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Camufingo unter Andersdenkenden // EP Download

Camufingo unter Andersdenkenden // EP Download

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Nachdem der Camufingo, der zuvor hauptsächlich als Prodzuent tätig war, fünf im Wochentakt erschienene Videos aus der EP „Diaspora 0.5“ veröffentlichte, gibt es nun das gesammelte Werk zum Download.

Bereits im Dezember stellte er die EP im Zuge der Vortragsreihe „Flucht“ an der FH Potdam vor, wo er sich hauptsächlich mit der „Selbst- und Fremdwahrnehmung ethnischer Minderheiten innerhalb einer weißen Mehrheitsgesellschaft“ beschäftigte. Diese Thematik wird auf der EP anhand verschiedener Gesichtspunkte teils ironisch und selbstkritsch, aber auch mit brachialer Ehrlichkeit aufgearbeitet und zieht sich als roter Faden durch das Gesamtwerk. Damit setzt der Potsdamer mit angolischen Wurzeln ein wichtiges Statement aus Sicht eines Betroffenen des chauvinistischen Rassismus hellhäutiger Europäer – unabdingbar in Zeiten, in denen Vorurteile und Stereotypen Usus in Alltagsdiskussionen sind und deutsche Politiker den Einsatz von Waffengewalt gegen Flüchtlinge als „Ultima Ratio“ in Erwägung ziehen. Oder wie wie Thorsten von den Shitlers es treffend formulierte: „Rassismus nervt und ist in etwa so en vogue wie ein sächsischer Akzent, gepaart mit 1 rudimentäre Schulbildung“.

Die EP gibt es am sofort für lau auf Bandcamp, Soundcloud und Spotify als Stream. Falls sich jemand dazu entscheidet, „Diaspora 0.5“ für einen frei wählbaren Preis käuflich zu erwerben, gibt’s noch einen Bonustrack obendrauf – uneingeschränkt empfehlenswert!

„Integrier dich ruhig, immer schön lächeln und nicken
Denn sie perlen von dir ab, die dreckigen Witzchen
Aber Porzellan ist weiß, ist verletzend ein bisschen
Doch wenn du jetzt noch dämlich grinst, hast du den Rest nicht begriffen“

„Minderheitenprinzip: Jung, braun, ausgegrenzt,
Zusammen im  Dreck, wenn man sich auch nicht kennt
Egal, ob uns Einstellung oder Glauben trennt
Wir haben uns selbst auf die Haut beschränkt“

See Also

„Du nutzt wie ich den Fremdenvorteil auf eigenem Boden
Bist vielleicht wie ich als Schwarze und Weiße geboren
Doch man hat dich um deine Menschlichkeit leichthin betrogen
Sie schufen von dir ein Bild, davon ist das Meiste gelogen“

„Er fragt mich, wo ich herkomm – typisch Weißer
Ignoranter Mensch, der es hier für üblich leicht hat
Ich sag: ‚Von hier‘, doch er spricht über ‚Heimat‘
Ich koch‘, doch nenne nur ein Land im Süden – reicht ja…
Braun gleich fremd, ist worin wir wir übereinkamen
also scher‘ ich die so wie die uns über einen Kamm
Denn er ist alles, was ich niemals sein kann
außer vielleicht Mensch, doch ich nenn‘ es zynisch Kleinkram“

„Weil ich in der Heimat meiner Mutter keine Heimat habe
Doch auch keine Ahnung von dem, was mein Vater Heimat nannte
Zwischen Erschöpfung und Wahnsinn, gefangen auf dieser Einbahnstraße
Doch aus Angst vor der Sinnlosigkeit des Suizids muss ich weitermachen
jedes Wort und jeder Schritt muss sitzen, weil ansonsten Phrasen role’n
und sie irgendwas mit Farbe, IQ und Typus sagen woll’n
und ich muss mitlachen, weil ich mich gefälligst nicht so haben soll
ein ums  andre Mal, jeden Tag von Neuem“