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Anders als in Österreich, wo internationale Rapper stets jedenfalls die Hauptstadt ansteuern, gibt es in Belgien die Qual der Wahl zwischen Brüssel und Antwerpen. Talib Kwelis „Tour de Force“ schlägt ihre Zelte im flämischen Antwerpen auf. Die äußerst imposante Location, das De Roma, ist ein altes Theater und bietet jedenfalls ein würdiges Ambiente für einen derart großen Namen.
Die Crowd ist bunt gemischt, auch wenn der 30-Plus-Anteil wesentlich größer ist als bei herkömmlichen HipHop-Shows. Es wird bereits intensiv dem Kräuter- und Gerstensaftkonsum gefrönt, während Lokal-Aushängeschild Darrel Cole die noch nahezu leere Halle zu motivieren versucht. Sein Auftritt ist auch ob der stark reduzierten Lautstärke schwer einzuordnen, man sieht aber bereits einige wohlwollend nickende Köpfe.
Pünktlich um 21:30 betritt der Großmeister in Gefolgschaft seines DJ, die großzügige Bühne und startet unvermittelt seine Show. Dass sich an der sehr bescheidenen Lautstärke auch zwischen Vorgruppe und Mainact nichts getan hat, trägt neben der insgesamt für HipHop-Konzerte mäßigen Akustik und der deutlich zu großen Location zu einem äußerst skurrilen Konzertstart bei: Viele Besucher scheinen sich nicht sicher zu sein, ob es sich bei dem Mann auf der Bühne tatsächlich um Talib Kweli handelt. Auch das Fehlen einer Einleitung oder Intros trägt seinen Teil zu einem sehr behäbigen Start bei.
Dennoch legt der Mann aus Brooklyn motiviert vor und lässt gleich zu Beginn verstorbene Weggefährten hochleben. Nach einem J-Dilla-Tribute folgen R.I.P.-Shout-outs an Sean Price und Phife Dawg, inklusive der Tracks „Palookas“ und „The Killing Season“ (vom neuen Album von A Tribe Called Quest), wobei die Parts der Verstorbenen von der Platte kommen und von Kweli zusätzlich gebackt werden. Die Performance des inzwischen Mitvierzigers kann, im Gegensatz zu jener der Tontechnik, nicht im Geringsten bemängelt werden. Die Parts sind sauber und hart gerappt, der Mann aus New York ist on point und auch an Motivation fehlt es (zu Beginn) nicht. Der Sounds ist aber leider so schwach, dass man teilweise nicht einmal die Ansagen des Rappers versteht. Ob der großteils untergehenden Drums, die das Kopfnicken erschweren, will nie so richtig Stimmung aufkommen.
Doch Talib Kweli hat noch ein Ass im Ärmel. Um die Crowd aufzuwecken wird für einige Minuten aufs Rappen verzichtet und stattdessen darf sich der Mann an den Plattentellern mit einem Medley zeitloser Klassiker, wie etwa „Bam Bam“ von Sister Nancy und „Is this Love“ vom großen Bob Marley, beliebt machen. Verstörenderweise soll dies der stimmungstechnische Höhepunkt des Abends bleiben.
Es folgen „Definition“ mit Mos Def sowie „High Life“ und „Push Thru“ vom 2013 erschienenen „Prisoner of Conscious“. Die Forderung nach mehr Energie aus der Crowd bleibt auch während „The Blast“ ungehört und so macht sich Talib Kweli – noch während das Outro läuft – aus dem Staub. Nach weniger als 45 Minuten will sich die maue, aber nur bedingt schuldige Crowd nicht so einfach abspeisen lassen und fordert relativ lautstark eine Zugabe. Der Mann, der den Sound der East-Coast mitgeprägt hat, lässt sich erweichen. Knappe zehn Minuten später und mit „Get By“ als Schlusspunkt, geht der Auftritt dann aber wirklich zu Ende. Selbst die Crowd sieht ein, dass hier nichts mehr zu retten ist.
Fazit: Talib Kwelis Gig in Antwerpen war ein Abend, an dem abgesehen vom Booking selbst nahezu alles vergeigt wurde. Eine falsche, weil viel zu große Location, eine miserable Akustik trotz sehr bescheidenen Soundvolumens und ein Publikum, das einerseits mit schlechten Rahmenbedingungen und andererseits mit (altersbedingter?) Trägheit zu kämpfen hat. Vielleicht fällt die Entscheidung bei der nächsten Tour dann doch lieber auf Brüssel. Schade, der große Talib Kweli hätte sich mehr verdient!
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