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Beatshizzle (August/September 2019) // Beats & Instrumentals

Beatshizzle (August/September 2019) // Beats & Instrumentals

Im September brachte Brenk den zweiten Teil seiner Reihe „Midnite Ride“ heraus. Bei einer Fahrt durchs nächtliche Wien haben wir mit uns mit ihm ausführlich über seine Produktionen unterhalten. Als eine der schillerndsten Figuren der deutschsprachigen Beatszene ist der Kaisermühlner außerdem auf einigen Fotos von Robert Winter vertreten. Der Kölner Fotograf begleitet seit 2008 Produzenten, er hat eine Vielzahl an Cover-, Presse- und Livefotos beigesteuert. Demnächt veröffentlicht er mit „(Prod. by)“ ein Bildband, das neben bekannten Fotos viel Material aus dem Archiv beinhaltet. Begleitend erscheint eine Beat-Compilation mit exklusiven Tracks von Brenk, Fid Mella, Dexter, Suff Daddy, Retrogott, Hulk Hodn, S. Fidelity & Bluestaeb, Torky Tork und vielen mehr. Erfreulich ist, dass die vorab eingerichtete Kickstarter-Kampagne bereits deutlich vor ihrem Abschluss mehr als die gewünschten 20.000 Euro Unterstützung eingebracht hat und das Projekt damit finanziert ist.

Auch sonst hatte die Beatszene im August und September einiges zu bieten, wie gewohnt haben wir einige Releases genauer unter die Lupe genommen. Zudem haben wir erstmals eine begleitende Beatshizzle-Playlist erstellt, die laufend erweitert wird.

Kuso Gvki – Culture

„Cinnamon“ setzte den damals 16-Jährigen 2017 auf die Producer-Landkarte und machte auch sein kurz darauf erschienenes, selbstbetiteltes Debütalbum zum Instant Classic. Zwei Jahre später folgte der Nachfolger „Culture“ über das relativ neue Label Block Opera. Dabei befreit sich der auch künstlerisch begabte Teenager mit offensichtlicher Vorliebe für Cunninlingus einmal mehr aus eng gesteckten Genregrenzen und liefert seine Vision, wie HipHop 2019 auch klingen kann. Vollendet werden seine Tracks mit Beiträgen von Jeremiah, Gianni Mae, Casey oder wie im Falle des Intros „Konichiwa“ in Form eines japanischen Volksliedes seiner Mutter. Mehr Infos zu Kuso Gvki und seinem musikalischen Backround gibt es bei unserem Just For The Record.

Submerse – See You Soon

Obwohl erst Ende September erschienen, sind sämtliche Kassetten-, CD- und Platten-Exemplare des neuen Submerse-Albums „See You Soon“ bereits vergriffen – zumindest, was den offiziellen Bandcamp-Auftritt seines Labels Project Mooncircle betrifft. Ein Umstand, der Hand in Hand mit der Qualität des Albums geht, das der englische Produzent in seiner Wahlheimat Tokio aufgenommen hat. Zu Beginn seiner Karriere noch in Future-Garage-Gefilden aktiv, schraubte Submerse seit dem 2014 erschienenen Album das Tempo gehörig nach unten. Dessen Titel „Slow Jams“ fungiert seither als Motto, woran auch „See You Soon“ anknüpft. Es bietet entspannte Sounds mit viel RnB-Charakter, der Produzent nutzt das niedrige Tempo gut zur Ausgestaltung. So haben die zehn Instrumentals viel Tiefe und einen eleganten Charakter. Dazu gesellt sich mit „Flashback“ ein smoother Track mit Vocals von Devin Morrison und Pink Siifu.

