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„Ich habe es satt, immer der Besserwisser zu sein“ // Def Ill Interview

„Ich habe es satt, immer der Besserwisser zu sein“ // Def Ill Interview

Mit einer Platte als Cover, aber vorerst ohne tatsächliche Vinyl-Version hat Def Ill Ende November sein neues Album „Side A“ via Duzz Down San veröffentlicht – aus Budgetgründen, versteht sich. Abgebildet ist die Testpressung seines Vinyldebüts „Der rote Faden“, die der Linzer Rapper vor vielen Jahren seinem Vater geschenkt hat. Ursprünglich als EP mit fünf Tracks geplant, ist „Side A“ auf 13 Tracks angewachsen, mit unter 60 Minuten Laufzeit für Def-Ill-Verhältnisse dennoch ein kompaktes Album.

Basierend auf Boombap- und Drumlessbeats, die abgesehen von einer Produktion von Minimal Bill von Def Ill stammen, wollte der Rapper diesmal dezidiert Songs mit A-Seiten-Qualität sammeln. Auch lyrisch haben sich die Ansprüche verändert. Def Ill möchte sich von Teilen seiner künstlerischen Vergangenheit distanzieren, teilt in Lines nicht nur gegen sexistische Rapper, Mechanismen hinter rechtspopulistischen Strömungen und weitere gesellschaftliche Phänomene, sondern auch vermehrt gegen sich selbst aus. Persönlich und auf Rapebene. Auch im Interview präsentiert sich Def Ill selbstkritisch.

Def Ill zu Besuch in Wien. Fotos: Philipp Detter

The Message: Wie gehst du heute mit Leuten um, die Verschwörungstheorien oder sonstigen Unfug teilen?
Def Ill:
Ich bin mittlerweile toleranter mit Menschen geworden, die diesbezüglich anderer Meinung als ich sind. Ich benutze das Wort Schwurbler nicht mehr so häufig und nenne Leute nicht mehr gleich rechts. Ich rede schon so: ‚Tschuldigung, ich glaube die Quelle dieses Arguments ist ein rechtspopulistischer Mechanismus.‘

Weil du die Diskussionen nicht mehr aushältst?
Ja. Ich bekämpfe den inneren Choleriker. Ich habe mir in der Corona-Pandemie eine extreme Toleranz beibringen müssen, weil ich manche Leute nicht aufgeben wollte. Anfangs sind viele Freundschaften durch gegenteiliges Denken zersprungen – obwohl man sich teilweise im Kern der Kritik einig war. Aber es ist extrem instrumentalisiert worden. Ich habe glaube ich nur noch 20 Prozent der Freunde von davor (lacht). Vielleicht liegt es an mir, dass ich so hardcore bin, aber auf einmal sind lauter unpolitische Leute politisch geworden und wollten mir die Welt erklären. Ich rappe zu lange politisch informiert, versuche Aufklärung zu betreiben, einen Diskurs nie stehen zu lassen und an die Zeit anzupassen, um es verkraften zu können, dass Menschen, die ich noch nie mit Politik beschäftigt haben, auf einmal die Erleuchtung haben.

Wenn du sagst, dass du 80 Prozent deiner Freunde verloren hast: Auch viele aus dem musikalischen Umfeld?
Verloren ist oag gesagt, aber ich treffe nicht mehr so viele Leute, rede nicht mehr so gerne und gehe nicht mehr so oft fort. Es ist gemischt, aber zu einem großen Teil Musik. Es war auch meine Entwicklung. Ich habe in der Pandemie lieber Zeit mit meiner Freundin verbracht, als mit dem x-ten Typen die gleiche Debatte zu führen. Wenn ich versuche, meinen Kindern die Pandemie zu erklären, will ich nicht jeden Tag von meinen Freunden mit Bullshit vollgelabert werden. Ich habe bisschen die Nerven für dieses Rapding verloren.

