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Pommesgabeln in die Luft // Danny Brown live

Pommesgabeln in die Luft // Danny Brown live

Der mittlerweile in Texas lebende Rap-Avantgardist Danny Brown beehrte Wien – und legte einen Auftritt hin, der wenige Wünsche offen ließ.

In der ein wenig unscheinbar wirkenden SiMM City gastierte am Mittwochabend der ganz und gar nicht unscheinbar wirkende Danny Brown. Dieser tourt gerade durch Europa – dabei im Gepäck sein sechstes Studio-Album „Quaranta“, das er im November des Vorjahres veröffentlichte. Aber nicht nur dieses hat er im Koffer: Danny Brown hat 2023 neben „Quaranta“ schließlich auch ein Kollabo-Album mit JPEGMAFIA, „SCARING THE HOES“, veröffentlicht. Dieses Album nimmt einen nicht minder großen Teil des Programms ein, das der ursprünglich aus Detroit stammende Danny Brown später auf der Simmeringer Bühne kredenzen sollte.

Alle Fotos: Daniel Shaked

Bevor es so weit ist, heizt Local-Hero Donna Savage in Verbund mit Spicy an den Decks der Crowd ein. Vor-Acts haben oft das traurige Schicksal, nur für eine Handvoll Leute auftreten zu dürfen. Das ist diesmal anders, hat sich der Saal schon beim Vorprogramm gut gefüllt. Neben der Performance von Songs wie „Big Mama“, „Blutwiese“ oder „Sarah Connor“ nimmt sich Donna Savage auch die Zeit, einem Pärchen zum Jahrestag zu gratulieren. Die beiden hätten sich nämlich bei einem ihrer Konzerte kennengelernt. Ein bisschen Liebe, bevor der „Master of Darkness“ übernimmt.

Grüßte zwei besondere „Mausis“: Donna Savage

Danny Brown, der „Master of Darkness“

„Master of Darkness“ ist sehr zutreffend – Danny Brown entert in einem Wave-Gotik-Treffen würdigen Outfit die Stage und trotzt im Leder-Mantel den amtlichen Temperaturen in der SiMM City. Optisch bricht das Publikum der gut besuchten, aber nicht ausverkauften Location ebenfalls mit einigen HipHop-Klischees. Das zeigt sich schon anhand der vielen Band-Shirts aus der Hard’n’Heavy-Ecke, die heute zu sehen sind: Gefeaturet sind dabei Bands wie die französische Technical-Death-Metal-Band Gojira, die Noise-Rock-Band HEALTH, die Punker von Dead Kennedys und … ja, auch ein Burzum-Shirt ist zu sehen, das ein Konzert-Besucher halb-verdeckt unter einem weißen Hemd trägt. Schwierig.

Danny Brown in Schuhen der in Gothic-Kreisen beliebten spanischen Marke New Rock

Danny Brown eröffnet sein Set mit dem Titel-Track seines letzten Albums – „This rap shit done saved my life and fucked it up at the same time“, heißt es darin. Warum, führt er in den nächsten knapp 60 Minuten näher aus. Lediglich in Begleitung seines DJs Skywlkr auf der Bühne, rappt er sich straight durch sein Programm – nur unterbrochen von gelegentlichen Trinkpausen und sympathischen Ansprachen an das Publikum. Ein schöner Ort mit schönen Menschen wäre das heute, so Danny Brown, der ein wenig wie ein Zeremonienmeister einer schwarzen Messen wirkt – immer wieder hält er nach Songs die in Metal-Kreisen so beliebte Pommesgabel triumphal in die Luft. Das Publikum macht es ihm gleich. Natürlich gibt es auch Mosh-Pits, für eskalierende Stimmung sorgen besonders alte Klassiker wie „Smokin & Drinkin“, „Lie4“ oder „Dip“ – Songs aus seiner Zeit, als Danny Brown noch ein anderes Verhältnis zu Rauschmitteln hatte.

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Mittlerweile ist der in Austin, Texas residierende Danny Brown clean. Und 43 Jahre alt – was auch sein Argument ist, warum das Konzert nach „Grown Up“ fürs Erste zu Ende geht. Die „Zugabe!“-Rufe (Klassiker) bleiben aber nicht unerhört, Danny Brown kommt noch einmal zurück und performt mit „Side B (Dope Song)“ und „Attak“ zwei weitere Brecher aus seiner an Brechern nicht armen Diskografie. Ein starker Auftritt!

Fazit

Danny Brown lieferte in der SiMM City eine energiegeladene Show, bei der überwiegend neue Songs, aber auch etliche ältere Klassiker dargeboten wurden. Klar, Songs wie „Die Like a Rockstar“ oder „Pneumonia“ zu hören wäre noch nett gewesen – oder sich etwas vom Merch-Stand zu holen, den es leider nicht gab. Kritikpunkte, die diesen Konzertabend aber keineswegs trüben sollten.