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Chefket-Interview: „Welcher Politiker will ein schlaues Volk?“

Chefket-Interview: „Welcher Politiker will ein schlaues Volk?“

chefket
Illustration: Florian Appelt

Vor gar nicht so langer Zeit veröffentlichte Chefket seine Platten noch über kleinere Indie- Labels oder im Eigenvertreib. Großes Talent und Können wurde ihm da schon von fast allen Seiten bescheinigt. Seine jetzigen Labelmates bei Universal sind internationale wie deutsche Rap- und Musikgrößen wie Eminem, Rihanna, Haftbefehl oder Sido. Doch von sich anbahnenden Starallüren keine Spur. Der im beschaulichen schwäbischen Heidenheim aufgewachsene Sohn türkischer Eltern scheint trotz seiner jüngsten Erfolge und gelegentlicher Höhenflüge (wie auch im neuen Video „Fliegen“) am Boden und ein grundsympathischer, umgänglicher Zeitgenosse geblieben zu sein – ein Eindruck, der sich auch im Interview mit The Message vor seinem Konzert im Wiener B72 bestätigen sollte.

Vor allem ist aber Chefket eins: ein Künstler mit Weit- und Weltsicht. Es gibt kaum Themen, über die man mit dem Wahl-Berliner nicht sprechen kann oder will. Er bildet sich dabei immer eine eigene Meinung und nimmt selten ein Blatt vor den Mund.  So auch, wenn es wie in unserem Gespräch um Frau Merkel, die Türkei, die aktuelle Welt- und Flüchtlingspolitik oder die Pegida und Akif Pirinçci geht. Um sich seine eigene Meinung bilden zu können und nicht Lügen und Vorurteilen aufzusitzen, bedarf es Bildung. Darauf weist Chefket unermüdlich hin, auch am Ende unseres Interviews. Davor sprachen wir  mit ihm noch über seine Deutsch-Rap-Anfänge mit Fresh Familee und Cora E. und warum er nicht als ein Gegenmodell zum Gangsta-Rap missverstanden werden will.

Text & Interview: Stefan Anwander
Mitarbeit: Julia Gschmeidler

The Message: Du bist in Heidenheim aufgewachsen, das liegt nicht weit entfernt von Heidelberg. Sagt dir vielleicht der Name Boulevard Bou noch was? Er war einer der Ersten, der seine Raps in deutscher und türkischer Sprache verfasste.
Chefket: Ja klar, Boulevard Bou, das hab ich damals mitbekommen, genauso wie MC Rene oder auch Advanced Chemistry. Aber das hab ich erst sehr spät zu hören begonnen. Ich habe damals für mich eher Fresh Familee entdeckt, das war was ganz Neues.

Ebenso in der Nähe liegt Stuttgart, ebenfalls eine der HipHop-Hochburgen Deutschlands in den 90er-Jahren. Was hast du damals an Rap aus diesen beiden Hochburgen mitbekommen? Oder kam das erst nach einer Ami-Rap-Phase?
Ja, das kam erst danach. Aber was ich definitiv gehört habe war Cora E. Über die Instrumentals und die Remixes von „Schlüsselkind“ habe ich bei einem Kumpel von mir ständig gerappt. Er war ein Riesen-Plattensammler und bei dem hing ich immer rum. Das war für mich krass. Wie auch „Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“ vom Freundeskreis. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich die Nummer das erste Mal gehört habe, da stand ich in einem Skatladen. Für mich hat sich dann der Kreis geschlossen, als ich den Song vor ein paar Wochen mit Max Herre gemeinsam bei der „Dresden-Nazifrei“-Demo gespielt habe. Schon bei der Hinfahrt haben wir die Nummer im Auto gerappt. Da habe ich ihm auch erzählt, welche große Bedeutung der Song hat. Aber ich hab sehr wenig Deutsch-Rap gehört, bis dann meine Skater-Freunde mit Kinderzimmer Productions, RAG oder anderen Releases, die ich nicht kannte, gekommen sind. Das war für mich auf jeden Fall eine Entdeckung. Mit Deutsch-Rap fing es bei mir erst mit Samy Deluxe an. Bei ihm habe ich dann gehört, was man mit der Sprache alles anstellen kann. Er hatte so komplexe Reime, aber das hat sich alles nicht gezwungen angehört, sondern als würde er einfach reden. Und jetzt habe ich die Möglichkeit, mit solchen Künstlern wie Samy Deluxe oder Max Herre zusammenarbeiten zu dürfen. Das ist schon krass.

