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Chefket-Review: Der Live-MC

Chefket-Review: Der Live-MC

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Seine Live-Qualitäten sind mittlerweile weitgehend bekannt, am Dienstag präsentierte Chefket seine außergewöhnlichen Skills zum Auftakt der „Nachtmensch“-Tour im ausverkauften B72.

Chefkets Reputation als Live-Performer höchsten Niveaus eilt ihm in allen Venues, die er bespielt, voraus und so sind auch im B72 alle darauf gespannt, ob er die hohen in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann. Gleich vorab und zusammengefasst: Yes he can – und zwar in unnachahmlicher Manier. Auf der Bühne wird Chefket von einem Pianisten und zwei Sängerinnen begleitet, sehr harmonisch und routiniert wirkt das Quartett im Zusammenspiel. Es braucht nicht lange und Chefket und seine Crew haben die Crowd mit viel Charisma und Bühnenpräsenz beinahe magisch in seinen Bann gezogen, anwesende rappende Kollegen wie Average und Skero inbegriffen.

Im Set greift er auf das gesamte Repertoire seines bisherigen Schaffens zurück, wobei er schwerpunktmäßig das neue Album „Nachtmensch“ präsentiert. Als er nach etwa einer dreiviertel Stunde das Stück mit dem gleichnamigen Titel intoniert, zeigt sich das Publikum nicht nur fasziniert, sondern auch sehr textsicher. Das anerkennt auch der Maestro selbst: „Es war immer mein Traum, vor Menschen zu spielen, die meine Texte kennen“, mit „Träume“ führt er dann auch nahtlos über zu „Made in Germany“ vom „Identitäter“-Album. Dass Chefket nicht nur hiermit wie auch sonst in seinen Texten viel zu sagen hat, beweist er nach der Nummer: mit „Refugees Welcome“ positioniert er sich in der aktuellen Debatte eindeutig und auch die Zuhörerschaft goutiert mit Applaus diese Stellungnahme.

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Das vorläufige und vermeintliche Ende seines Gigs wird mit „Rap und Soul“ eingeläutet, aber Chefket wäre nicht Chefket, wenn er es dabei belassen würde. Die Zugabe hat es dann noch mal in sich, „Auf der Reise“ vom „Einerseits andererseits“-Album ist der Appetizer für den krönenden Abschluss: er erfüllt den laut vorgetragenen Wunsch seiner Fans nach „Live MCs“, wobei er das Fehlen von Megaloh und Amewu elegant kompensiert und die Nummer auf Türkisch unter tosendem Beifall ausklingen lässt. Den Schlusspunkt bildet dann mit „Wir“ einer der stärksten Tracks aus dem neuen Album, der noch mit seinem Part von „Entscheide Du“ angereichert wird. Aus „Wir“ stammt auch die Passage: „…liegt in deiner Hand, ob Finger eine Faust erschaffen oder Peace“. Chefket entscheidet sich selbstredend für letzteres und verabschiedet sich so auch nach eineinhalb Stunden Spielzeit vom sichtlich und hörbar begeisterten Wiener Publikum.

(SA)