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„Tua macht dir eine Torte mit Zuckerguss“ – D-Bo Interview

„Tua macht dir eine Torte mit Zuckerguss“ – D-Bo Interview

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Vor zwei Jahren hat D-Bo bekannt gegeben, seine Rapperkarriere zu beenden. Dem Musikgeschäft fernbleiben, das will er dennoch nicht. Als Mitbegründer von I Luv Money Records und ersguterjunge hat sich D-Bo 2008 dazu entschieden, ein eigenes Label aufzubauen – Wolfpack Entertainment sollte es heißen. Neben Raf, Nazar und Chakuza haben auch Künstler wie Jalil, Vega, KC Rebell oder Liquit Walker bereits über das Label Platten veröffentlicht. Nach Wien hat ihn ein Job als Moderator geführt, an diesem Abend wird er im Camera Club durch den Abend mit dem serbischen HipHop-Trio Bad Copy führen.

Der kurzfristigen Interview-Anfrage hat D-Bo sofort zugestimmt, zufällig treffen wir ihn bereits vor der ausgemachten Zeit auf der Mariahilfer Straße. Er kommt gerade vom Proviant-Einkauf für den Interview-Termin, der Label-Chef wirkt vom ersten Moment an zuvorkommend und freundlich. Während des Gesprächs bestätigt sich dieser Eindruck; entspannt gestikuliert er mit einer Weintraube zwischen den Fingern, um seine Aussagen zu betonen. Während der Unterhaltung spricht D-Bo über den Rechtsruck in Europa, religiös extremistischen Rap, die Verwandlung von Deso Dogg, das Zuckerbäcker-Talent von Tua und unnötigen Beef.

Interview: Julia Gschmeidler
Fotos: Na.Ni

The Message: Du hast viel mit österreichischen Rappern wie Chakuza, Raf und Nazar gearbeitet. Wie steht es um dein Wissen bezüglich weiteren Musikern aus Österreich?
D-Bo:
Du lernst ständig neue Leute kennen, wie Gerard, der sehr nett ist und von dem ich auch musikalisch viel halte. Wenn man lange im HipHop-Biz ist, kennt man natürlich auch Texta, die Vamummtn und das ganze Umfeld um Raf, Joshi Mizu, die Leute von Pireli. Bei Newcomer  bin ich nicht so bewandert, weil es als Berliner Label immer sehr schwierig ist, Künstler zu verfolgen, die nicht aus der eigenen Stadt sind. Eine vernünftige Kommunikation zu führen, ist aufgrund der Entfernung nicht einfach.

Könntest du dir eine Zusammenarbeit mit einem weiteren österreichischen Rapper vorstellen?
Das würde ich nicht ausschließen, wenn er so gut, dass sich diese komplizierte Kommunikation lohnt. Neben Nazar, den wir aus Österreich noch betreuen, ist aber nichts weiter in Sicht.

Nazar ist bei Universal gesignt – welche Aufgaben hat Wolfpack denn noch?
Die Plattenfirma ist nur eine Säule von vielen – es gibt noch Merchandise, Verlagswesen, das  Social-Media Wesen, das Booking … Wir haben die Nazar-Tour in Deutschland gemeinsam mit Arcadia aus Österreich gemacht. Natürlich wird das alles von Universal organisiert und finanziert, aber wir haben den Künstler mitaufgebaut und du kannst nicht einfach so einen harten Cut machen. Das ist ein fließender Übergang. Man muss schon Hand in Hand miteinander arbeiten. Aber für die Öffentlichkeit ist das irrelevant.

Im ORF ist Nazar als Juror tätig, er nutzt aber auch andere mediale Plattformen, um sich politisch zu äußern. Wie findest du das?
Sehr gut. Ich finde es total schrecklich, dass es so wenige Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit gibt, die ihre politische Meinung äußern. Wir leben in einer Zeit, in der wir über die Medien sehr gut manipuliert werden. Es gibt so viele Kanäle, mit denen man Menschen direkt erreichen kann, vor allem übers Handy oder Internet. Als Persönlichkeit in der Öffentlichkeit hat man auch die Aufgabe, darauf hinzuweisen, dass bestimmte Entwicklungen mal überdacht werden sollen und bestimmte Grundsätze des Zusammenlebens wichtig sind, dass man niemanden verurteilt, weil er eine andere Hautfarbe, Pass oder Religion hat. Nazar positioniert sich da ganz klar gegen die Leute, die sagen, dass Moslems in Österreich nichts zu suchen haben. Was die FPÖ hier macht, ist ätzend. Was Nazar macht, müssten mehr Leute machen, dann wären solche Probleme auch viel schneller lösbar.

