riblja čorba. In Mazedonien gab es dann noch Leb i sol, also Brot und Salz. Sonst kenne ich die Namen nicht so gut, klicke und höre mich eher durch. Aber schon eher die poppigen Leute, Zdravko Colic oder Dino Merlin zum Beispiel.

„Wenn mich wer nach einem Drake-Type-Beat fragt, habe ich keine Ahnung“

Du behauptest ja, mehr Spaß am Produzieren als am Rappen zu haben. Wie denkst du wird sich diese Schiene bei dir entwickeln?
Zur Zeit bin ich wegen dem Album leider recht wenig am Produzieren. Da habe ich die Hälfte produziert, den Rest Joce, den ich über Edwin kenne. Ich werde aber immer meine Skizzen und Loops bauen. „Yugo“ habe ich zum Beispiel von vorne bis hinten im Schlafzimmer gemacht, dann haben wir es noch leicht adaptiert. Bei anderen Sachen bin ich beim Tontechniker im Studio, wo wir alles aufnehmen. Da komme ich mit der Idee hin und wir arbeiten es gemeinsam aus. Aber in Zukunft würde ich gerne wieder mehr produzieren.

Auch für andere Acts?
Eher weniger. Für Einfachso vielleicht ein paar Beats, aber jetzt liegt der Fokus mal auf der eigenen Musikkarriere.

Du würdest also nicht für jemand anderen produzieren, der dich fragt?
So auf Knopfdruck nicht, das kann ich nicht. Es geht, wenn ich es gerade machen will und dann passiert es eben. Aber wenn mich jetzt wer nach einem Drake-Type-Beat fragt, habe ich keine Ahnung. Kann ich nicht, mache ich nicht, will ich nicht.

Und wenn jemand fragt, was für Beats du hast, würdest du sie hergeben?
Ich würde auf jeden Fall was herzeigen, aber auch sagen: ‚Der ist für mich, der auch und der kommt nicht.‘ Aber wenn es sich ergibt und geil ist, gerne. Ich muss aber auch sagen, dass meine Skills produktionstechnisch weit weg von Brenk und was weiß ich wem sind. Meistens sind es Skizzen und erst wenn eine Idee zu einem Song da ist, wird ausproduziert. Zuerst den Vibe einfangen und dann schauen, was daraus wird. Wir haben dann eine Hookidee und darum herum kann man das gut aufbauen, an Synthies, Kicks und Snares arbeiten und da noch einen Akkord einspielen.

Du hast Brenk erwähnt. Stimmt es, dass ihr gemeinsam etwas plant?
Wir schreiben regelmäßig. Wenn das alles vorbei ist, will ich ihn unbedingt mal treffen. Mal schauen, es wäre natürlich krass.

Kommt es für dich in Frage, aus Wien wegzuziehen und beispielsweise nach Berlin zu gehen?
Nein. Berlin ist hässlich, eine Scheißstadt.

Und generell nach Deutschland?
Momentan nicht. Wenn schon, wäre Hamburg tausendmal schöner, die Innenstadt sieht nach etwas aus. Berlin ist eine hässliche Drecksstadt, also nichts gegen die Leute. Wenn man länger dort ist, hat man sicher seine Orte, aber ich bin schon verwöhnt von Wien. Du bist in zwanzig Minuten überall, hast eine schöne Innenstadt, deine Hipsterbezirke, dein Randding, die Donau – das gibt’s in Berlin nicht so.

Aber du siehst derzeit nicht die Notwendigkeit, wegzuziehen?
Nein. Wenn es unumgänglich ist, überlege ich nicht lange und mache es auf jeden Fall. Aber wenn es nicht so ist und ich eben immer wieder mal für ein paar Wochen nach Deutschland muss, ist es voll okay. Ich würde tausendmal lieber in Wien bleiben.

Wie viel Einschnitt in deine künstlerische Freiheit wäre für dich vertretbar, falls du mal mit größeren Labels zusammenarbeitest?
Boah, gar keine (lacht). Aber das wird es dann halt geben müssen. Falls da mal etwas passiert, schauen wir mal. Zur Zeit ist es hundertprozentig bei mir und es ist ganz geil, selbst Herr der Lage zu sein.

Du sagst ja, dass du gerne im vertrauten Umfeld arbeitetest. Wie gehst du mit „guten“ Freunden um, die dich unterstützen, so lange es gut rennt und dann schnell wieder weg sind?
Es ist noch nicht so krass. Ich habe nicht viele Freunde, hatte ich nie. Ich hatte immer Probleme, das langfristig aufzubauen, aber zum Beispiel einem Edwin oder einem EINFACHSO als meinem besten Freund sage ich: ‚Egal wo es hingeht, du kommst mit!‘ Der Zug ist abgefahren, sich umzuentscheiden (lacht). Ich habe meine Freundin, die auch so eine sehr sehr gute Freundin ist und Erik B., mit dem ich produziere – die müssen bleiben. Da gibt es auch keine wirklichen Eindringlinge. Auf Partys ist man halt immer nett zu Menschen, auch wenn man vielleicht keinen Bock hat. Ich will ja niemandem auf die Füße steigen.