„Ich wollte nicht mehr der sein, der zu jedem Thema einen 10-Minuten-Track macht“

Warst du immer schon jemand, der ständig ungefragt zugelabert wird?
Ja – und mittlerweile ist es extrem. Ich kann nicht mehr mit Leuten sprechen, weil sie mir nur einen Scheiß vermitteln, meine Freundin durchgehend mansplainen und zulabern, ohne sie antworten zu lassen. Ich werde von allen Seiten gepikst, alle wollen mir sagen, was sie an meinen neuen Tracks stört, was falsch gemixt ist und so weiter. Ich kann nicht mehr rausgehen, ohne dass ich Kritik oder politischem Wirrwarr ausgesetzt bin. Aber der Diskurs geht nie so weit, dass er mir was bringen würde. Es ist Triggerwort gegen Triggerwort. Die Leute haben sich schon so satt – und ich habe es satt, immer dazwischen zu sein, der Besserwisser zu sein.

Ist es auch als Rapper ein neuer Anspruch, nicht mehr der Besserwisser sein, der allen die Welt erklärt?
Auf jeden Fall. Ich wollte nicht mehr der sein, der zu jedem Thema einen 10-Minuten-Track macht. Ich glaube Skizzo hat mich mal South Park des Politrap genannt (lacht). Ich muss sagen, es hat seit „Zeltstädte“ nicht mehr funktioniert. Auch beim karikativen Projekt nicht, es ist untergegangen. Oder „Being Abramowitsch“, wo ich mich jahrelang mit dem Shit auseinandergesetzt habe. Ich distanziere mich am aktuellen Album außerdem von Dingen, die ich in älteren Songs gesagt habe.

Was war die wichtigste Distanzierung?
Ich habe alle Mixtapes gelöscht, es ist nicht vielen aufgefallen. „I gib kan Fick“, „I gib nu imma kan Fick“, die Eminem-, Savas-Cover, alles weg.

Weil du mit den Originalen nichts mehr anfangen kannst?
Teils, teils. Ich kann mit Eminem immer noch viel anfangen, nur sehe ich den Character anders. Es ist klar, dass in jeder Kunstrichtung historisch diese Provokation stattfinden muss. Aber ich bin dagegen, dass man der Kunst die Kunstfigur oder den Deckmantel nimmt. Alle beharren zwar auf Kunst- und Humorfreiheit, aber ich finde es funktioniert nicht mehr. Vor 20 Jahren hat sich Deutschrap vom Konzeptrap – der viel gehated wird, wo ich aber gerade wieder draufgekommen bin, dass er der Shit war – in die Gangsta-Ecke entwickelt. Ich streite heute noch mit Leuten, die Fettes Brot haten. Ich höre Rap wegen Fettes Brot. Egal wie toy ihr die danach gefunden habt, die haben die ärgsten Big-L-Beats gehabt. Kein Sido hat jemals einen fetten Beat gehabt, außer vielleicht mal von Desue. Als ich jung war, habe ich alles aus der Savas-Westberlin-Maskulin-Sekte-Zeit cool gefunden. Ich habe versucht, aus meiner linken Künstlerfamilie heraus die Schnittstelle zu provokantem Rap als Kunst zu finden. Ich finde es funktioniert geschichtlich, aber dieses endlose Festhalten an Sexismus-Verteidigen interessiert mich nicht mehr. Das war für mich der Bruch. Wenn global Femizide und Rechtspopulismus steigen, man als Linker per se als „Ihr Linken und Cancel Culture“ in einem Diskurs angegriffen wird, werde ich nicht mehr Sexismus und Menschenhass als Kunstfreiheit verteidigen. Der Zug ist abgefahren.

Gibt es bei „Lobotomie“ Elemente, von denen du dich heute distanzierst?
Bei „Lobotomie“ habe ich per se keinen Sexismus gehabt, aber ironisch Sexisten persifliert – mit Triggerwörtern. Darüber habe ich mit Yolo Ferrari einen langen Diskurs gehabt. Ich bin in Linz auch mit feministischen Kollektiven vernetzt. Ich habe die Kunstfreiheit in mir reflektiert und ein Diplom geschrieben.