Wie stark bekommt man die österreichischen rechtspopulistischen Auswüchse in Deutschland mit?
Es gibt bei uns Parteien, die so ähnlich funktionieren, die AfD und die NPD. Die FPÖ ist irgendwo in der Mitte. Man kriegt das nur mit, weil die FPÖ starke Persönlichkeiten hat, die sich immer wieder in Szene setzen. Ich als politisch interessierter Mensch kriege das mit, von der SPÖ allerdings nichts. Jugendliche, die sich nicht primär für Politik interessieren, wissen nicht, dass es so eine Partei in Österreich gibt. Leider. Grenzen gelten immer nur dann, wenn man sie für sich nutzen kann. In dem Fall arbeiten auch ganz oft fremdenfeindliche Parteien bei Thematiken wie Anti-Islamismus zusammen, um sich gegenseitig zu stärken. Der Wilders aus Holland spricht dann bei Le Pen in Frankreich und so hat man das Gefühl, dass das eine ganzheitliche Bewegung in Europa ist. Da muss man ganzheitlich entgegenwirken. Es ist schade, dass die Jugendlichen darüber so wenig aufgeklärt werden.

Was wäre dein Vorschlag, um den Jugendlichen diese Strukturen näherzubringen?
Persönlichkeiten sollten sich trauen, Position zu beziehen – in der Hoffnung, dass Menschen, die in einem liberalen Business wie dem Musikbusiness tätig sind, sich gegen Fremdenfeindlichkeit äußern. Wenn man das forciert, würden Jugendliche ganz schnell merken, dass Le Pen eine Randgruppe repräsentiert, die sich profilieren will. Wenn wir uns auch politisch positionieren, haben die gar keinen Nährboden mehr.

Wenn aber die große Mehrheit schweigt, finden sich immer wieder Menschen, die sich fragen, ob man ruhig bleiben soll oder anti-europäischen Entwicklungen anschließen sollte, weil denen einfach keine Alternativen geboten werden.

Du sprichst also von Vorbildwirkung: Gerade im HipHop sind Texte oft noch homophob. Kann man deiner Meinung nach gegen Missstände eintreten und sich politisch äußern und gleichzeitig Minderheiten diskriminieren?
Das ist ein bisschen eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn du als Musiker etwas sagst und keiner reagiert darauf, dann lässt du’s. Wenn du aber etwas sagst und die Leute reagieren drauf, dann forcierst du dieses Aussagen. Sprich: Wenn du als HipHopper sagst: „Schwule sind eklig“, und dann kommen Nazis und die Kirche und alle sagen: „Bravo, dass du das gesagt hast“ – Dann denkst du: „Krass, so viele Leute stehen hinter mir und dieser Aussage. Diese Aussage hat eine Relevanz und bringt mir Öffentlickeit und Leute, die meine Platte kaufen, deswegen sage ich das öfters.“ Auch aus einem Marketing-Gedanken raus. Den meisten Musikern ist das völlig egal, ob du schwul bist oder nicht. Das ist einfach eine Propaganda-Floskel, weil sie glauben, dass es in ihrem Umfeld richtig ist, das zu sagen. Wie man im HipHop auch „Du Hurensohn“ sagt. Sie meinen, dass das eine gute, plakative und wirksame Beleidigung ist. Wenn sich aber ganz viele Menschen dagegen aussprechen und sagen, wie peinlich das ist, dann passiert das einfach nicht mehr.

Was verstehst du unter religiös extremistischem Rap?
Ganz oft kommen Floskeln wie „Ich bin Taliban“ oder „Frauen, haltet die Fresse“. Das sind Inhalte, die aus extremistisch religiösen Bewegungen stammen. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Die Leute können sich das rausnehmen, weil es Menschen gibt, die den Künstlern dafür Applaus schenken. Es gibt zu wenig Leute, die dagegensteuern. Die Menschen, die so etwas unterstützen – wie die Salafisten –  sind eine ganz kleine Gruppe im Verhältnis zur Allgemeinheit. Die haben aber verstanden, dass man viel größer wahrgenommen wird, wenn man seine Meinung ganz laut und aggressiv äußert. Darauf fallen leider viele Menschen rein. Deshalb versuche ich immer, die Aussagen, die ich für gut halte, wenigstens mit Tweets und Komplimenten zu unterstützen.

