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„Herrlich und verstörend“ // DRK & FOZ live

„Herrlich und verstörend“ // DRK & FOZ live

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DRK & FOZ live im Chelsea // Alle Fotos: Moritz Nachtschatt

Um das Release von „Himalaya versus Leichenberg“ gebührend zu zelebrieren, haben sich Drk Poet, Fozhowi und Alligatorman am Abend des Feiertags Christi Himmelfahrt im Wiener Chelsea eingefunden. Bevor das Honigdachs-Trio mit der Show loslegt, heizen zwei Support-Acts der stetig größer werdenden Meute ein. Den Beginn machen die Rapper Junk & Poe sowie DJ Kapazunda, die kürzlich gemeinsam den vierten Teil der „Alkersdam-Sessions“ veröffentlicht haben. Das Projekt ist zum Jahreswechsel gänzlich innerhalb von „vier sehr intensiven Tagen und Nächten“ entstanden. Sie performen die Tracks, die live eine Spur frischer wirken als am Album, grundsolide und laden nebenbei zum Trinken von Stamperln ein. Besonders „Vienna Waits For You“, das auf dem Billy-Joel-Sample „Vienna“ basiert sowie „Zu Müde“ bleiben im Gedächtnis. Die Boxen neigen dabei noch zum Übersteuern, was sich glücklicherweise im weiteren Verlauf des Abends bessert.

Anschließend mimen die Mostheadz-Mitglieder Kardinal Kaos und DJ Zeilomat ein Duo. Ersterer arbeitet derzeit an einem Soloalbum, aus dem er vorab einige ausgewählte Nummern auf ihre Live-Tauglichkeit testet. Er präsentiert sich dabei engagiert, wobei es zeitweise etwas schwer fällt, seinen Lyrics zu folgen. Als Highlight fungieren zwei neue, von Digga Mindz produzierte Tracks, die er zum Schluss seines Auftritts spielt.

Alligatorman schreitet auf der temporär abgedunkelten Bühne zu den Decks und legt – inklusive Live-Scratches – mit dem Intro von „Himalaya versus Leichenberg“ los. Drk Poet leitet daraufhin  mit mahnenden, an die Crowd des mittlerweile gut gefüllten Lokals gerichteten Worten ein: „I hoff, ihr habt’s Bergschua an, weil die Luft is dünn da oben.“ DRK & FOZ beginnen ihre Show in routinierter, gewohnt energischer Manier mit „Roughnecks„. Anschließend switchen sie laufend zwischen Nummern aus dem neuen Album sowie älteren Tracks von „VooDooZoo„. Die beiden Rapper sorgen zunächst kaum für Übergänge zwischen den Nummern – sie lassen ihre musikalischen Ergüsse straight an der motivierten Crowd aus, aus der ein vor der Bühne platzierte Teil sogar zum Mini-Moshpit anregt. Dabei ist den Wahl-Wienern das fordernde Tempo schnell anzumerken, schließlich steht ihnen bereits nach wenigen Minuten der Schweiß auf der Stirn.

Mit fortlaufender Dauer des Konzerts werden DRK & FOZ zwischen den dargebotenen Tracks gesprächiger. Vor der Performance von „Weißes Hemd“ platziert Fozhowi etwa eine wichtige Mitteilung: „Merkts eich ans: A.C.A.B. – All clits are beautiful!“ Daraufhin spielen sie „Flaschenpost“ sowie „Genfrequenz“, ehe mit „Staub“ besonneneres Material folgt. Drk Poet zeigt sich begeistert: „Schaut’s, wie schee des klingt! Ihr seid’s ja auch down mit ruhigeren Nummern von uns.“ Mit Cognac in der Hand laden die Rapper zum „Schnapsboogie“, womit sie die Stimmung rasch in heitere Sphären hieven. Drk Poet überzeugt mit einem A capella, bevor er zum Rundumschlag gegen rappende Kollegen ausholt – er bezeichnet dabei 90 Prozent der Rapper als dumm, wobei er auf eine anthropologische „Studie“ verweist. Nachsatz: „Rapper stammen ned vom Affen ab, sondern von niederen Primaten.“ Fozhowi ergänzt mit einem Seitenhieb gegen den ehemaligen Vamummtn Ansa.

Mit Kreiml betritt in weiterer Folge eine vom Hund abstammende Ausnahmeerscheinung die Bühne, diesmal ohne seinem kongenialen Partner Samurai, der in Myanmar verweilt. „Helga ist tot“ wird somit in abgespeckter Form performt. Gegen Ende des Konzertes erscheint auch Kardinal Kaos erneut als Featuregast auf der Bühne, um DRK & FOZ bei „Dua ma den Gfoin“ und „Gnackwatschn pt. 2“ zu unterstützen. Die nach wie vor gut gelaunten MCs beenden die Releaseparty mit „Schene neiche“ sowie einem Digga-Mindz-Remix von „Alligatorfütterung“, den Drk Poet treffend als „herrlich und verstörend“ bezeichnet.

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Fazit: DRK & FOZ war bei der Releaseparty von „Heinrich versus Himalaya“ stets anzumerken, dass sie in Bezug auf Live-Shows viel Erfahrung ausweisen. Sie haben, trotz nicht ganz optimaler Soundbedingungen, in routinierter Manier ihr Programm abgeliefert und damit den Besuchern im Chelsea eingeheizt. Mit den Alkersdam-Künstlern sowie Kardinal Kaos als Support-Acts gab es zudem ein geeignetes Rahmenprogramm.

Ein Interview mit Drk Poet, Fozhowi & Alligatorman gibt es hier.

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