In diesem Kontext?
Es geht um die Frage: Can you seperate the art from the artist? Mein Diplom ist ein Streit mit mir selbst. Quasi die rappende Kunstform gegen den Akademiker in mir. Ich kann es nicht zu hundert Prozent vereinen, ein cooler G-Character mit linkspolitischer Haltung zu sein (lacht). Ich habe mich irgendwann entscheiden müssen – durch das Gespräch mit Yolo, längere Reflektionen und dem Weltgeschehen folgend. Nehme ich meine Message ernster oder will ich mein Leben lang Rappern zeigen, dass ich der Tighteste bin? Das mache noch immer gern, aber auf eine andere Art. In einem Beef ist mir vorgehalten worden, dass ich Fake-Feminist wäre, weil ich jemandem mal gesagt habe, dass ich eine Lady wack finde, dann wurde diese Privatkonversation als Screenshot verbreitet. Ich habe öffentlich kein Statement gemacht, sondern mit der Lady telefoniert. Ich kläre ein Gerücht lieber persönlich, als mich wieder hinzustellen und endlose Polittracks zu machen, endlos zu reflektieren. Wenn ich auf die Kunst scheiße und immer allen die Welt erklären will, geht es in die Richtung, dass man ständig aus dem Kontext zitiert wird. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass diese alten Methoden noch funktionieren.

„Das Kunstding fördert es, dass man ein Oaschloch bleibt. Ich wollte das nicht mehr sein“

Im Interview zum Lobotomie-Album hast du gesagt, dass du versuchst, jedes Thema in Tracks aus so vielen Perspektiven wie möglich zu beleuchten. Meinst du diesen Zugang?
Es ist nicht auf allen Tracks auf „Lobotomie“ gelungen, aber ich habe es gemacht. Zum Beispiel auf „Do You Know“, ich würde auch „Red Wedding Shit“ nicht als sexistischen Song sehen, aber ich sage das Triggerwort zu oft. Auch in Gesprächen hat man früher weggesehen. Wahrscheinlich aufgrund der Männlichkeit. Weißer Cis-Mann, egal wie links du bist, irgendwas in dir ist Macho – durch die Gesellschaft und vor allem durch HipHop. Das Kunstding fördert es, dass man ein Oaschloch bleibt. Ich wollte das nicht mehr sein. Gleichzeitig Weltverbesserer und Arschloch zu sein geht sich nicht mehr aus. „Lobotomie“ war ein Schritt in diese Richtung. Seitdem habe ich fünf Alben mit 50 Tracks gemacht, „Side A“ sind die besten daraus. Ich habe auch angefangen, neue Sachen zu machen. Zum Beispiel mit Miss Lead und Fokis, wo ich einen alten Vers von ihr geremixt habe. Der Track hat mir so viel bedeutet, weil ich 2011 mit shady psychotischen Dudes unterwegs war. Die haben mich in diese Anti-NWO-Scheiße reingerissen, „Zeitgeist“ gezeigt und erzählt, es sei die neue Wahrheit. Ich war noch recht jung, habe teilwiese später noch Illuminati in Tracks gesagt. Eher um zu ködern, ich war immer mehr in diesem Linkslager, aber es war mir nicht bewusst, dass ich mich gewissen Begrifflichkeiten schon Antisemitismus verbreite. Weil ich die direkt von Amis übernommen habe – ich bin mit Poor Righteous Teachers aufgewachsen und habe alles von Wise Intelligent für bare Münze genommen. Dann habe ich einen langen inneren Konflikt mit Amirap gehabt, weil die mir Rechtspopulismus eingetrichtert haben (lacht). Durch mein Diplom ist mir klargeworden, dass Bill Cooper schuld an der Scheiße ist. Er hat „Behold a Pale Horse“ geschrieben. Dieses Buch hat in allen US-Gefängnissen mit dem schönsten Kunstcover den Insassen die Welt erklärt. Eine marginalisierte Person aus dem Ghetto geht in den Häfn und bekommt ein Buch, wo die geheime Illuminati-Weltverschwörung erklärt wird.

Wie bist du darauf gekommen?
Über Selbstlaut und den „Behind The Bastards“-Podcast. Die sprechen über Bastards der Geschichte, die am ganzen Wahnsinn eigentlich schuld sind und oage Sachen verbreitet haben. Sie sind nicht immer hundertprozentig zu blamen, weil sie teils psychiatrisch kranke Menschen waren, die vom Vater ein Kriegstrauma hatten. „Zeitgeist Chroniken“ mit Strange und Fate ist mit dem Gedanken entstanden, nicht mehr auf Leute hinzupecken, die sich von jedem neuen Gedankengut fangen lassen oder bei Medien nicht mehr erkennen, was „Fake News“ sind.