Auf „MCEE“ von der EP „Guter Tag“ rappst du: „Doch ich wüsste nicht, wo ich heute ohne HipHop wär“. Wo wärst du heute ohne HipHop gelandet? Oder was wäre ein mögliches Worst-Case-Szenario?
In Heidenheim herrschte große Langeweile, es gab dort fast gar nichts zu tun. Sehr viele Leute haben zu kiffen begonnen. Ich war da natürlich auch dabei, hab gekifft und geskatet. Dann haben ein paar auch als Hobby zu verkaufen begonnen. Vielleicht wäre ich da reingerutscht. Auf der anderen Seite könnte ich jetzt vielleicht Anwalt sein. Vielleicht hat HipHop mein Leben auch versaut. Ich glaube aber nicht. (lacht)

Georg Roske
Georg Roske

Im Gymnasium warst du dann nicht nur einer von einer Handvoll Schüler, die Rap hörten, sondern der türkische Eltern hatte. Deutest du das nicht als Indiz für die substantiellen Segregationsprozesse, die das deutsche Schulsystem wie auch das österreichische prägen? Und was hat sich seit deiner Schulzeit diesbezüglich verändert, v. a. im Hinblick auf Bildungs- und Zukunftsperspektiven für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund?
Das deutsche und österreichische Schulsystem sind sich recht ähnlich. Es gibt in Deutschland Hauptschule, Realschule und Gymnasium und mit den Gesamtschulen jetzt auch Versuche, solche Segregationsprozesse zu vermeiden. Gleichzeitig ist die Gesamtschule nicht so angesehen wie ein Gymnasium. In der vierten Klasse wurde dann auch bei mir entschieden, ob ich ins Gymnasium komme oder nicht. Bei mir waren die Noten ganz gut, aber es hieß trotzdem, ich sollte doch lieber eine Hauptschule besuchen. Mein Vater hat dann aber mit dem Schulrat gedroht und dann bin ich doch ins Gymnasium gekommen. Die Eltern meiner Klassenkameraden haben das nicht gemacht und die haben dann auch einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Ich will dabei diesen Weg überhaupt nicht bewerten, aber mit 16 haben sie dann eine Ausbildung gemacht, sehr früh geheiratet, haben Haus und Kinder. Als zehnjähriges Kind ist man sich dessen gar nicht bewusst, was diese Segregation eigentlich ausmacht, aber das hat so viel dazu beigetragen, was ich jetzt bin. Das System ist schon ziemlich veraltet. Mit einem Hauptschulabschluss allein kannst du heute nicht mehr viel machen. Für mich gibt es noch viele offene Fragen. Ich habe unter meinen Freunden auch Lehrer, die sagen, es fehle überall an Geld. Da wird leider nicht viel investiert. Ich kling da vielleicht wie ein Verschwörungstheoretiker, aber es stellt sich für mich schon die Frage: Wer will ein schlaues Volk? Welcher Politiker will ein schlaues Volk?

