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Cool wie Eistee & curly as fuck! // Curlyman Interview

Cool wie Eistee & curly as fuck! // Curlyman Interview

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Curlyman by Lichtreflex

Die lockige Haarpracht zieht sich seit jeher durch die Musikgeschichte – ob Bob DylanSlash oder Rittz. Doch Curlyman macht seine Frisur zu einem Statement: Sei cool wie Eistee und „stay curly as fuck“! Der Karlsruher Lockenschopf ist kein Neuling im Biz und nach seinen beiden EPs „cvrly as fvck“ und „ICE 276“ auch endlich wieder präsenter im HipHop-Game. Nach unterschiedlichen musikalischen Projekten findet sich Curly langsam dort ein, wo er hin will. Frei nach dem Motto: „Locker easy!“

Interview: Wanja Bierbaum
Fotos: Lichtreflex 

The Message: Du warst in der Dubstep-Kombo Fat Ugly Bitch, als Rapper MOC, mit Le Grande Uff Zaque, mit Niedere Beweggründe und jetzt als Curlyman unterwegs. Wie hat das angefangen?
Curlyman: Wir haben mit 15 oder 16 angefangen, uns Plattenspieler zu besorgen und Sessions zu machen. Zu viert oder fünft – alle haben gerappt, aufgelegt, alle waren alles damals. Irgendwann haben sich die Rapper, DJs und Produzenten herauskristallisiert. Als MOC habe ich lange nur gefreestylt. Die ersten Tracks habe ich dann in der Crew „Niedere Beweggründe“ mit Kara Ben geschrieben. Da haben wir mega viele Freestyle-Battles gemacht. Das ist etwa zehn Jahre her. Ich habe sogar dieses 1on1-Freestyle-Battle gewonnen. Mit 18 habe ich dann mein erstes Album und als MOC ein paar EPs gemacht. Dann habe ich an der Uni Karlsruhe ein paar freshe Leute, die auch Musik machen, kennengelernt. Bei der Band bin ich probeweise als MC dazugestoßen. Das war so geil, wir haben dann als „Le Grande Uff Zaque“ weitergemacht, was für vier Jahre mein Main-Ding war.

„Geil, dass die Leute bei HipHop wieder mehr durchdrehen“

Ihr wart auch viel international unterwegs.
Genau, wir haben mit der Band über 200 Gigs gespielt. Dadurch, dass wir eine englischsprachige Sängerin hatten, konnte man halt auch mal in Rumänien oder Paris spielen. Zu der Zeit hat mich die Crowd im HipHop sowieso angekotzt. Weil alle so steif waren und nie gezeigt haben, dass ihnen etwas Spaß macht. Für mich war das mit der Band und einem „offeneren“ Publikum wie eine Offenbarung, weil die Leute Party gemacht haben. Klar, die Musik ist anders als straighter HipHop, eher zum Tanzen. Das ist aber wieder ein bisschen in den HipHop zurückgekehrt. Ich habe das Gefühl, dass sich das wieder zum Positiven entwickelt. Auf der Tour mit eRRdeKa war ich voll geflasht, die Leute hatten einfach Bock. Geil, dass die Leute bei HipHop wieder mehr durchdrehen.

Bei so vielen Projekten, die du verfolgst, ist es sicher nicht einfach, sich zu fokussieren.
Das ist auch der Grund, warum ich schweren Herzens das Dubstep-Projekt inaktiviert habe. Obwohl wir viel aufgelegt haben, teilweise sogar in den USA und das auch echt super nice war. Aber man kann nicht auf zu vielen Baustellen gleichzeitig sein. Ich habe beschlossen, mich auf Curlyman zu konzentrieren, weil ich darauf am meisten Bock habe – einfach Songs schreiben, rappen und als Rapper auf der Bühne zu stehen. Das hat die Entscheidung natürlich ein bisschen einfacher gemacht. Sobald du mehr als eine Person bist, bist du auch abhängig von den anderen. Jetzt habe ich alleine die Kontrolle und kann entscheiden, wie viel Zeit ich investiere. Ich habe meine Vision, die ich als Curlyman am besten umsetzen kann.

Da kam dann die WG mit Schote und Enaka ganz gelegen, oder?
Ja, das war mega. Den ganzen Tag hörst du irgendwoher Beats, bist überhigh und bestellst Pizza. Das ging ein paar Jahre so und war auch ein ausschlaggebender Punkt, der das Curlyman-Ding vorangetrieben hat. Wenn man den dopesten Beat-Typen ever im Zimmer nebenan sitzen hat, macht man halt einfach einen Track, wenn er wieder ein geiles Brett gebastelt hat.