Also die Mechanismen, nicht die Reaktion der einzelnen Leute.
Genau. Das ist finde ich das wichtige. Ich kann nicht Amirap dafür blamen, dass ich als dummer weißer linker Österreicher marginalisierten Personen alles nachplappere. Ich habe irgendwann so viele Abstriche machen müssen. Gerade beim Schreiben und beim Diplom ist es mir klargeworden. Was lustig ist, weil ihr mich beim letzten Interview gefragt habt, wie ich Quellen überprüfe und ich gesagt habe: ‚Das, was für mich seriös ist‘. Was halt jeder sagt. Es braucht Medienbildung. Quellen überprüfen ist schon geil.

Wie machst du es jetzt?
Ich habe damals schon Scholar und so weiter benützt. Da findet man teilweise auch shady Sachen, aber dann gibt es keine verwandte Lektüre. Beim Diplom schrieben habe ich gesehen, wenn ich zehn Seiten aus dem Stegreif schreibe und ungefähr hinschreibe, wo die Quelle liegt, muss ich neuneinhalb Seiten kürzen und es bleiben vielleicht sechs Sätze so stehen, bei denen ich nichts aus dem Kontext greife oder verzerre. Es ist viel Prozess in mir passiert. Ich habe in der Coronakrise viel Musik gemacht, reflektiert, die Rap-Geschichte verfolgt.

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Und Selbsthass entwickelt.
Den habe ich am Album rausgelassen. Ich verzeihe mir zum Teil, wenn der Kontext ironischer war oder bei spezifischen Punchlines mit Referenzen, die ich von Ami-Rap übernommen habe. Wie wenn Eminem über die Mordfälle von OJ Simpson rappt und ich über den Tibor-Foco-Mordfall in Linz. Es waren lyrische Herausforderungen. Ich wollte in die Fußstapfen der Veteranen treten, indem ich Konzepte ummünze. Mittlerweile interessiert es mich einen Scheißdreck und ich schäme mich teils dafür, fände es aber schade, wenn ich es zur Gänze lösche. Mir wollen dauernd Leute, denen ich das erkläre sagen, dass ich der Vollidiot bin und dazu stehen soll, was ich gemacht habe. Aber wenn ich selbst nicht zu etwas stehen kann, ist es meine Entscheidung, mich davon zu distanzieren. Gerade jetzt, wo Femizide, Unterdrückung, rechtspopulistische Parteien, Geschichtsrevisionismus, der ganze Scheiß auf einmal kommt und die Leute schon viel empfänglicher dafür sind. Du sagst Menschenrechte und es schreit dich wer an, dass du eine Agenda bist, weil du das Wort Menschenrecht benützt. Jedes Weltverbessern wird beim Wort abgeblockt. So wird sich nie was ändern. Mir ist klargeworden: Def, du darfst dich distanzieren, dir selbst böse sein und du musst nicht zu allem stehen.

Führt Selbstreflexion bei dir automatisch zu Selbsthass?
Ja (lacht). Dadurch, dass ich in Österreich schon solange ein Cartoon-Character für die Leute bin. Für die einen war ich Kinderrapper und Leute, zu denen ich aufgeschaut habe, behandeln mich teilweise immer noch so. Für die bin ich immer der Kleine. Selbst wenn sie nichts mehr machen, sind sie meine Teacher gewesen, aber heute vollkommen respektlos. Es ist so hart, wenn ich gefallene Veteranen vorm Club treffe und die mich anschreien, was ich alles falsch mache.

Geht dir das, was die Leute von dir erwarten, allgemein immer mehr Oasch?
Extrem. Ich kann es keinem rechtmachen. Ich merke, dass Leute mich kritisieren, aber die Sachen nicht hören. Manchmal sagen Leute, ich soll endlich zum Tripletime rappen aufhören. Ich mache ja nur Spaß-Videos auf Instagram, weil mir die Leute Sachen, dass ich Werbung machen soll. Ja, ich bin in der Tripletime-Szene global connected, habe überall auf der Welt ein Publikum, es ist eine Subnische. Aber mir sagen Leute, dass ich es lassen soll, nur Tripletime-Def-Ill-Nummern zu machen. Dann sage ich: ‚Zähle mir drei auf‘. Es gibt in den letzten zwei Jahren keine Def-Ill-Tripletimenummer. Das mache ich als Ruffian Rugged – anderer Name, andere Sprache, anderer Character, andere Community, aber die Leute vermischen es. Wenn ich frage, ob sie „Mei Nochbar“ gehört haben, kommt: ‚Na, i horch di nimma. I hab di aufgeben‘. Ich kriege dauernd so Feedback, wenn ich nett reagiere und einen Track schicke, bei dem es anders ist.