Aber generell gibt es schon viel Schein in der Musikwelt.
Natürlich, aber das gibt es überall. Ich habe immer das Gefühl, je mehr jemand redet, desto weniger will ich mit dem zu tun haben. Je mehr er vom großen Ding erzählt und dann machen wir das und das. Dann gehe ich schnell auf Distanz.

Fällt es immer schwerer, Freundschaft und Business zu trennen?
Das ist eh unmöglich.

„Scheiß auf Schuhe und Kleidung, Essen ist geiler!“

Gibt es ein Ausstiegsszenario für dich, falls das mit der Musik nichts wird?
Nein, darüber will ich gar nicht nachdenken. Aber ich mache in ein paar Jahren ein Restaurant auf.

Du hast mal erwähnt, dieses Restaurant mit 35 aufmachen zu wollen. Wieso gerade in dem Alter und was ist die Grundmotivation?
Weil ich dann hoffentlich alles gesehen habe, genug Geld da ist und auch wenn das in den Arsch geht, bringt es mich nicht um.

Was für ein Restaurant?
Jugoslawische Küche auf geil. Die Jugo-Läden in Wien sind halt so von Jugos für Jugos, aber ich will ein Ding machen, wo jeder hingeht und sieht: ‚Okay, das ist geil. Da gehe ich jetzt schön mit meiner Freundin essen, obwohl ich mich noch nie mit Jugoslawien beschäftigt habe.‘

Also eher etwas für den 7. Bezirk?
So eine Mischung aus 7. Bezirk und 15., 16. Bezirk. Inneneinrichtung schon sehr heruntergedingst, dafür nur acht bis zehn Speisen, aber auf geil. Beste Qualität, schön angerichtet und einfach gut gemacht.

Hast du einen Bezug zur Gastronomie?
Ich habe drei Jahre in der Gastro gearbeitet und gehe leidenschaftlich gerne Essen – jeden Tag, ich gebe mein ganzes Geld für Essen aus. Scheiß auf Schuhe und Kleidung, Essen ist geiler! Ich sehe oft, dass es so geil sein könnte, aber dann gehe nur ich hin, weil ich es halt kenne. Es wäre geil, wenn man das aus diesem Milieu, aus dieser Blase rausholt und es den eigenen Leuten präsentiert. Ich will die Ideen geben und dann jemanden engagieren, der das wirklich kann. Es wäre geil, wenn das dann für die Wiener Musikszene ein Fixpunkt wird, zu dem alle hingehen und man so ein Fixpublikum aufbaut. Am Liebsten macht man dann auch das Catering für die Musikevents. Ich will das machen, seit ich 16 bin. Es wäre cool und witzig.

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Foto: Lara Heußner

Du bist zwar größtenteils in Ottakring aufgewachsen, aber in jungen Jahren schon durch halb Wien gezogen, hast im 13., 14. und 22. gelebt. Warum diese häufigen Umzüge?
Durch familiäre Gründe und finanzielle Schwierigkeiten. Am Anfang waren wir in einer Kabinettwohnung, in der mein Vater gelebt hat. Er ist zuerst nach Wien gekommen, wir sind ein Jahr später nachgekommen und haben dann paar Monate dort gelebt. Im 14. schon bisschen größer, dann im 16. wirklich geil gelebt – Skifahren und so ein Scheiß halt. Später sind wir in den 22. gezogen und dann ging es finanziell relativ schnell und stark bergab, das hat sich dann so entwickelt.

Und wie bist du im 1. Bezirk in der Schule gelandet? Das ist ja sehr untypisch.
Meine Mutter hat immer gesagt: ‚Du wirst kein Gastarbeitersohn! Deine Mutter hat studiert, dein Vater hat studiert, du lernst schön Deutsch und gehst in die Schule!‘ Es war aber ein öffentliches Gymnasium und jetzt nicht so elitär, die meisten waren aus dem 22. Ich war im Lise-Meitner-Realgymnasium – Schottenbastei. Das Schottengymnasium, die Privatschule, ist gleich daneben. Es war schon witzig vom Mildepark à la ‚Wieso kannst du so gut Deutsch? Ich hau dir aufs Maul!‘ mit der 44er-Straßenbahn zu: ‚Wir gehen in der Freistunde ins Splendid und bestellen uns ein Wasser für vier Euro.‘ Ich hatte aber keine vier Euro für Wasser.

