Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Vergangenen Donnerstag wurden die diesjährigen Amadeus Austrian Music Awards im Volkstheater vergeben. Während der „FM4 Award“ an Mavi Phoenix ging, konnte RAF Camora erwartungsgemäß den Award in der Kategorie „HipHop/Urban“ einheimsen. Doch da haben die Verantwortlichen die Rechnung ohne den Schweinehund gemacht – in einem hochemotionalen Video gaben Kreiml & Samurai am Wochenende die Wahlanfechtung bekannt. Abseits der Verleihung hatte die abgelaufene Woche auch musikalisch einiges zu bieten.
Brown-Eyes White Boy – Bubblegum Dreams
Nachdem der Salzburger Rapper Brown-Eyes White Boy bereits im Alter von zwölf Jahren unter dem Pseudonym Gr1mer für Aufmerksamkeit sorgte, veröffentlichte er nun als Brown-Eyes White Boy sein Album „Bubblegum Dreams“. Auf den zehn Tracks erzählt das 15-jährige Berg-Money-Gang-Mitglied Geschichten aus seinem jungen Leben, während sich der Sound im trappigen, modernen Bereich bewegt.
„Alles fällt so schwer, wie die Blätter im Herbst / Ich will mich nicht beschweren, ich fühle mich wie ein Schwert / Und seit Langem nicht geschärft“ – Brown-Eyes White Boy schlägt mit „Trackpants“ auf dem Album auch ruhigere Töne an. Besonders der Song „Lila“ und das dazugehörige Musikvideo stechen hervor. Während das Video aufgrund der Waldkulisse und der auf Kamera eingefangenen Stimmung etwas an jenes von „Bianco“ erinnert, kann insbesondere die künstlerische, kreative und ästhetische Inszenierung beeindrucken.
PerVers – R.W.V.D.G.
Vor acht Jahren ist mit „Play You Yes Not“ das vierte Release von Dauawizzy und Metzga aka PerVers erschienen. In der Folgezeit wurde es ruhig um das Wiener Duo, auch wenn die „PerVersen“ mit den alten RooftopClique-Kollegen Funky Cottleti und Bonz 2017 unter dem Alias Muskuliös die EP „Fett in jeder Hinsicht“ rausgebracht haben. Zum 20-jährigen Crew-Jubiläum kündigte sich die Rückkehr von PerVers auf die hiesige HipHop-Bildfläche zunehmend an, etwa durch das Reaktivieren von Social-Media-Kanälen, die Compilation „Untagrund Hitz, Vol. 1“ und die Gründung von E.A.T.–Records.
Nun dient der neue Slogan „Rap wie vor deiner Geburt“ als Titel der Comeback-Single. Der erste Vorbote auf ein neues PerVers-Werk erweist sich als intensiv, Daua und Metzga ergänzen den mit G-Funk-Synths versehenen Kopfnicker mit grantigen, vor allem gegen Auswüchse nachfolgender Rap-Generationen gerichteten Punchlines. Das Grimassenschneiden haben sie auch nicht verlernt, wie das Video unterstreicht. Demnächst sind Daua und Metzga auch live zu sehen: Am 24. Mai bespielen sie das B72, im August folgt ein Auftritt beim HipHop Kemp in Tschechien.
Katharsis – Alltagsgschichtn (feat. Kreiml)
DRK bezeichnete „Alltagsgschichtn“ kürzlich im Interview als einen von drei ganz wichtigen Tracks auf „Katharsis“, seinem gemeinsamen Album mit Digga Mindz. Wenig verwunderlich, denn während über weite Strecken Battle-Ästhetik dominiert, sinnieren die beiden hier auf selbstreferenzieller Ebene. Mit Unterstützung des Honigdachs-Bruders Kreiml erläutern sie in ihren „Episoden einer unbequemen Nacht“ jeweils aufgestaute Probleme. Diese koppeln sie bildlich ans gemeinsame Wiener Habitat, dessen alltägliche Geschehnisse und teils molochartigen Verhältnisse auf zwischenmenschlicher und politischer Ebene. „Alltagsgschichtn“ sticht damit schnell als einer der Höhepunkte aus der stimmigen LP heraus. Die visuelle Ausgestaltung von munson-prdctns erweist sich ebenfalls als gelungen. So liefert das im Zeitraffer vorbeiziehende Wiener Stadtleben eine passende Ergänzung zu den Lyrics, in einigen der Szenen stehen die Protagonisten selbst im Mittelpunkt.