Spätestens seit „Lobotomie“ ist auch die Zugänglichkeit ein Thema bei dir. War es ein aktives Ziel, weiter daran zu arbeiten?
Ich finde „Side A“ ist das zugänglichere „Lobotomie“, im Vergleich zu den damaligen Aussagen.

Halt mit einem Intro, das fast acht Minuten dauert.
Das war ein eigener Grund. Ich habe 50 Intros gemacht und mir überlegt, ob ich ein eigenes Mixtape daraus machen soll. Beim Intro willst du immer alles toppen. Ich wollte es beim Album kurz und knackig machen. Jetzt ist es die einzige Nummer, wo ich dem langen Def-Ill-Shit treu geblieben bin. Aber ich habe mich bartechnisch zurückgenommen, weil so viele andere Rapper oben sind. Ich wollte immer Alben machen, die wie die 90s-Rapalben, die ich feiere, sind. Mein Ziel war es, ein Projekt nur aus A-Seiten zu machen und ich habe dafür meine Favorites aus fünf Alben und circa 60 Tracks gepickt, die ich seitdem gemacht habe. Ich habe generell Vorlagen im Kopf gehabt, Songs von Amis oder Deutschrap, die ich gefeiert habe, und geschaut, dass ich ähnliche Nummern mache, aber nicht bite, sondern meinen Vibe fahre. Es gibt ja mittlerweile sieben Defs, ich muss dann den alten Def, den von „Reefa Mawdness“ oder den von „Der rote Faden“ channeln.

Gibt es ein absolutes 90s-Rap-Lieblingsalbum?
Ich darf nicht „Illmatic“ sagen, weil es dasteht (lacht). Aber es war schon sehr prägend. Warte kurz (überlegt). Eigentlich habe ich „Lifestylez Ov Da Poor & Dangerous“ von Big L am öftesten gehört. Lord Finesse hat die tightesten Alben gemacht, reduziert und „Hip 2 Da Game“. Überhaupt der D.I.T.C.-Shit, diese Ära. Als Kind haben mich Dilated Peoples von Deutschrap weg zu Amirap gebracht. Jurassic 5 waren auch die Ärgsten an der Westcoast.

Welcher alte Def ist dir am liebsten?
Der „Reefa Mawdness“-Def, hätte ich nicht am Bonusalbum Rothschild und Rockefeller benützt. Obwohl man im Kontext von Lobbyismus-Kritik diese Namen noch sagen kann und ich schade finde, dass Antisemitismus gleich bei diesen Begriffen anfängt. Der Ill-Mindz-Def war hardcore, noch simpel. Es ist schwer, zu diesem einfachen Punchline-Ding zurückzufinden. Aber es war bei „Grindhouse“ mein Ziel. Ich habe wieder viel vom alten Album gehört und versucht, zwischen den Welten zu channeln. Ich will nicht wieder „I arina mi“, „Wohrheit“ und denselben Vibe. Wenn du so viele blöde Mixtapes wie ich gemacht hast, warst du mal jede Art von MC. Jede Technik wird irgendwann fad. Dann wirst du Nerd und musst dich selbst finden. Wo will ich hin? So entsteht „Telenovela“, auch inspiriert von Joyner Lucas, den ich voll feiere. Heute nicht mehr ganz so, aber er war für mich früher der ärgste Lyricist und die ultimative Mischung aus Trap-Shit und Boombap. Cambatta ist auch einer meiner absoluten Lieblingsrapper. Leute, die zwischen Deep-Shit, Poetry, perfekten Reimskills, teils Doubletime, teils simplem Spitten alles können. Ich wollte Neues mit Altem mischen und perfektionieren, statt mir den x-ten Digga-Beat zu holen und wieder etwas wie „Pest“ zu machen, weil ich dann mehr Klicks bekomme.