Glaubst du hat Bass Sultan Hengzt das auch nur aus Marketing-Gründen gemacht?
Ich kenne ihn von früher und ich glaube, dass er jemand ist, der sich sehr schnell für so etwas begeistern kann, wenn es ihm zusätzlich noch einen Marketing-Mehrwert gibt. Wenn er weiß, dass er diese Meinung eigentlich richtig findet und dann auch noch darüber gesprochen wird.

Hast du in deiner Zeit in Berlin auch einmal Deso Dogg kennen gelernt? (Anm.: Der ehemalige Berliner Rapper Deso Dogg alias Denis Cuspert soll eine der Hauptpersonen der Medienorganisation der Terrormiliz Islamischer Staat im Nahen Osten sein.)
Ja klar. Ich habe ihn auf diversen Partys kennen gelernt. Da gab es signifikante Szenen in Kreuzberg, wenn er auf seinem BMX rumgefahren ist, mit einem Capy, bei dem sein iPhone druntergeschoben war  – der hat diesen West Coast Lifestyle echt gelebt. Der war halt ein megasympathischer, netter Mensch, der eine kurze Zündschnur hatte, wenn es um Trouble ging. Wenn er jemanden nicht mochte, konnte er, glaube ich, ein ganz schöner Quälgeist sein. Aber ich persönlich hatte nie eine schlechte Erfahrung mit ihm. Ich habe sogar für eine Bekannte, die beim Stern arbeitet und jüdisch ist, ein Interview mit ihm organisieren wollen, als er begonnen hat, in islamistischen Kreisen unterwegs zu sein. Er hätte das mir zuliebe gemacht, aber er musste sich eine Freigabe von Leuten aus England holen und dann hat das leider nicht geklappt. Er konnte schon differenzieren, wer in Ordnung ist und wer nicht – selbst bei seiner verschobenen Weltsicht. Ich möchte ihn aber gar nicht in Schutz nehmen. Was er jetzt macht, ist asozial hoch zehn.

Was waren deiner Meinung nach die Auslöser für diese Entwicklung?
Dass er sich so entwickelt hat, finde ich totale schade und zeigt mir, dass er hier keine Bestätigung bekommen hat für seine ganzen Bemühungen.

Er hat mit Leib und Seele Musik gemacht, konnte das einfach nicht so gut, hatte familiär eine schwierige Situation und dann gibt’s solche Seelenfänger wie diese behinderten, extremistisch-religiösen Gruppen, die genau solche Menschen einsammeln und ihnen das Gefühl geben, dass sie lieben, was sie machen und dort geborgen sind. Ich will ihn aber auch nicht von der Verantwortung freisprechen – er ist ein erwachsener Mensch und ist auch dafür verantwortlich. Schade, dass er darauf reingefallen ist.

Hast du jetzt noch Kontakt zu ihm?
Ne. Wir haben uns auch nie angerufen, aber wenn man sich zufällig getroffen hat, hat man auch mal geredet. So ist man dann über viele Themen ins Gespräch gekommen. Ich hätte nie gedacht, dass ihm Religion wichtig ist, das war nie ein Thema. Ganz schön krass. Bevor er Deutschland verlassen hat, war er in Berlin als Prediger in Moscheen und wurde eingesetzt, um die Jugendlichen von der Straße zu fangen. Es war aber nicht absehbar, dass das so in einer Gewaltspirale endet, da war das noch hochreligiös, was er gemacht hat. Er hat den Koran ausgelegt. Das war schon extremistisch, aber da ging es noch um Religion.

Du nutzt Facebook ganz stark, um Diskussion zu forcieren. Was spornt dich dazu an?
Wenn ich von anderen verlange, dass sie Meinung verbreiten sollen, dann muss ich das auch vorleben. Ich möchte kein Moralapostel sein, der die ganze Zeit den Kids eine Meinung vorgibt. Ich möchte, dass sie selbst anfangen, über Dinge nachzudenken. Das ist die wichtigste Fähigkeit, die man im Bezug auf solche Thematiken erlernen muss. Das hat übrigens dazu geführt, dass ich eine Stern-Kolumne bekommen habe. Die wurde aber wieder abgesetzt, weil ihnen die Thematiken zu kontrovers waren und auch die Diskussion nicht konform mit dem Leitsatz vom Stern war.

Welche Themen waren das?

Ich habe mich darüber aufgeregt, dass das Konzert am Brandenburger Tor zum 25-jährigen Mauerfall als Headliner die Fantastischen Vier hatte, die sich nicht einmal in ihrer Karriere zum Thema Ost-West oder Mauerfall geäußert haben, die keine Berliner sind, die total unpolitisch sind.

