Now Reading
Erykah Badu – New Amerykah Part One (4th World War)

Erykah Badu – New Amerykah Part One (4th World War)

Es gibt viele Gründe und Motivationen Musik zu machen. Manche entdecken ihr Talent für ein bestimmtes Instrument, andere haben viel zu sagen und sind gut darin ihre Gedanken und Ansichten in Reime zu fassen. Wieder andere verdienen einfach nur ihr Geld mit Jingles oder Filmmusik weil es praktisch und lukrativ ist, während es hoffentlich noch viele gibt, die einfach nur aus Liebe produzieren! Angeblich hat Erykah Badu als Kind nicht LaLaLa sondern BaduBaduBadu gesungen , daher also ihr Künstlername. Was mir als Erklärung ihrer Beweggründe Musik zu machen schon völlig ausreicht: wer als Kind schon scattet hat es wohl im Blut. Wenn man auf ihre bisherigen Alben zurückblickt, gibt es kaum eine Nummer, die nicht bereits als Klassiker in der Soul und HipHop Welt gilt. Erykah als Prophetin, die mit ihrer wunderbar einzigartigen Stimme, ihren simplen und kreativen Lyrics und ihrer unvergleichlichen Ausstrahlung alles in uns zum Schwingen bringt. Selbst wenn nach reinem 0815 -Shake-ya-booty R&B und HipHop in einem Club auf einmal “Tyrone” lief, ging die Menge ab! Diesen Unterhaltungswert hat ihr neues Album New Amerykah leider bzw zum Glück nicht mehr, denn es ist wahre Kunst! Einzig und allein “Honey” bringt die Hüften etwas zum Schwingen und erinnert an die “alte” Erykah. Sie hat bereits bewiesen, dass sie eine Ausnahmekünstlerin ist und nun geht’s ans Experimentieren. Dass sie dabei Underground Producern wie Madlib treu bleibt rechnen wir ihr mal sehr hoch an. Mit Roy Ayers, Bilala und Omar Rodríguez-López kann sich das Ergebnis wirklich hören lassen: Experimental Neo-Soul der feinsten Sorte. Wer “Twinkle” oder “My People” hört wird mir zustimmen, vielleicht nicht nach dem ersten Hören aber nach dem dritten bestimmt. Erykah scheint einiges erlebt zu haben, das Verarbeitung bedarf und sich einige Gedanken um das Weltgeschehen zu machen, Religion is bigger than HipHop , 9/11 und den Gefühlen ihrer Afroamerikanischen Brüder und Schwestern verleiht sie natürlich auch Ausdruck. Richtig konkret wird sie dabei allerdings nicht, ein großer Kritikpunkt oder ein großer Pluspunkt. Gefühlsausrufe und Andeutungen regen zum eigenständigen Denken an. Sollte das ihre Absicht gewesen sein ist es auf jeden Fall gelungen. “The Healer/HipHop” spaltet die Nation und wird daher ganz bestimmt in die Geschichte eingehen als eines der großen HipHop Anthems unserer Zeit. Man hört von vielen Erykah “Fans” die neue LP wäre sehr enttäuschend. Denen möcht ich eines sagen: nicht aufgeben! Hört sie immer und immer wieder an und solltet ihr sie nicht irgendwann verstehen, fühlen die Tiefe darin nicht irgendwann erkennen, seid ihr wahrhaft keine “Fans” von Soulmusik als einer Kunstform und solltet euch ernsthaft überlegen euch auf billigen R&B zu beschränken! Platten wie New Amerykah brauchen wir als Ausgleich zur unaufhaltbaren Flut von kommerzieller Unterhaltungsmusik!

Seijla Softic