In den letzten Monaten war es um einen der viel- versprechendsten österreichischen Hip Hop Künstler verdächtig ruhig. Nun meldete er sich mit seiner bereits vierten Soloveröffentlichung zurück…
Bereits im Intro wird vieles über den Release „Diggas Digest“ und die Inspirationen des in die Hauptstadt emigrierten Produzenten und Rappers Digga Mindz klar: Gleich im ersten Vers bedankt er sich beim ältesten bestehenden Schallplattengeschäft Wiens (Windmühlgasse 10): „I häng im Teuchtler ob und suach noch Samples“, die Frage auf die Antwort was denn das für Samples sind, liefern zwar auch die nächsten 24 Nummern zuhauf, klarer als im Intro kann man es aber verbal kaum ausdrücken „Jazz, Soul, Psychorock, Schlager aus die Sechzger, 70er Johr, Synthiezeig, Fümmusik wos waß i, i sample olles und moch jedn Tog an ondern Beat (…)“.
Die Beats werden dementsprechend wie gewohnt allesamt vom Boombokkz Mastermind selbst geliefert. Im Gegensatz zu seinen vorherigen Solo Veröffentlichungen „Mad Pattern Creationz 1&2“ und der Drama EP, sind seine Raps aber nur auf einer kleinen Zahl der Tracks zu finden. Alleine rappt er überhaupt nur im In,- und Outro. Dennoch ist es der rundeste Release des gebürtigen Spitalers, der in den letzten Jahren von PerVers bis Skero bekanntlich für das Who ist Who der österreichischen Rapszene als Penziger Beatfabrik fungiert hat. Obwohl die Bandbreite an Instrumentals sehr weit ist und die dazu kombinierten Vocal Samples von Hildegard Knef bis KKS auch unzählbar sind, ist unüberhörbar, dass Digga Mindz diesmal noch klarer auf die Übergänge zwischen den einzelnen Tracks geachtet hat. Die gut 50 Minuten durchzieht ein atmosphärisches Stimmungsbild. Dieses lässt vermuten, dass hier jemand seine Tage in verstaubten, schlecht beleuchteten Plattenläden, die Nächte beim nicht minder verrauchten Produzieren verbracht und dabei kaum das Sonnenlicht gesehen hat…was „Diggas Digest“ aber sehr gut getan hat.
Die hinzugeholten Rap- und Scratchgäste sind allesamt beim von Digga Mindz gegründeten Künstlerkollektiv „Boombokkz“ heimisch. Dabei sticht vor allem die Rapkollabo zwischen Def Ill und Digga Mindz „Niemand sieht dich“ heraus, die der Mystik der Nacht huldigt und die Erwartungshaltung an das von den beiden österreichischen Hip Hop Hoffnungen angekündigte gemeinsame Album als „Ill Mindz“ noch etwas höher schrauben lässt. Auf den sonstigen Rapparts gibt es wie gewohnt vordergründig Punchlines auf Mundart zu hören, wobei Säbjul „Wir bringen´s auf den Punkt, so wie Maler rund um 1910, 100 Jahre später ist das Boombokkz Denkmal net zu übersehen“ und Monobrother (über Digga Mindz): „Er hot a Hond auf der MPC und ane am Mic, er is a Avantgardist und ka Sklave der Zeit“ auch kunsthistorisches Verständnis beweisen. Einige Raps kommen dennoch teilweise nicht an die inhaltliche Tiefe der Beats ran. Den einzigen echten Vorwurf, den man Digga Mindz aber machen kann ist, dass man keinen seiner bisherigen Releases wirklich diggen wird können…
(Jan Braula)
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