I'm putting pistols in faces at random places. Free LX!
Mit dem Kollektiv 808Factory, das sich bisher primär ihrer Party-Reihe verschrieben hat, ist ein neuer, kleiner Player im Booking-Geschäft auf den Plan getreten. Dass das ganze Business kein Zuckerschlecken ist, wird oft vergessen. Beim heutigen Gig von Chynna wird dies einmal wieder an allen Ecken klar, füllt sich das „Flex Café“ nur spärlich. Mit einer Stunde Verspätung läutet AliceD. den Abend ein. AliceD. ist keine Unbekannte in Wien – so konnte man sie schon als Gavlyn-Support oder, noch früher, bei den „30 feschesten Rappern“ sehen. Mit zwei Hype-Girls an ihrer Seite und einer Sturmmaske, die an Davy Jones aus „Fluch der Karibik“ erinnert, entert sie energetisch die Bühne. Ihre prägnante Stimme brettert über die cloudigen Beats, wobei ihr Englisch – unabhängig von den beachtlichen Rapskillz – etwas holprig wirkt. Ohne zu viel Kritik zu üben, war die Show energiegeladen, vor allem die Stimme der Künstlerin gab dem Ganzen eine starke Note; wenngleich das Produkt, neben Spielzeugpistolen, Statement-Bannern und Kerzenschein, noch nicht ganz ausgereift wirkt. Etwas verwirrend wird das Set mit Europes „Final Countdown“ beendet, was in Anbetracht des Verlaufes des Abends einen etwas faden Nachgeschmack hinterlässt.
Nachdem AliceD. nun den Bogen für Chynna gespannt hat, wird das Licht überraschenderweise wieder angeschaltet. Die nächsten zwei Stunden drücken leider ziemlich auf die Lunge – und noch viel, viel mehr auf die Laune. Ist nämlich nach einer Handvoll Tschick noch immer kein Zeichen von Chynna zu sehen. Als die Schachtel um kurz vor 23 Uhr leer ist, gilt dasselbige auch für die Bühne – mit Ausnahme von ein paar Wartenden, die es sich dort kommod gemacht haben.
So kurios wie das Ende des Supports mit „Final Countdown“ startet auch die 23-jährige Chynna mit „Toxic“ von Britney Spears und nach beiläufiger Entschuldigung fürs Zuspätkommen geht es mit „Conversation“ und zahlreichen „Chynna“-Samples los. Mit ihrem anziehenden Wesen und ästhetischen Erscheinung fängt sie das Publikum schon mit dem ersten Lächeln wieder ein. Mit kleineren Ausflügen auf das „Ninety“-Tape freut sich die kleine Crowd doch am meisten über Songs wie „Glen Coco“ und „Bat Country“ – wobei die Rapperin dazu sagt, dass sie sich seit zwei Jahren aus den Fängen der Opiate befreien konnte. So sind manche Tracks nur noch Erinnerungen an eine Zeit, die sie schon hinter sich gelassen hat und nun glücklicherweise nicht mehr Gefahr läuft, dem Schicksal ihres Mentors A$AP Yams folgen zu müssen.
Die knapp 30-minütige Show mündet gegen Ende in die Highlights „Asia Black Market“ und „Practice“ und ehe man sich versieht, ist das Licht wieder an und Chynna inklusive ihrer weiblichen Unterstützung an den Decks wieder verschwunden.
Fazit: Wie zu Beginn schon erwähnt, ist das Veranstalten – vor allem im kleineren Rahmen – wirklich keine leichte Sache. Neben dem finanziellen Aufwand muss man noch mit Eventualitäten wie dem Zuspätkommen des Artists rechnen – und steht, wenn alles Üble zusammenkommt, relativ machtlos da. Also an wen richtet sich die Kritik? Nach über zwei Stunden Wartezeit an einem Sonntag ist das als arbeitender Mensch (The Message, am Rande erwähnt, ist ehrenamtlich) schon ziemlich ärgerlich und hat sichtlich einer Handvoll Menschen zum früheren Gehen verleitet. Auch wenn die Show wirklich gut und Chynnas Charisma unvergleichlich war, kann man von einer Künstlerin dieses Formats doch mehr Professionalität erwarten. Also: Eine unglaublich kurze aber fantastische Show, die vor allem durch Chynnas Wesen und ein paar Song-Highlights geprägt war.
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