Lent – General
Bereits vergangenen Donnerstag bei den Amadeus Awards im Volkstheater zum ersten Mal live präsentiert, gibt es die neue Single „General“ von Österreichs Rap-Hoffnung Lent nun auch in den Weiten des Internets zu finden. Die beattechnische Untermalung kommt wieder einmal von seinem Bruder Damian Beats. Sowohl im Sound, als auch in der visuellen Umsetzung des Tracks bleibt sich Lent selbst treu und brettert die Lines im gewohnt schnellen Flow nach vorne. Das Video zum Song wurde in Bratislava aufgenommen und inszeniert den im weißen Trainingsanzug auf einem weißen Pferd sitzenden Lent ästhetisch. Die beabsichtigt undeutliche Aussprache einzelner Wörter und die leichte Arroganz in seiner Stimme bekommen langsam Wiedererkennungswert und scheinen sich so als Markenzeichen zu etablieren.
Dorian Pearce – You Feel Its True (feat. Kinetical)
Als Promoter und DJ ist Dorian Pearce seit Jahren fest in der hiesigen HipHop-Szene verwurzelt. Er ist Mitbegründer des Kollektivs Four Elements und entscheidend bei der Gestaltung der Reihe Rapper lesen Rapper beteiligt. Darüber hinaus spielt der Wahlwiener regelmäßig Gigs und veröffentlicht ab und an Remixes. Nun wird es Zeit für das erste offizielle Release: die EP „Mission Statement“ erscheint am 10. Mai und soll eine bunte Mischung aus HipHop, Ambient, Funk, House und Breakbeat vereinen. Als erster Vorbote dient die Single „You Feel Its True“, die einen smoothen 90er-Westcoast-Flavour bietet. Den mit Jazz-Trompeten ausgestalteten Beat ergänzt Kinetical mit Raps, in denen er offen mit selbstverschuldeten Beziehungskonflikten umgeht. Rapper-lesen-Rapper-Kollege Heinrich Himalaya hat das Video beigesteuert, die Wiener Sängerin Yela die ergänzenden Vocals.
Kinetical & P.tah – Blacklisted | Grime und so
Kinetical ist gleich ein weiteres Mal vertreten: Mit dem Split-Video zu „Blacklisted“ und „Grime und so“ hebt er gemeinsam mit P.tah zwei Tracks der im November erschienenen „Ghost“-EP hervor, auf denen sie representen und ihre künstlerischen Biografien Revue passieren lassen. Die Grime-lastigen Beats stammen von OH91 beziehungsweise DubApe, wie beim ersten Split-Video zu „Inbox“ und „Mic Tun Up“ stand Dominik Galleya hinter der Kamera. Er begleitete die zwei Rapper im Herbst im Rahmen ihrer Österreich-Tour und filmte an diversen Spots mit: „Das Video ist quasi das Resultat dieser Shows und Roadtrips“, so Kinetical. Es verschafft gute Einblicke, auch wenn ein paar kurze Sequenzen als Ergänzung beigemengt wurden. Ein Interview mit den beiden gibt es hier.
Bibiza – Naeher
Mit „COPYPASTE“ veröffentlichte Bibiza vor einigen Wochen sein erstes Soloalbum, mit „Naeher“ folgte nun die zweite Videoauskopplung nach „Durch die Hood“. Mit eher ruhigen, leicht romantischen und sexy Vibes besingt der junge Wiener seine Shawty. Der von Bibiza selbst produzierte Beat steht dabei in Harmonie mit der Stimmung des Songs und ergibt in Kombination mit dem Musikvideo ein gelungenes Gesamtbild. Ein ausführliches Review zum Debütalbum gibt’s hier. Live zu sehen ist Bibiza bei unserer „22 Years The Message„-Geburtstagsfeier am 18. Mai im Fluc.
Text: Simon Nowak & Chiara Sergi