Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine…
Die physische Veröffentlichung von „LIVE“ setzt ein arbeitsreiches Jahr 2021 für Angel Bat Dawid fort. Als Mitglied von Damon Locks‚ Black Monument Ensemble ist sie auf der neuen Single „Now (Forever Momentary Space)„ der Band zu hören. Vergangenen Monat remixte sie „Sunrise“ von Alan Braufmans jüngstem Album „The Fire Still Burns“ und arbeitete mit dem Dichter Ross Gay an einem Track für Jagjaguwars 25-Jahre-Jubiläumsserie „Dilate Your Heart“.
Angel ist immer wieder aufgetreten, insbesondere als erste Artist in Residence für die wegweisende neue Performance-Plattform Oda und kürzlich bei Elastic Arts in Chicago für ihre Reihe „MOTHERSHIP9 Virtual Exodus: The Great Cosmic Migration“. Außerdem ist sie monatlich in ihrer NTS-Radioshow zu hören.
„LIVE“ ist bereits vergangenen Oktober digital erschienen – unter großem Beifall. Das Album wurde von Pitchfork als „Best New Music“ ausgezeichnet und war in den „Best Albums of 2020“-Listen von WIRE Magazine, Brooklyn Vegan, NPR Music, The Vinyl Factory und anderen vertreten. Aufgenommen wurde das Album bereits 2019 während des JazzFest Berlin. Für Angel and Tha Brothahood – dazu zählen Deacon Otis Cooke (Gesang, Synthesizer), Viktor Le Givens (Gesang, Zusatzinstrumente), Xristian Espinoza (Tenorsaxophon, Percussion), Norman W. Long (Elektronik, Synthesizer), Dr. Adam Zanolini (Kontrabass, Bassgitarre, Sopransaxofon, Flöte, Perkussion), Isaiah Collier (Schlagzeug) und Asher Simiso Gamedze (Schlagzeug) – war es der Auftakt ihrer ersten Europatournee und der Schauplatz mehrerer Konfrontationen im Verlauf der Reise, die die Frontfrau als rassistisch aufgeladen betrachtet.
In der Bandcamp-Beschreibung geht sie detailliert auf die Vorfälle beim JazzFest Berlin ein: Nachdem Bandmitglied Viktor Le Givens in seiner Heimatstadt Chicago kurz vor dem Abflug auf der Straße kollabierte, ausgeraubt wurde und es nicht auf die Tour schaffte, habe man von den Veranstaltern die Ansage bekommen, dass die Gage ohne adäquaten Ersatz entsprechend gekürzt werde. Auch im Hotel sei es zu Vorfällen gekommen. Ihre generelle Einstellung, dass die europäische Musikszene rassistisch(er) eingestellt sei, muss man aber (hoffentlich) bezweifeln. „Yes I am hyper sensitive to any infraction I ever see, feel or observe when it comes to racism, and I no longer pass it off as an over sensitivity but an opportunity to blow the whistle on intellectual and structural racism that is still a rampant and ugly beast, especially in the European music world.” Die zwei Tage in Berlin dürften ihr jedenfalls nicht Lust auf mehr gemacht haben.
Angel hat vergangenen Oktober in einer Ausgabe von Tone Glow sowie kürzlich für die Schweizer Zeitung WOZ über die Show und ihre schwierigen Erfahrungen gesprochen. Angel sagt etwa: “I hope that this album will uplift and raise awareness to the world that we are still not in a good place when it comes to the relationship between whites and other races. Universities, festivals, organizations etc that were built over 50 years ago, even though they have changed outwardly, have not changed internally, and still uphold the principles of their founders, who were racists. We still got a long way to go. And music is a great place to start in repairing this age old, distorted reality.”
Klar ist, dass mit der Veröffentlichung von „LIVE“ – nun auch auf Vinyl – ein wirklich starkes Album den Weg in Regale von Plattensammlern finden wird, die den Anspruch und die im besten Sinne des Begriffs nicht immer leichte Kost zu würdigen wissen. Angels Performances vereinen Jazz- und Punk-Attitüde, wie auch der Videoausschnitt ihres Worldwide-Auftritts zeigt. Sie schläg eine spannende Brücke. Seit sich Rap in den Mainstream vorgearbeitet hat und in diesem verwässert, wird Jazz in all seinen Spielarten als Erweiterung und Sprachrohr einer jungen Generation genutzt, die mit Produktionen von Dilla oder 9th Wonder aufgewachsen sind. Diese verbindet die beiden Soundwelten spielerisch und fügt somit eine neue Facette hinzu.
Das via International Anthem erschienene neue Album der in Chicago lebenden Klarinettistin, Komponistin, Sängerin und spirituelle Jazz-Wahrsagerin und ihrer Band ist mittlerweile auch als CD – fragt sich wer heute noch CDs kauft, aber gut – und Deluxe-Doppel-LP mit Gatefold-Cover erhältlich.
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Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommen würde. Als Fotograf überlässt er lieber Berufeneren das Schreiben. Dafür fragt er gerne nach. Nur in seltenen Fällen haut er selbst in die Tasten. Aber da muss schon viel passieren. Einfach lieber am Auslöser