K, Le Meastro – Lab Sounds

Zunehmend festigt sich der Name K, Le Maestro in Beatkreisen. 2016 veröffentlichte der Londoner das Beattape „Hue.“, Anfang 2019 gemeinsam mit dem Rapper Riian die EP „Syn“. Im August folgte mit „Lab Sounds“ das Debütalbum – erschienen über Street Corner Music, das Label des Produzenten- und DJ-Veteranen House Shoes. Dieses wirkt wie ein Querschnitt des Spektrums von K, Le Maestro, die 15 Tracks bieten viel Abwechslung. Während harte Drums und ein satter Bass als Konstanten stehen, stehen rundherum etwa schwere, düstere Sounds, verspielte Feel-Good-Vibes, Soul-, Trap-Anleihen und brasilianische Vocal-Sampels am Programm. Klingt alles sehr ordentlich, weshalb der Kraut-und-Rüben-Mix eher als Stärke denn als Schwäche durchgeht.

Moo Latte – North

Wie beim Vorgängerwerk „Syd“ setzt Moo Latte bei seinem fünften Album „North“ auf einen Mix diverser Einflüsse. Dabei macht der in Dänemark wohnende Pole mit kongolesischen Wurzeln seinem Künstlernamen und der eigenen Lebensgeschichte alle Ehre. So basieren die Tracks auf afrikanischen Samples, die er mit skandinavischen Einflüssen kreuzen möchte. Das gelingt durchaus, zumal warme Synth-Sounds und leicht melancholische Vibes Hand ind Hand gehen. „Sometimes it’s cold but it’s also pretty hyggeligt“, bezeichnet der Produzent und Multiinstrumentalist das nordische Element seiner Produktionen. Im Kontrast zu „Syd“ fällt auf, dass die Tracks eingängiger und weniger organisch ausfallen, Moo Latte scheint die Jazz-Einflüsse diesmal bewusst rückgedrängt zu haben.

Jaromir Kaminski – Powoli

Rund drei Jahre nach der Auflösung des Ambient/House-Duos Ptaki tritt Jaromir Kaminski nun erstmals mit einem Soloalbum in Erscheinung. Mit dem Titel deutet der in Danzig stationierte Produzent eine Änderung der Gangart an – während Ptaki auf Polnisch für Vögel steht, bedeutet „Powoli“ langsam. So legt Jaromir Kaminski diesmal den Fokus auf gemächliche, samplebasierte Downtempo-Grooves, die eine angenehme Atmosphäre und einen leicht nostalgischen Flavour bieten. Die House-Bezüge erscheinen im Vergleich zu Ptaki-Zeiten zurückgedrängt, schimmern dennoch in einigen Momenten durch – etwa auf „Bajadera“. Die 13 Tracks bieten durchwegs runden Sound, da gibt’s nichts zu meckern. Interessant erscheint auch das Anfang der 90er-Jahre entstandene Coverfoto, das einen Elefanten vor einem gealterten Danziger Plattenbau zeigt.

Kiefer – Superbloom

Bei Kiefer geht es nach dem Release seines Albums „Happysad“ im Sommer 2018 munter weiter. Seither war der kalifornische Jazzpianist, Komponist und Produzent auf den Alben „Oxnard“ und „Ventura“ von Anderson .Paak vertreten und hat sein musikalisches Spektrum um analoge Synthesizer erweitert. Diese kamen erstmals auf der Instrumental-EP „Bridges“ zur Geltung, was nun mit der EP „Superbloom“ zur Fortsetzung kommt. Im Vergleich zum Vorgänger beschreibt Kiefer den Sound der sieben neuen Tracks als “brighter, more imaginative, and vibrant”. Durchaus zutreffend, zumal die Instrumentals verspielt und oft verträumt daherkommen. Mag phasenweise recht hektisch und überladen klingen, ist aber durchwegs interessant.