Du betonst zwar immer, dass du kein „Vorzeigetürke“ bist, aber sicher jemand, der die Ereignisse in der Türkei verfolgt und reflektiert wie auch distanziert beobachtet. Wie siehst du die Schlüsselstellung der Türkei in der zukünftigen Welt- und Flüchtlingspolitik, wo das Land doch selbst in einer schweren Krise steckt?
Das ist ein sehr komplexes Thema. Es gab heuer die Wahlen und auch von den Bombenanschlägen auf friedliche Demonstranten hat man gehört. Die Türkei hat zweieinhalb Millionen Flüchtlinge aufgenommen, so viele wie kein anderes Land. Es hat auch vor den Wahlen nur eine Übergangsregierung gegeben. Dass Deutschland oder ganz Europa jetzt der Türkei Hilfe bei den Grenzkontrollen anbietet, ist schon eine absurde Sache. Da wird so viel Geld investiert. Ein Freund hat letztens gesagt, dass wenn jeder achtzigste Deutsche einem Flüchtling seine Hilfe anbieten würde, sei es mit Deutsch-Unterricht oder anderen Angeboten, dann wäre das Problem schon längst gelöst. Für mich ist es so: Ich habe vor jedem, der aktiv daran beteiligt ist – sei es jetzt mit Winterjacken spenden oder Essen ausschenken – Respekt. Alles andere ist nur Gelaber. Das ganze Ding wird kein Sommerereignis sein, sondern das wird noch jahrelang weitergehen. Es hat sich zwar im kollektiven Denken etwas geändert. Anfangs wussten die Leute nicht, wie sie darauf reagieren sollen. Frau Merkel hat sich gar nicht dazu geäußert und hat erst gewartet, bis sie wusste, wie wir alle denken. Erst dann hat sie gesagt, was alle hören wollen. Das war schon sehr spät und feige. Deshalb sind auch die Pegida und andere –idas entstanden. Schröder hatte eine Zigarre in der Fresse und sagte: „Wir gehen nicht in den Irak.“ Da konnten sich die Leute zumindest an den Bars treffen, um darüber zu diskutieren. Bei Merkel ist es leider so, dass sie gar nichts sagt und nur wartet und reagiert. Sie hat nicht sofort ein Zeichen gesetzt. Erst allmählich kam es zu dem kollektiven Denken à la „Refugees Welcome“. Man muss dabei aufpassen, dass es nicht zur Selbstdarstellung und Modeerscheinung wird. Ich habe in der Promo-Phase auch versucht zu vermeiden, diese Thematik als Tool zu nutzen. Ich denke, HipHop-Fans sind jetzt nicht diejenigen, die Flüchtlingsheime anzünden. Bei denen würde ich damit offene Türen einrennen. Ein gutes Beispiel dafür, wie man damit umgehen kann, ist von Fatoni „32 Grad“. Wenn man’s macht, dann so.

Nicht nur Frau Merkel hat lange dazu geschwiegen, sondern auch viele Größen der Musik- und Unterhaltungsbranche wie zum Beispiel Helene Fischer. Kann man ihr Schweigen als eine Art Zustimmung für Parolen rechter Bewegungen wie der Pegida deuten?
Ich weiß nicht, was in denen vorgeht und ich bin auch der Letzte, der jemandem etwas unterstellen will. Aber wenn man diese Reichweite besitzt und weiß, was richtig und falsch ist, dann kann man ein eindeutiges Statement setzen. Außer die leben in einer krassen Blase und wissen nicht, was da überhaupt passiert. Auch wenn es heißt, da würde man Fans verlieren, aber solche Fans will ich gar nicht haben. Scheinbar geht’s ums Geld und die Plattenverkäufe. Aber abgesehen davon sollte man dabei einfach als Mensch reden und mit seinen Möglichkeiten etwas dazu beitragen, dass Menschen nicht verachtet werden. Aber da müsste man Helene Fischer oder Rammstein fragen, warum sie dazu nichts sagen.

Apropos Pegida: Akif Pirinçci hat mit seinem Auftritt und Aussagen bei einer Pegida-Demo für einen Skandal gesorgt. Wie erklärst du dir solche Statements von jemandem, der selbst aus der Türkei kommt?
Ich glaube, der Typ hat einfach einen psychischen Schaden, der hätte bei seinen Katzenkrimis bleiben sollen. Er wäre jemand, der eigentlich diese Reichweite hätte, aber er hat sie komplett negativ genutzt. Ich weiß nicht, was in diesem Menschen vorgeht. Er hat schon davor komische Bücher geschrieben. Zuerst dachte ich, er will einfach Geld machen, Sarrazin-Style, polarisieren und zeigen, wie integriert er ist. Aber da ist er viel zu weit gegangen. Ich glaube, der hat einfach psychische Probleme. Ich finde es gut, dass seine Bücher nicht mehr verkauft werden, denn die Redefreiheit hat auch ihr Ende, vor allem wenn es um Menschenleben geht. Wie kann man so was sagen wie „Es gäbe natürlich andere Alternativen, aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb“? Idiot.

