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Austro Round-up (KW 08/20)

Austro Round-up (KW 08/20)

Austro Round-up

Releasetechnisch hatten es die vergangenen Wochen in sich. Am 21. Februar haben Kreiml & Samurai ihr viertes Album „Auf Olle 4re“ veröffentlicht, parallel dazu ein Video zu „Ganz Wien“. Zu diesem Anlass haben wir die beiden zum Interview getroffen hier nachzulesen. Am gleichen Tag hat die Innsbrucker Rapperin Spilif ihr erstes gemeinsames Werk mit dem Produzenten Rudi Montaire veröffentlicht, mehr dazu im neuen Porträt.

Mit Polifame gab ein alter Bekannter nach mehrjähriger Auszeit ein Comeback. Die „The Message“-Videopremiere zum Track „Da Groschn foit“ dient als Vorbote zur für 24. April angekündigten „Tukan“-EP, die zugleich das 100. Release des Labels Duzz Down San darstellen soll. Devillion hat mit „Classics“ einen weiteren Track seines aktuellen Gratis-Albums „Novemberkind“ visualisiert, außerdem haben Unreal Mizo mit „Okay“ sowie Skofi & Uncle Kareem mit „Lies“ neue Tracks veröffentlicht. Auch abseits davon gibt es jede Menge zu berichten.

Releases

Dynomite – Zwischen Hoffnung und Vision

Der Gewinner des diesjährigen FM4Protestsongcontests steht fest und heißt Dynomite. Dass der oberösterreichische Rapper am 14. Februar sein Album „Zwischen Hoffnung und Vision“ veröffentlicht hat, ist dabei ein wenig untergegangen. Unter den acht Tracks befindet sich auch „1992“, der Song, der ihn zum Gewinner chauffierte. 1992, das Jahr, in dem Dynomite mit seinen Eltern vor dem Jugoslawien-Krieg nach Österreich floh. Der Thematik entsprechend zeigt sich der Track zutiefst ehrlich, sorgt er doch mit seiner persönlichen Geschichte und intimen Einblicken für Gänsehautmomente. „Kennst du das Gefühl, wenn die Reinigungsdame in dem Schwimmbad, in das du gehst, den Bademeister fragt, ob du ein Terrorist bist, weil sie Angst hat? Nein, kennst du nicht. Ich schon“, heißt es beispielsweise auf dem Song. Auch auf den weiteren Songs steht Storytelling im Fokus, präzise und ehrliche Lines können punkten, wichtige Thematiken finden mit Dynomite ein Sprachrohr.

Fantast – Fantast

2018 gegründet, trat das Crossover-Trio Fantast vergangenes Jahr mit dem Track „Fabrics“ erstmals in Erscheinung. Im Jänner legten die Wahlwiener mit „Example“ als zweiten Vorboten auf ihre selbstbetitelten Debüt-EP nach. Diese ist nun – nach kleiner Verzögerung – erschienen. In Zusammenarbeit mit Mirac entstanden, vereinen die vier mit Live-Drums und Synths ausgestalteten Tracks schwere, bassgetriebene Klänge mit Industrial-Anleihen. Passend zum Soundbild drehen sich die Lyrics um existenzielle Fragen und den persönlichen Umgang damit. Oder wie es Fantast betiteln: „Die Melancholie der Zukunftslosigkeit“. Live sind Fantast unter anderem am 27. März im Wiener Rhiz zu sehen.

Phöönix – Rhythm & Poetry 2

Die Zeiten, in denen Mixtapes ausschließlich in CD-Form verfügbar waren, sind eigentlich schon lange vorbei. Mit „Rhythm & Poetry 2“, dem jüngsten Release von Phöönix, gibt es nun ein kleines Revival. Der Floridsdorfer Rapper hat sich die Unterstützung einiger prominenter Featuregäste kosten lassen. Aus der umfangreichen Liste stechen mit Kurupt, Killah Priest und Havoc von Mobb Deep sofort einige Rap-Helden vergangener Tage heraus. Die Tracks bieten dementsprechend viel 90er-Flavour, dienen als Hommage an die damalige Rap-Kultur und ihre Protagonisten. Wenig überraschend dominieren Boombap-Klänge, vereinzelt kommen zudem G-Funk-Beats zur Geltung. Jedenfalls passt es zum Oldschool-Zugang, dass es lediglich „Altes Eisen rostet nicht“ mit Features von Kurupt und Tatwaffe (Die Firma) ins Streaming-Zeitalter geschafft hat. Ein Snippet gibt’s dafür auf YouTube.