Nichts gegen Fanta 4, die machen ihren Job gut und sind zu Recht wahrscheinlich auch mehrfache Millionäre. Ich fand es aber scheiße von der Stadt Berlin. Es gab Künstler, die sich so dafür engagiert haben, dass die Mauer fällt, die damals Konzerte gegeben haben.

DSC_0449Zu deinem Label Wolfpack Entertainment: Du hast in einem Interview mal gesagt, dass du nur female MCs signst, die auch eine Perspektive haben. Hat Pilz diese? Was war ausschlaggebend für das Signing?
Wir haben das komplette Label, das sich um Pilz kümmert, gesignt. Sie hat insofern eine Perspektive, weil das ganze Produkt bunt und stimmig ist. Man kann darüber streiten, ob die Musik cool ist, vielen Menschen geht auch ihre Stimme oder die Thematiken, über die sie rappt, am Sack. Sie hat eine klare Vision. Als Mensch ist sie gefestigt, da spricht für uns nicht viel dagegen, dass es in die Hose gehen kann. Das ist für ein Label konstruktiver, als wenn du jemanden signst, der schon 20.000 Fans hat, aber total unorganisiert ist und nicht mit Geld umgehen kann. Da fühlst du dich eher wie ein Kindergärtner. Bei Pilz ist ein ganz gutes, gestandenes, seriöses Business-Verhältnis.

Siehst du noch andere Künstlerinnen in Deutschland, die Perspektiven haben?
Wir haben noch eine Crew namens Schatten & Helden gesignt, da ist auch eine Sängerin dabei. Die wird auf jeden Fall Karriere machen. Wenn man sagt, dass Lary noch eine Newcomerin ist, dann wird sie auch sicher ihren Weg machen, wobei ich diesen amerikanischen Touch schwierig finde. Da muss man vielleicht irgendwann die Kurve kriegen und das ein bisschen europäischer machen, damit es der Mainstream auch kauft. Von anderen Rapperinnen halte ich nicht so viel, auch wenn Naya Isso ganz gut funktioniert, aber das fühle ich zum Beispiel nicht. Man kann nicht jeden Musiker vestehen. Ich verstehe auch nicht, warum die Banger so viele CDs verkaufen. Ich verstehe schon, dass Kinder das feiern, aber das gibt’s immer wieder im Musik-Business.

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Tua meinte in einem Interview, dass das meiste ein Haufen Basic-Scheiße ist und mit Musik nicht viel zu tun hat. Wie siehst du das?
Puh. Ich mag Tua saugerne und grundsätzlich unterstreiche ich diese Aussage auch. Aber das ist ähnlich wie im Kino: Die Filme, die am besten funktionieren, sind einfache Filme. Du weißt, wer der Bösewicht und wer der Gute ist, es gibt ein bisschen Action und Laufstory, das inspiriert keinen, aber die funktionieren trotzdem am besten. Weil die Leute an Dingen, die sie kennen und intellektuell nicht überfordern, am meisten Spaß haben. Wenn du essen gehst, gehst du in der Regel dorthin, wo du weißt, was dich erwartet. Wenn Kids einen neuen Rapper auschecken, dann wahrscheinlich das, wo sie nach ein, zwei Songs wissen, was sie erwartet.

Was Tua macht ist Kunst, das ist schon über Unterhaltungsmusik hinaus auf einem ganz anderen Level. Jemand, der so Kunst macht, der findet immer lächerlich, was der Mainstream macht. Ich kann ihn voll verstehen, aber die Frage ist, ob es jemals ein Mainstream-Verständnis für Kunst geben kann. Wahrscheinlich nicht. Wenn alle das könnten, was Tua kann, dann wäre das Mainstream. Dann wäre es für niemanden anstrengend, das zu hören und zu machen. Und er wäre genau der Typ, der jetzt Fler ist.

Fler macht Hausmannskost, Kartoffeln mit Soße und einem Stück Fleisch dazu. Schmeckt aber eben total geil. Und das ballert er dir jede Woche auf den Tisch. Und jede Woche sagst du: „Boah, lecker.“ Aber vielleicht ist es gar nicht so lecker, du bist es nur gewohnt. Es macht dich satt und danach fühlst du dich gut. Tua macht dir eine Torte mit Zuckerguss und alles voll krass. Schon nach dem ersten Stückchen denkst du dir: „Boah hey, voll heftig, aber es liegt ganz schön schwer im Magen.“

Auch du meintest vor einigen Jahren, dass HipHop eine lächerliche Seifenoper sei …
Das hat aber nichts mit der Musik zu tun. Es ist lächerlich, wenn du wie ich hinter den Kulissen Sachen mitbekommst, die nicht öffentlich kommuniziert werden. Ich weiß nicht, wie das zwischen Fler und Farid Bang ist, es scheint eine Sache zu sein, die für beide sehr wichtig ist. Aber ich habe schon viele Streits mitbekommen, bei denen ich mir sicher bin, dass nichts passiert wäre, wenn beide sich begegnet wären. Das turnt mich als erwachsenen Menschen überhaupt nicht mehr an, ich kann aber nachvollziehen, warum Kids das total spannend finden.

