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„Made in Germany“: Chefket hat Waffenexporte satt // Video

„Made in Germany“: Chefket hat Waffenexporte satt // Video

Auf den ersten Blick mag die Präsenz an Waffen in Österreich und Deutschland überschaubar sein. Im Privatbereich sind der Erwerb, die Verwahrung und der Einsatz mit strengen Auflagen verbunden. Gleichzeitig zählen die beiden Länder zu den großen Playern am internationalen Waffenmarkt – dank florierender Exporte, die von den Regierungen genehmigt werden und letztlich häufig in Krisengebieten landen. In Deutschland erreichten diese Genehmigungen 2019 einen unrühmlichen Rekord, denn erstmals betrug das Volumen über acht Milliarden Euro.

Chefket ist schon seit geraumer Zeit mit der Thematik vertraut. Vor sieben Jahren stellte der in Berlin lebende Rapper mit dem Track „Made in Germany“ aus der „Identitaeter“-EP die Rüstungsindustrie an den Pranger. Seine Entrüstung nahm seither nicht ab. Im Gegenteil, denn das Thema scheint relevanter denn je. Während das Flüchtlingscamp in Moria abgebrannt ist und die EU-Länder den Betroffenen die kalte Schulter zu zeigen scheinen, bricht Deutschland Waffenexportrekorde und fördert damit zumindest indirekt Fluchtursachen. Um ein Zeichen zu setzen, hat Chefket seinen alten Track kürzlich mit einem neuen Video versehen. Regisseur Julian Grimm lieferte dazu einen bewegenden Zusammenschnitt aus Bildern von Gewehren, Panzern und Kriegsgebieten. Auch Politiker wie der deutsche Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sind mit zweifelhaften Aussagen zu sehen.

2013 äußerte sich Chefket im The Message-Interview zur Debatte um Lieferungen an syrische Rebellen. Er zeigte sich vor allem von Relativierungen aus der Politik enttäuscht. So sagte er etwa: „Auch eine Waffe ist schon zu viel. Es ist ja nicht so, dass man einmal abdrückt und dann geht’s nicht mehr. Die ist noch 50 Jahre im Umlauf, da werden einfach Menschen damit getötet, wie kann man das verantworten? Wir brauchen das doch gar nicht, wir sind doch das reichste Land Europas. Also was soll der Scheiß? Ich weiß nicht, was da dahintersteckt, ich bin ja auch nicht so allwissend, aber irgendwie fühl ich mich komisch, wenn ich darüber nachdenke. Wenn ich Zeit habe, muss ich als Künstler auch darüber reden. Als ich das erfahren habe, war‘s ein Riesenschock für mich. Ich hab eine Doku über Jürgen Grässlin gesehen und dachte mir: Das ist ja krass, warum weiß ich davon nichts?“ Zum ganzen Interview geht es hier.

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Foto: Lara Heußner

Mit „2112“ hat Chefket am 21. August ein neues Album veröffentlicht. Im Kontrast zu älteren Releases legte er den Fokus dabei mehr aufs Representen und seine Rolle als Independent-Rapper.