KGW3 – Chakra

Dass Drum ’n’ Bass und Rap gemeinsam funktionieren können, zeigt KGW3 nun auch auf EP-Länge. Ihr Song „RED“, der bereits im Dezember 2019 vorab erschien ist, fügt sich nun mit sechs weiteren Songs auf „Chakra“ zusammen. Ihrem Sound bleiben sie dabei treu, auf D’n’B-lastigen Beats findet der Rap seinen Einklang und fügt sich zu einem explosiven Gesamtbild. Zwischendurch wird es nachdenklicher, tiefgründiger, langsamer, bevor es wieder zum abrupten Wechsel zurück zum motivierenden Sound kommt.

Videos / Tracks

Wax Wreckaz & Javada – Bun Dung

War es in den vergangenen Jahren eher ruhig um die Wax Wreckaz bestellt, sind bei der Innsbrucker DJ-/Produzenten-Formation heuer zum zwanzigjährigen Jubiläum mehrere Releases geplant. Dabei wollen Busy Fingaz, Fu, Juwee und Sensay, der früher zusammen mit Jamin den IBK Tribe bildete, ihrem seit vielen Jahren gültigen Anspruch gerecht werden: Bass-Musik mit internationalem Anspruch kreieren. Nachdem auf vergangenen Club-Nummern etwa der Dancehall-Sänger Million Stylez („High Grade“) oder der britischen D’n’B-Rapper Dynamite MC vertreten waren, sorgt auf der neuen Single „Bun Dung“ der Dancehall-Artist Javada – der auch verstärkt mit Irievibrations zusammenarbeitet – für die Lyrics. Fürs dazugehörige Video soll es demnächst in dessen Heimat Kingston gehen.

Edwin – Aquarium

Edwin releaste nach seinem Song „6 Gänge Menü“ mit dem neuen Track „Aquarium“ die zweite Singleauskopplung seines Debütalbums „SLEBEN“, das am 05. Juni erscheinen wird. Auf den Dächern Wiens und zwischen Ventilatoren versprüht er positive Vibes, die er in ein Liebeslied packt. Edwin reimt bittersüße Lines wie „Diese Liebe, die braucht Luft / Für dich muss ich das halt einsehen“ auf einem trappigen Beat vom Heiße-Luft-Produzenten food for thought.

K.S.Kopfsache & Kinetical – Forest Skunk

Eine Hymne ans grüne Gold liefern die Linzer K.S.Kopfsache und Kinetical mit ihrem neuen Song „Forest Skunk“. Nach dem Motto „Hör auf zu reden, pass den J, ich will doch auch mal spliffen“, ist auch das Video zum Track gehalten. Unterstützt von einigen Ladies chillen die beiden in den Herbfellas-Shops, passend dazu rundet grünes Licht ab. Für die nächsten Monate kündigt K.S.Kopfsache, der Anfang Jänner gemeinsam mit Mona Wonderland die EP „Die Suche nach nichts“ veröffentlicht hat, gleich einige weitere exklusive Tracks und Videos an.

See Also

Anrainer – Teil von mir

Wenn der Ruf nach einer vielschichtigen Musiklandschaft ertönt, ist nicht unbedingt die Erscheinung von vier weißen cis-Männern gemeint. Das scheinen Anrainer durchaus zu wissen, bezeichnen sie sich doch als die Band, die dann auftauscht, „wenn die Welt noch eine Band am wenigsten braucht“. Genau genommen ist es eine Renaissance. Einer Bandgründung im Jahr 2015, einer Platte und Auflösung folgte die Wiederfindung im vergangenen Sommer. Und seit Sonntag haben Anrainer mit „Teil von mir“ auch wieder ein Erscheinungsbild in Form eines Videos und mit „Komische Sachen“ auch gleich ein kontrastreiches Doppel-Release zu feiern.

Musikalisch werfen sie mit dem Video gesammelt alles in die Welt hinaus, was sich in den vergangenen Jahren in irgendeiner Weise als erfolgreich erwiesen hat: Schnulzig deutsche Popmusik, getragen von den dumpfen Klängen von Kontrabass, Schlagzeug und eben auch Rap. Und zwischen Liebe und Herzschmerz hat dann auch noch ein Xylophon Platz. Ganz nach ihrem Motto „es gibt immer An Rainer, der da am Oasch geht“ stehen auch Veröffentlichungen bis Sommer in den Startlöchern.

Syko & Ikonik – Krimineller Winter

Während es draußen kälter wird, werden die Öfen wärmer. Doch Syko & Ikonik sitzen nicht zu Hause, um ihren Ofen anzuheizen, sondern ziehen lieber an einem. Auf einem Beat von ALXVNDR rappen sie auf „Krimineller Winter“ abwechselnd über die Tristesse des Winters und die Kriminalität, die diese Zeit mit sich bringt. Irgendwo zwischen Rauschgift verticken und Schwarzarbeit, stehen sie in einer Winterlandschaft und denken dabei an die Art von Schnee, den es ganzjährig gibt.

Text: Simon Nowak, Chiara Sergi, Francesca Herr & Mira Schneidereit