Es gibt ja eigene Portale, die Beef-Geschichten forcieren …
Selbst ich guck da einmal die Woche drauf und lass mich entertainen. Nachvollziehen kann ich es nicht, ich bin da anders erzogen. Es ist irgendwie lächerlich, aber nur aus meiner Sichtweite raus.

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Dieses Beef-Ding gibt es in anderen Musikgenres nur selten – ist das nicht destruktiv für das Genre an sich und seine Außenwahrnehmung?
Streit gab es schon immer zwischen Musikern, ganz egal von welcher Musikrichtung. Dass da drumherum Leute involviert waren und es so ausgelebt wird, das ist eine spezielle Geschichte von HipHop.

Sich über Beef zu definieren, das sind die Rapper, die nichts zu sagen haben. Leute, die eine Message haben, die sind ganz selten in solche Beef-Geschichten involviert.

Das ist analog zu allen Sachen, die auf der Welt passieren: Wenn du coole Sachen erlebt hast und den Menschen etwas mit auf den Weg geben kannst, dann erzählst du coole Geschichten. Aber wenn du nichts zu erzählen hast, dann sitzt du in der Kneipe am Stammtisch und sagst: „Oh, Pep Guardiola ist so ein scheiß Trainer. Die haben wieder nicht die Champions League gewonnen. Und außerdem ist Real Madrid ein richtiger Hurensohn-Verein“. Aber wenn du in deinem Leben nur zuhause rumsitzt und nichts machst, erzählst du eben nur Scheiße.

Oder das Dissen ist wieder ein Marketing-Strategie.
Ich glaube nicht, dass jemand als Musiker anfängt und außerdem einen Handstand im Fahrradfahren und dabei rückwärts rappen kann. Damit könnte man sich überall in den Medien platzieren, niemand müsste dann über Streit in die Medien. Nur Leute, die keine Talente haben, machen so etwas. Aber die machen das auch sehr gut und es funktioniert auch. Das ist aus der Not geboren – wenn du kein Talent hast, machst du Beef zu deinem Talent.

Würdest du das dann auch bei Bushido sagen, dass er kein Talent hat?
Bushido ist erstmal ein Superstar geworden und hat sich dann gegen den Beef von anderen Leuten gewehrt. Natürlich ist er ein Mensch, der ein großes Ego hat und sich von niemandem was sagen lässt und der dann mit der Zeit gemerkt hat: „Ich bin so eine wichtige Persönlichkeit, wenn ich einem Politiker sage, dass er ein Hurensohn ist, dann schreibt jeder darüber.“ Warum soll er das dann nicht ausnutzen? Aber er hat nicht seine Karriere auf Beef aufgebaut. Er hat unfassbar intelligente Texte gehabt und gleichzeitig einen Ghetto-Vibe in die HipHop-Szene mitgebracht.

In der Doku über dich sagt Raf, dass du weder Alkohol trinkst, noch rauchst. Gerade in vielen HipHop-Songs werden diese Tätigkeiten oft glorifiziert. Wie kam es zu deiner Anti-Haltung?
Wenn ich mit Moslems unterwegs bin, möchte ich ihnen zeigen, dass ich der bessere Moslem bin. (lacht) Spaß! Mein Opa war Alkoholiker und meine Oma hat immer gesagt: „Du wirst genauso ein Arschloch, wenn du Alkohol trinkst.“ Aber ich lieb meinen Opa über alles. Das hat mir als Kind ganz schön die Lust genommen, Alkohol zu probieren. Als Jugendlicher fanden die Mädls das total interessant, dass ich der Typ bin, der keinen Alkohol trinkt. Dann fand ich das cool, weil ich speziell war. Dann irgendwann dachte ich: „Wenn ich es jetzt noch probiere, bin ich zu alt dafür. Wenn ich jetzt noch einen Absturz kriege und rumkotze, ist mir das peinlich.“ Nur dreimal in meinem Leben habe ich Alkohol zu mir genommen. Rauchen finde ich eklig, ich kann nicht verstehen, warum man raucht. Es stinkt, schmeckt eklig.

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