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Esref – Unkraut vageht ned (prod. PMC Eastblok)

Esref – Unkraut vageht ned (prod. PMC Eastblok)

Esref liefert mit „Unkraut vageht ned″ sein erstes Solovideo. In Szenekreisen ist er aber schon seit langen Jahren kein Unbekannter mehr. Meine Wenigkeit stieß auf ihn, als er gemeinsam mit Ceset als Raptus-Crew 2007 im Planet Music als Vorgruppe von Jeru the Damaja auftrat. Damals war es noch etwas überraschend, noch nie etwas von ihm gehört zu haben: schließlich rappte er bereits mit gutem und vor allem in Österreich nicht allzu häufig präsentem aggressiv-bissigem Flow. Vielleicht lag meine Unwissenheit aber auch daran, dass er damals noch ausschließlich auf Türkisch rappte.

Einige Zeit später gründete sich jedenfalls die Eastblok Family und Esref und seine Crewkollegen wurden immer präsenter. Esref veröffentlichte gemeinsam mit Ceset 2010 eine EP und auch sonst war immer mehr von Eastblok zu hören. Vor allem von Esref, nachdem er im selben Jahr spaßhalber die Nummer „Unkraut″ ins Internet stellte. Das stieß nicht nur deswegen auf Aufmerksamkeit, weil hier ein glatzköpfiger Türke auf Wienerisch rappte, sondern auch weil er dies gut und mit Aussage tat. Darauf wurden auch die Droogieboyz aufmerksam und luden ihn auf ihr letztes Mixtape für die Nummer „Koites Wien″ ein, wo er natürlich wieder zur Mundart griff.

Vor einer Woche kam als direkter Vorläufer zu „Unkraut vageht ned″ der dritte Dialektstreich von Esref an die breitere Öffentlichkeit: der auch nicht ganz zimperliche „Glasscherb´n Tanz″, bei dem Esref wiederum mit druckvoller Stimme mit großem Wiedererkennungswert und gutem Flow in Mundart aufkreuzte. Oder wie er es in Bezug auf die sprachliche Komponente selbst ausdrückt: „Was mit Schmäh anfing geht schön langsam auf Standard über.″

Bei „Unkraut vageht ned″ scheint der Bogen trotz guten Raps und einem technisch gelungenen Video nun aber etwas zu weit gespannt worden zu sein. Esref rappt von einem elendigen Leben und lebenslänglichem Häfn in seinem von Gemeindebauten dominierten Bezirk Simmering. Dabei kommen Messer und andere Waffen vor, größere und kleinere Menschen-Trauben schauen aggressiv in die Kamera, ein paar boxen durch die Luft. Das wirkt zumindest etwas aufgesetzt und inszeniert. Außerdem wird neben der Wiener Polizei Kid Pex gedisst, der so wie Esref und einigen anderen auch noch vor zwei Monaten beim von den Ordnungshütern der Hauptstadt organisierten „Day of Contact″ im Line-Up stand. Wie uns kurz nach Erscheinen dieses Kommentars Eastblok-Mastermind PMC berichtete, wurde bei dieser Veranstaltung bereits „Unkraut vageht ned″ live vorgetragen, worauf aber keine negative Reaktionen aufkamen.

Wie dem auch sei: Das Video spielt an für Esref und seinen Produzenten PMC vertrauten Plätzen ihres Bezirks: Betriebsbahnhof Simmering, Skatepark am Zentralfriedhof 2. Tor, der Gemeindebau, in dem er aufwuchs und an ein paar weiteren Orten wie zum Beispiel dem Alberner Hafen. Dass es in Simmering tatsächlich hart zur Sache gehen kann, ist unbestritten, allerdings gibt es dort auch die gemütlichen Seiten und auch Leute der Stadt, zu denen wohl auch einige Video-Protagonisten zu zählen sind. Für Esref stellt sich die Frage warum diese Seiten nicht auch miteinbezogen wurden aber gar nicht, denn wir er zum Message meint: „Der Track und das Video selbst, soll kein Ansporn zur Gewalt sein, sondern nur zur Unterhaltung dienen und die Liebe zum Bezirk zeigen.″ Wer weiß, vielleicht ist ihm damit tatsächlich eine Bezirkshymne gelungen, zu einem Rückgang von Gewalt wird diese aber mit Sicherheit nicht beitragen.

 

 

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(JB)