Kommen wir zurück zu deiner Person: Dein erstes Album „Einerseits Andererseits“ ist gerade in dem Zeitraum erschienen, als deutscher Gangsta-Rap und Aggro Berlin die größten Erfolge hinter sich hatten. Hast du dich selbst eigentlich jemals als Gegenmodell zum G-Rap bzw. dem damals vorherrschenden Modell verstanden?
Eigentlich nicht. Ich kann mit diesem Begriff „Gegenmodell zum Gangsta-Rap“ wenig anfangen. Das wird oft gesagt, weil man meine Musik nicht wirklich einordnen kann. Klar, ich vermeide Kraftausdrücke, sag nichts Negatives und dann kommt oft das mit „Gegenmodell zum Gangsta-Rap“. Aber Gangsta-Rap und Street-Rap haben auch eine Begründung und ich habe dafür auch vollstes Verständnis. Viele haben diese Hindernisse im Leben gesehen, wenn man immer wieder ein bisschen in die Ecke gedrängt wird und man immer wieder hört, man hätte nichts gelernt oder kriegt keinen Job. Dann kommt irgendwann der Punkt, an dem du diese Stereotypen annimmst und nicht mehr dagegen ankämpfen willst. Ich hatte eben das Glück, dass ich diesen Weg nicht gehen musste. Es ist für mich auf jeden Fall ein Privileg, positiven Rap machen zu können. Aber ich höre das teilweise gerne, auch zwischen den Zeilen. Natürlich gibt es auch viel faken Scheiß. Ich kann das aber vollkommen nachempfinden, wenn es nicht nur um die Kohle geht, sondern um den Frust, den man dann da rauslässt. Dafür ist Rap da.

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Georg Roske

2013 hast du die EP „Guter Tag“ veröffentlicht, sicherlich ein  Ausnahmerelease der letzten Jahre. Sowohl weil du damit die 90er perfekt ins Heute übertragen hast sowie auch für diese lockere Unbekümmertheit. Hätte das Mixtape auch auf einem Majorlabel funktionieren können?
Ich glaube nicht. (schmunzelt) Da ging es viel um den Vibe, nicht um krasse Tricks. So was würde ein Major vielleicht gar nicht verstehen. Ich habe „Guter Tag“ immer mit Skaten verglichen. Das ist ein ganz krass konstanter Ollie, der einfach perfekt ist. Und bevor du andere Tricks machst, musst du erst mal den Ollie können. Viele versuchen zuerst den 360-Flip, bevor sie den Ollie können und das höre ich raus. Ich wollte damit zeigen, wie für mich ein Ollie geht. Ich wollte dieses Release schon immer machen. Und es war auch eine Art von Befreiung nach der „Identitäter“-EP, bei der vor allem das Konzept im Vordergrund stand. Bei „Guter Tag“ waren es Storys aus dem Alltag, eine Strophe, zack, fertig und sich eben nichts aus den Fingern saugen müssen. Für mich liegt die Herausforderung jetzt aber darin, Musik zu schaffen, mit der ich mich aus dieser Home- oder Comfort-Zone hinausbewegen kann. Aber ich will meine ganze musikalische Bandbreite ausleben und mich selber überraschen. Ich bin aber sehr froh darüber, „Guter Tag“ sozusagen in Stein gemeißelt zu haben. Ich kann das immer wieder hören. Und es kam auch sehr gut an, worüber ich mich ein bisschen gewundert habe. „Guter Tag“ hat sich besser verkauft als „Identitäter“. Dabei haben wir dafür nicht mal Interviews gegeben oder Promo gemacht. Da hat man gemerkt, dass die Leute so was suchen und wollen. Das war aber auch der Punkt, an dem ich mir gesagt, ich will jetzt nicht noch mal so was machen, sondern ich mache dort weiter, wo „Einerseits Anderseits“ aufgehört hat.

