Österreichs Hauptstadt präsentiert sich am Dienstag von seiner besten Seite. Auch dank des angenehmen Frühlingswetters wirken die Menschen deutlich entspannter und strömen wieder vermehrt ins Freie, der Donaukanal avanciert somit zum altbekannten Treffpunkt zahlreicher Wiener. Viele von ihnen verschlägt es aber bald wieder in abgeschirmte Räume, sind sie doch Besucher des heutigen Konzertes von Capital Bra und AK Ausserkontrolle, das zuerst im Flex Café stattfinden sollte, letztlich jedoch in die Haupthalle des Flex hochverlegt wurde. Eigentlich verspricht der Timetable einen Konzertstart um 20 Uhr, jedoch lässt sich die Entourage rund um das „Team Kuku“ ordentlich Zeit und das Publikum warten. Das Flex ist zu diesem Zeitpunkt schon angenehm gefüllt, es sollte einer dieser gewohnten halbvollen Abende werden.
Um kurz vor halb neun wandeln sich die Lichtverhältnisse, die Hintergrundmusik wird abgedreht und die Crew rund um Capital Bra-Bra King Khalil betritt die Bühne – wenn auch nur für zwei Songs. Das Publikum, sowieso schon ziemlich erhitzt scheinend, kümmert dies nicht, denn schließlich geht es kurz darauf mit dem ersten Hauptact, nämlich AK Ausserkontrolle, los. Der Berliner erscheint nicht alleine und betritt zusammen mit seinen Komplizen Fux, Jason und Pablokk im Standardoutfit – Bandana und Cap – die Stage. Eigentlich auch logisch, denn zu viert schreit es sich deutlich besser als alleine. Die Show startet direkt wuchtig mit dem „Intro“ des kürzlich erschienenen Albums „A.S.S.N.“ (das Akronym für „Auf Staat sein Nacken“). Die Crowd zeigt sich sichtlich begeistert und antizipiert die Texte, dank der Anlage des Flex gibt es auch vorzügliche, satte Bässe auf ihre Ohren. Überraschend dabei, wie gut durchmischt die Menge an diesem Abend ist: In der Alterspanne von 16 bis 30 finden sich Maturanten, Teil- und Vollzeitgangster und sogar überraschend viele Frauen und Pärchen. Offenbar stellt im Jahre 2017 ein Konzert von AK Ausserkontrolle und Capital eine ernst zu nehmende Option für einen gemeinsamen Abend mit der Freundin oder für das erste Date dar.
Um seinen langjährigen Weggefährten Fux auch live den Zuschauern näherzubringen, folgen im Anschluss Lieder wie „Verliebt in den Tod“ und „Fick die Hoe“, die ebenfalls dem neuen Album „A.S.S.N.“ entstammen. Auch um Fannähe bemühen sich die Ausserkontrolle-Jungs und verlosen eine Premium-Box innerhalb des Publikums – diese geht schließlich an den „Jungen im AK-Shirt“. Auf den kurzen Turn-up mit „Jim Beam und Voddi“ folgt mit „2065“ Zukunftsmusik und eines der stärksten Lieder des Konzerts. Nach den beiden etwas älteren Tracks „Panzaknacka“ und „Echte Berliner“ verabschiedet sich das Quartett vom Publikum und macht für Capital Bra den Weg frei.
Nach anfänglichen „Capital“-Sprechchören betritt dieser mit Partner-in-Crime King Khalil die Bühne und startet ebenfalls mit dem Intro seines aktuellen Albums „Makarov Komplex“. Nach „Alles Kaputt“ und der Russlandhymne „Vladimir Putin“, zeigen sich Capital und Khalil sichtlich unzufrieden mit der Konfiguration ihrer Mikrofone. „Mikrofon 2 lauter, Mikrofon 3 leiser. Gruß an die Soundtechnik, ihr seid geil.“ Es folgen „Kreide“ und „300 Grad“, welches passenderweise von brennenden Feuerzeugen im Publikum begleitet wird. Danach geht es direkt weiter mit Musik, schließlich gibt es „Nix zu reden“. Das leider sehr kleine Sammelsurium aus Capital-Tracks klingt mit seinem Vorschlag einer alternativen österreichischen Nationalhymne in Form von „ALA BA BA“ aus – klarerweise ohne die Unterstützung von Trap-Heilsbringer Ufo361.
Als Finale des Konzertes kommt die Crew rund um AK Ausserkontrolle erneut auf die Stage, um die beiden gemeinsamen Lieder von AK und Capital, „Die Echten“ und „Wer weiß das schon“, zum Besten zu geben. Das Publikum reagiert enthusiastisch und verlangt verständlicherweise nach mehr. Leider ist es Capital selbst, der nach Zugaberufen verlangt und ein nahes Ende des Konzertes in Aussicht stellt. So verabschieden sich alle Künstler bereits nach „Ja Braaa“, also lediglich einem Zugabetrack, von der Bühne. Die Uhr zeigt 21:45. Die Gesichter der Fans spiegeln eine Mischung aus Irritation und Enttäuschung wider, schließlich wirken die Künstler nach der kurzen Spielzeit noch verhältnismäßig fit.
Ob die kurze Konzertdauer nun auf die mangelnde Hitdichte oder das auslaugende Tourleben und die dadurch gesunkene Motivation der Künstler zurückzuführen ist, kann nicht geklärt werden. Dennoch ist ein Konzert, das mit zwei Hauptacts wirbt und dennoch weniger als 90 Minuten dauert, für die Zuhörer eher ein unbefriedigendes Geschäft und für die Musiker zugleich kein Ruhmesblatt. Am Ende erinnert das Konzert schon ein wenig an einen der von AK besungenen Blitzeinbrüche, denn auf den eigentlich sehr intensiven Einstieg folgt ein schneller Abgang.
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