„Beim Album will ich einfach noch vielseitiger werden“

Wie kam es, dass du dich für zwei EPs entschieden und das Album verschoben hast?
Ich hatte schon mehr Tracks, aber das hat so alles besser zusammengepasst. Besser eine kompakte EP, quasi ein „Hallo, ich bin immer noch am Start!“. Beim Album will ich einfach noch vielseitiger sein – das soll ein bisschen wie ein Trip werden. Und das braucht noch ein bisschen. Jetzt weiß aber wieder jeder, dass es diesen Curlyman gibt. Ich habe auch noch ein paar visuelle Sachen in petto, die in der nächsten Zeit kommen werden und parallel schreibe ich am Album weiter, das auf jeden Fall dieses Jahr kommt. Da passiert auch sicher bald eine Ansage – zuerst muss ich noch mich und meine hundert Ordner auf der Festplatte ordnen. Aber jetzt habe ich mein Studio wieder daheim und kann auch nachts um sechs Uhr noch ein paar Bars droppen. (lacht)

curlymanDu hast bei Culcha Candela mitgeschrieben und bist als Songwriter tätig. Wie kann man sich das bei dir vorstellen?
Ich arbeite mit dem Verlag „We Publish Music“ zusammen. Ich habe einfach Spaß daran, mit anderen Leuten Musik zu machen. Im Endeffekt ist es wie immer: Du triffst dich mit Homies und schreibst einfach einen Song. Oder zwei. Das ist unkomplizierter, als man es sich vorstellt. Ich habe auf jeden Fall schon ein paar nice Sachen gemacht – will aber hier keine Namen nennen (lacht). Ich bin aber auch nicht der Dude, der das herausposaunen muss. In dem Moment bin ich ja nicht der Artist, da stehe ich mehr im Hintergrund.

Auf LMNV sprichst du schlechte A&R’s  und die gesamte Maschinerie der Industrie an. Hast du damit als Artist oder Songwriter schlechte Erfahrungen gemacht?
Überall gibt es strange Leute, bei denen man denkt: „Was ist mit dir?“ Aber das gehört einfach dazu – man muss einfach wissen, was man machen will und worauf man keinen Bock hat. Und wie weit man in dieses Business eintauchen will. Aber klar werden gewisse Label-Klischees oft bedient.

Du bist großer Big-L-Fan. Was sind denn deine Lieblings-Tracks von ihm?
8 Iz Enuff“ von „Lifestylez Ov The Poor And Dangerous“, „Put It On“ und „Flamboyant“ find ich saugeil von „Big Picture“, das rauskam nachdem er gestorben ist. Aber da gibt es viele Tracks. Ich finde die Parts auf den D.I.T.C.-Tracks sehr sick – seine Punchline- und Bilderdichte ist einfach krass. Man muss einfach die ganze Zeit lachen.

Nach „Straight Outta Compton“ soll 2016 auch ein Big-L-Film kommen. Wie hört sich das für dich an?
Ich bin da natürlich skeptisch. Es ist immer schwierig, so etwas in Bilder zu fassen. Ist halt witzig, dass jetzt alle einen Film machen wollen. Wu-Tang wollten ja auch sofort einen Film machen.

„Snapple und Arizona sind die Bossmarken“

Eistee ist ja ein älterer Hut im HipHop. Du greifst das immer wieder auf. Ich habe gelesen, dass deine Lieblingsmarke Snapple ist.
Arizona und Snapple schenken sich nicht viel. Snapple ist halt ein bisschen trüber und organic-mäßig, aber das gibt es kaum in Deutschland. Arizona hat hier schon einen richtigen Vertrieb. Snapple und Arizona sind die Bossmarken. Dann gibt es noch Trade Island, aber der ist hier auch schwer zu bekommen.

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Was sind deine Lieblings-Geschmacksrichtungen von Snapple?
Da bin ich ganz classic: „Peach“ oder „Lemon“. Ich sage bei Eistee immer: „Never change a winning team“. In Amerika habe ich ein paar crazy Sachen probiert, das war aber selten spannend. Kiwi, Strawberry, Maracuja, Mango, das sind dann eher Multidrinks und keine Eistees.

Was hältst du von österreichischen Marken?
Rauch ist der Hammer!

Snapple hat drei jüdische Gründer, deswegen sind auch fast alle Sorten koscher.
Krass, das wusste ich nicht!

Themenwechsel: In Leipzig gab es einen Angriff der rechten Szene auf das links-orientierte Viertel Connewitz – wie nimmst du solche Bewegungen in Berlin wahr?
Das werde ich immer öfter gefragt. Ich bekomme das tatsächlich mehr über das Netz als auf der Straße mit. Ich bin natürlich viel im Studio. Aber ich habe mitbekommen, dass in der Rigaer Straße (in Berlin, Anm.) ein linksorientiertes Haus von 500 Polizisten gestürmt wurde. Völlig verrückt. Das is schon strange, wenn man so etwas liest. Vor allem, weil das alles immer mehr wird. Aber ich trenne das von der Musik, da habe ich keine wirklichen politischen Ansprüche. Bei vielen wird das dann so eine Wischiwaschi-Geschichte, wenn manche dann eine „Refugee“-Track machen, obwohl sie davor nur übers Kiffen und Saufen gerappt haben.

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