Wie sind die Rich Kids aus der Schule damit umgegangen?
Die waren trotzdem voll nett, aber es hat natürlich trotzdem an meinem Ego genagt. Ich hatte immer genug zu Essen, ganz so war es eh nicht, dass man wirklich arm war. Aber ich habe es schon gemerkt. Ich war dann für paar Monate samstags zehn Stunden in der Obst- und Gemüseabteilung im Spar, da stand ‚OG‘ drauf (lacht). Dann ging es eh besser.

Mittlerweile lebst du von der Musik, oder?
Ja, das geht in etwa seit einem Jahr. Davor habe ich Teilzeit gearbeitet – Catering, Bühnenhelfer, Sachen rumschleppen und alles, was es halt so gab. Dazu studiert und bisschen Musik gemacht. Aber das Studium liegt seit „Österreicher“ auf Eis. Dann habe ich ganz kurz Jus versucht, bin mit Ottakringer-Shirt, Bauchtasche und Glatze rein und alle haben mich angestarrt. Da wollte ich mich nicht zu sehr auf das Musikding konzentrieren, weil ich dachte, bisschen die Liebe dazu zu verlieren. Das wollte ich eher als Ausgleich machen, aber es war schnell wieder vorbei. Ich werde nicht mehr studieren, das passiert nicht mehr.

Du legst viel Wert auf die visuelle Komponente. Kommt da alles von dir?
Ich würde sagen, dass 90 Prozent von mir kommen. Ich habe es immer schon gefeiert, wenn auch ein geiles Video und eben ein ganzes Paket da ist.

Was ist für dich auf der Videoebene geil?
Zum Beispiel „Zum Glück in die Zukunft“ von Marteria. Da war ich beim Konzert in der Szene, das war noch klein und nicht einmal ausverkauft. Ich wusste nicht, wer da dahinter ist, aber das Artwork mit dem gigantischen Kopf, die Songs und Videos haben zusammen voll Sinn gemacht, alles war durchkonzipiert. Das hat mich immer mehr getriggert, als einfach einen Song zu hören.

Wo kommt deine Inspiration für das Visuelle her?
Man ist ja trotzdem Produkt von dem, was einen umgibt. Man schaut sich alles durch und findet ein Mittelding, auf das man hoffentlich noch zwei Drittel Eigenheit draufhaut.

Wie definiert sich deine Eigenheit?
Das weiß ich eben nicht (lacht). Keine Ahnung, darüber denkt man nicht nach. Halt: ‚Hey, ich will ein Pferd im Video haben. Lasst uns ein Pferd holen!‘ Oder: ‚Ich will alles in Pink machen. Es wäre ur geil, wenn alles pink ist!‘ Solche Ideen, die in meinem Kopf geil aussehen, kommen eben.

„Ich werde nie mit Gitarrenmusik in den Ö3-Charts sein“

Wie wichtig ist dir das Zeitgenössische?
Es ist wichtig, dass es mit der Zeit geht. Aber es soll auch immer etwas Eigenständiges dabei sein.

Bist du noch auf der Suche nach deiner eigenen Identität, was Look-and-feel betrifft?
Looktechnisch habe ich das Gefühl, dass sich alles zuspitzt und auch vom Sound her wird es langsam. Es wäre geil, wenn du die ersten zehn Sekunden hörst und gleich weißt, dass der Song von mir ist. Das ist das große Ziel. Das braucht noch Zeit und Dedication, ich muss weiter herumprobieren. Es wäre ja traurig, wenn ich seit zwei Jahren stagniere und „Österreicher“-Songs mache. Ich werde aber nicht jedes Jahr ein neues Genre ausprobieren, wie es Jan Delay gemacht hat. Es soll aber eine logische Entwicklung sein. Ich werde nie mit Gitarrenmusik in den Ö3-Charts sein – also ich hoffe, ich sage das jetzt nicht nur so.

Abschlussfrage: Du hast mal erwähnt, auf Instagram total viele Zuschriften von Mädels zu bekommen. Du hast ja seit Längerem eine Freundin und ganz andere Sachen im Blick – wie gehst du damit um?
‚Schau kurz hin, drück sie weg und spiel den ganzen Tag nur Fifa.‘ So halt (lacht), bisschen behindert.

Was wird dir alles geschickt?
Eh immer wieder Hintern und Brüste, aber jetzt schon länger nicht mehr. Sie schreiben halt: ‚Aw, du hast schöne Augen!‘ oder ‚Hey, lass uns treffen und was machen!‘ Auch wenn ich keine Freundin hätte, würde ich das nicht machen. Es ist komisch. Du willst schon für etwas arbeiten und etwas tun, damit du es bekommst.

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