Erzwo – Seilbahn zu den Sternen

Mit Erzwo hat ein regelmäßiger Leser der Rubrik Beatshizzle Anfang September das Instrumentalalbum „Seilbahn zu den Sternen“ veröffentlicht. Der Schweizer vereint darauf Boombap-Produktionen, die meist Chillout-Vibes bieten und dementsprechend verträumt anmuten. Teils altbewährte Vocal-Samples und Scratches sorgen für die passende Abrundung. Besonders entspannt kommt der Track „Fernweh“ daher, den Erzwo mit dem Rad durch die Gegend gleitend visualisiert hat.

Klaus Layer – Rick Flair Sessions 1

Obwohl Klaus Layer einer der erfolgreichsten deutschen Boombap-Exporteuere ist, dessen Name auch weit über die Landesgrenzen hinweg Bekanntheit genießt, ist seine musikalische Bandbreite weitaus größer. Sein neues Projekt „Sessions 1“ als Teil einer möglichen Reihe namens „The Adventures of Rick Flair“ ist eher der House- und Dance-Richtung zuzuordnen, weiß aber auch zu überzeugen. Was der Wrestler Ric Flair damit zu tun hat, konnte bis dato nicht geklärt werden, aber anscheinend mag er House.

Brous One – Cityscapes

Nachdem Brous One Anfang des Jahres mal wieder ein Album gemeinsam mit einem Rapper – in diesem Fall „Gourmet“ mit Dennis da Menace – veröffentlicht hat, folgt mit „Cityscapes“ das erste reine Instrumentalalbum seit seinem „EXPEDition“-Beitrag 2016. Das Erfolgsrezept sind und bleiben staubtrockene Samples, scheppernde Drums und von Jazz inspirierter Sound, was nach wie vor hervorragend funktioniert.

Hydrogenii – Another Heap of Sequences

Neben seinem Auftritt auf dem Heiße-Luft-Sampler, hat Hydrogenii, einer der aktuell versiertesten deutschen Produzenten, ein weiteres Album über Qualitätsgaranten POSTPARTUM. veröffentlicht. Diese halten sich glücklicherweise weiterhin an ihren Monatszyklus und sorgen damit dafür, dass weder der Markt mit mittelmäßigen Releases überschwemmt wird, noch sich zu rar machen. „Another Heap of Sequences“ beinhaltet 14 Tracks mit einigen gastbeiträgen wie unter anderem PH-Wert-Partner Potensia.

Chillhop Records

Die Sureshots jeder Ausgabe haben auch diesmal mehr als genug Releases. Fast schon zu viele, möchte man meinen, ist es zum Teil echt schwierig, hinterherzukommen. In den vergangenen Wochen veröffentlichten unter anderem Kyle McEvoy & Stan Forebee, The Kount, Toonorth, sleepy fish, Ian Ewing, Kupla, junior state und AJMW zumeist EPs oder kurze Alben über das Label Chillhop Records. Stilistisch dabei so zahlreich wie vielfältig ist jedes der Projekte auf seine Art hörenswert.

Dezi-Belle Records

Auch Dezi-Belle Records veröffentlichte gleich mehrere Projekte. Neben minimalistischem Lo-Fi von rzuma sowie dEnk & Hentzup oder experimentellem Jazz-Hop von Black Bear Basement in EP-Form gab es außerdem wieder ein neues Album vom Freundeskreis-Produzenten Don Philippe, der nach jahrelanger Abstinenz nun in beeindruckender Regelmäßigkeit releast. Außerdem werden aktuell bereits ausverkaufte Releases des Labels versteigert, um Spenden für die Caribbean Disaster Emergency Management Agency zu sammeln und den Opfern des Hurricanes „Dorian“ zu helfen, der im September in den Bahamas wütete und nach Schätzungen 13.000 Wohnhäuser zerstörte.

Radio Juicy

Konzeptuell und musikalisch sticht besonders „Free Parking on Sundays“ von jarjarjr aus den aktuellen Radio Juicy-Releases hervor. Aber auch chromonicci und intervention_ liefern solide, entspannte Alben mit Chillout-Charakter ab.

Compilations

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Text: Simon Huber & Simon Nowak