„Wir“ ist einer der wenigen politischeren und sozialkritischeren Tracks auf deinem neuesten Album. Warum bist du im Vergleich zu den Vorgänger-Alben dahingehend zurückhaltender?
Ich hatte schon viel dazu gesagt. Es gab „Panopticon“ von „Einerseits Andererseits“, wo ich den Überwachungsstaat kritisiere. Oder auf „Listen and Pray“, da rappe ich: „Ich les im Koran, ich les in der Bibel/ Und ich seh‘ mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede/ Juden, Christen, Muslime, alle sagen amen/ Bei allen geht’s um Liebe, shake hands in Gottes Namen.“ Dann gab es „Made in Germany“, wo es um deutsche Waffenexporte ging. Einige sagen jetzt, das ist aktueller denn je, aber das ist eigentlich immer ein aktuelles Thema. Und jetzt sind es eben „Vernichtung“ oder „Wir“, „Carry me homeland“, „Immer mehr“. Das sind schon politische Themen, die ich aber diesmal anders verpackt habe als normalerweise. Dieser „Größte Zeigefinger Deutschlands“ war damals für mich eine Flucht nach vorne, da meinten viele, ich würde Zeigefingerrap machen. Das habe ich dann auch verstanden und jetzt beziehe ich mich selber da auch mit ein, denn ich bin auch nicht perfekt. Bei „Wir“ geht es um meine Wahrheit, die ich versuche auszudrücken. Eigentlich geht es in dem Song darum, dass man miteinander redet.

In „Wir“ spielst du stark mit diesen Klischees, Zuschreibungen und Stereotypen, im Refrain heißt es dort sinngemäß, nicht jeder Deutsche sei ein Nazi und nicht jeder Türke Taxifahrer oder Dönerladen-Besitzer. Wie sehr wurdest du mit solchen Stereotypen in der Vergangenheit konfrontiert?
Früher, mit 14 oder 15, habe ich am Wochenmarkt gearbeitet. Da habe ich mich als Sevket (bürgerliche Vorname von Chefket, Anm. d. Red.) vorgestellt und dann hieß es: „Ja, Stefan, bring das dorthin“. (allgemeines Schmunzeln) Das war auf der einen Seite schon lustig, aber solche Witzchen kamen dann öfters. Mit der Zeit ist es immer weniger geworden oder ich sagte dann auch was dagegen. Heute werde ich aber selten damit negativ konfrontiert. Es ist eher so wie in der Schule, wo es immer hieß, ich wäre der Türkei-Spezialist und sollte dazu meine Meinung sagen. Ich informiere mich zwar und versuche, die Mitte in der Medienberichterstattung zu finden, aber eigentlich bin ich dabei wie jeder andere. Sowohl innerhalb der türkischen als auch in der deutschen Community gibt es Gruppen, die andere ausgrenzen und diskriminieren wollen. Das kann man auch in der deutschen Gesellschaft sehen: Wenn ich in Berlin bin, bekomme ich schon mit, dass die Berliner die Schwaben nicht besonders mögen.  Oder als ich nach Berlin gekommen bin, da mochten sich die Ost-Berliner-Rapper und die West-Berliner-Rapper nicht. Da dachte ich mir schon: Wenn die sich schon hassen, wie schlimm ist es dann mit anderen Kulturen? Da habe ich mir schon Sorgen gemacht. Und bei der Frage, wie das dann alles gehen soll, war die einzige Antwort für mich: Bildung ist der einzige Schlüssel. Und dann wären wir wieder zurück beim Thema: Wenn diese Selektion in der vierten Klasse nicht stattfinden würde und stattdessen alle dieselben Möglichkeiten haben, Bildung zu genießen, dann würden viele diese Lügen auch differenzierter sehen können und die Vorurteile abbauen. Dann würde man auch sehen, wie viele Gemeinsamkeiten es gibt. Dabei sollte man die Unterschiede aber nicht wegdrücken, sondern andere Kulturen wertschätzen und von ihnen lernen. Ich selbst habe von sehr vielen anderen Kulturen gelernt, ob es die amerikanische, die deutsche, die türkische, die HipHop-Kultur oder viele andere sind.

Gewinnspiel: Wir verlosen 3 Exemplare von Chefkets aktuellem Album „Nachtmensch“ auf Doppelvinyl. Postet unter diesem Artikel euren Lieblingstrack von Chefket und gewinnt mit etwas Glück eine Platte. Verlost wird am 1. Jänner 2016.