Das Texta (Beat-) – Mastermind Flip releast heute (17.2.) sein erstes reines Produzenten-Album Reflections auf dem amerikanischen Qualitätslabel Ill Adrenaline Records. Dafür versammelte er einige der talentiersten Rapper aus den Staaten und will erstmals international dick anschreiben.
Interview: Stefan Anwander
Fotos: Privatarchiv Philipp Kroll & zoe-fotografie.com
Mitarbeit: Thomas Kiebl
Sein Name steht wie kaum ein anderer für HipHop in Österreich, seit fast 20 Jahren prägt Flip die hiesige Entwicklung der HipHop-Kultur entscheidend mit und setzt Maßstäbe. So auch mit seinem ersten reinen Producer-Album Reflections. In seinem Linzer Studio sprachen wir dabei nicht nur über die Entstehungsgeschichte eines neuen Meilensteins in seiner Diskographie, sondern auch darüber, dass die New Yorker MC-Legende AG ihn mittlerweile zu einem seiner Top 3 – Produzenten erkoren hat. Garniert wird das Interview mit exklusivem Bildmaterial aus dem Hause Kroll.
TM: An deinem ersten Rap-Solo-Album Umberto Ghetto (2010) hast du fast fünf Jahre gearbeitet. Wie war der Entstehungsprozess von Reflections?
Flip: Das Reflections-Album hat ähnlich lang gedauert wie das Umberto Ghetto-Album. Die Gründe dafür liegen einmal daran, dass ich die Tracks immer dann aufgenommen habe, wenn gerade irgendwelche Künstler durch die Stadt gezogen sind. Zum anderen hatte ich dann 18 bis 19 Tracks, war aber lange Zeit unschlüssig, wie ich das Ganze anordnen sollte. Man kennt das ja, da hat man ein Producer-Album mit 16 Nummern und nach der Hälfte schaltet man dann schon ab, weil es nur noch „more of the same“ ist. Dann gab’s eben die Überlegungen, wie ich es jetzt kürzen sollte, was der gemeinsame Nenner ist und auch welchen Titel ich wählen wollte. Das hat auch eine Zeit lang gedauert, bis ich das für mich heraus gefunden habe. Das Gute an dem langen Entstehungsprozess ist aber, dass ich jetzt schon ein zweites Album fast fertig habe …
Was bedeutet der Titel Reflections?
In dem Wort sind sowohl die Spiegelung, als auch das Nachdenken inbegriffen. Das Album hat einen starken Fokus auf meine Foundation, sozusagen was für mich der Ursprung von Rap-Musik war. Obwohl es auch nach Detroit, Boston, Ohio, L.A. und Chicago geht, ist es jetzt sehr New York-lastig, also dicke Drums, gechoppte Samples, Scratches, usw. Einfach der klassische New Yorker Sound, so wie man in den 90ern gesagt hat: Das muss nach New York klingen. Dann geht es auf dem Album eben auch um das Reflektieren. Wie gehe ich damit um, mit amerikanischen Künstlern zusammenzuarbeiten, die ich nicht wirklich kenne und wie geht man auf sie ein, wie reagieren sie auf die Musik und was kommt im Ergebnis dann dabei raus.
Gibt es auch schon Titel-Ideen für das zweite Album?
Es soll „Temptations“ heißen, da soll es um persönlichere Dinge gehen, um Gedanken und Träume, ähnlich wie bei AGs „Dreaming„. Auf „Reflections“ dreht sich doch viel um HipHop-Thematiken und Braggin’ & Boastin’. Temptations soll dann auch souliger und chilliger werden als Reflections, das doch sehr andruckt. Diese thematische Aufteilung hat sich im Verlauf der Jahre ergeben, da hat sich eins zum anderen gefügt und das Schwierige war, die jeweiligen Songs rauszupicken. Die ältesten Nummern sind jetzt ungefähr fünf Jahre alt.
Welche Vorbilder hast du für dein Producer-Album gehabt? Es ist ja nicht so gängig, dass Produzenten aus dem deutschsprachigen Raum mit Ami-Rappern für ein komplettes Album zusammenarbeiten?
Mittlerweile schon, wenn man sich die Snowgoons, Shuko oder DJ Dister neben vielen anderen aus Deutschland anschaut. Also es gibt schon genügend Beispiele für solche Kollabos. Es waren dann aber eher amerikanische Producer-Alben wie die von Marco Polo, Hi-Tek oder das Jay Dee – Album „Welcome to Detroit„, die mich inspiriert haben. Das sind Alben, auf denen sich der Producer schon inszeniert, sich aber für die Vocals die Cats holt und dann so ein stimmiges Bild zusammensetzt. Von Producer-Seite drängen jetzt viele auf ein reines Instrumental-Album, wofür wahrscheinlich auch Donuts verantwortlich ist. Wenn ich mir Producer-Alben heute anhöre, da machen alle zweiminütige Beats. Da merkt man schon, das Dilla viele massiv inspiriert hat. Aber letztlich ist so ein Album die Chance, aus dem deutschsprachigen Raum rauszukommen und international Gehör zu finden. Weil wer hört sich ein Texta-Album in England an? Wahrscheinlich niemand. Zwar habe ich eine ausgiebige Diskographie, aber irgendwann sucht man die Herausforderung und will über die sonstigen Grenzen hinausgehen, das ist das Spannende daran. Und das kann man eben mit einem Instrumental-Album machen – oder eben mit einem Producer-Album mit MCs. Von solchen Instrumental-Alben könnte ich jedes Jahr wahrscheinlich drei raushauen, das ist also nicht so die große Herausforderung. Das war dann für mich weniger interessant, obwohl es schon Leute bei uns gibt, die das tight machen wie Brenk mit seinen „Gumbo“-Platten. Das haben wir bzw. ich schon hinter uns, als wir in den 90er Jahren die Instrumentals zu Gediegen und Gegenüber rausgebracht haben, die dann auch nach Amerika und Japan gegangen sind.
Wenn man „Reflections“ und dein Projekt „Tuesday Classics“ vergleicht, fällt schon auf, dass ersteres „moderner“ oder „zeitgeistiger“ klingt und auch viel stärker dem aktuellen New York – Sound verpflichtet ist. Was waren deine Beweggründe dafür?
Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so „zeitgeistig“ ist. Für viele ist es wahrscheinlich auch oldschool, weil keine trappigen Sounds oder Sonstiges drin sind. Ich stehe prinzipiell auf gute, coole Drums und Samples und versuche dann alle meine Inspirationsquellen in einem Amalgam zusammenfließen zu lassen. Da ist die Detroit-Schule, die mich sehr begeistert hat, genauso wie Sachen von der West-Coast und auch die klassischen Producer wie Marley Marl, Premier, Erick Sermon und auch viele andere, die mich damals beeindruckt haben. Da dazwischen versuche ich mich immer wieder neu zu erfinden und spannend zu bleiben.
Was ist dir dabei besonders wichtig?
Nicht immer denselben Beat zu machen. Ich möchte zum Beispiel kein Premo sein, der für seine Beats die gleichen 18 Drumsets verwendet, so leiwand er bis heute auch noch die Samples choppt. Mir wäre das zu fad, wenn ich eine Diskette raushole und in die MPC schmeiße … Auf der anderen Seite kommen natürlich auch die Leute genau wegen dem Signature Sound zu dir. Ähnlich war es bei Pete Rock. Es ist auch eine Kunst, so einen Signature Sound zu entwickeln. Ich find das Album also letztlich nicht „zeitgeistig“, sondern als einen Classic mit modernem Touch und aktuellen Ideen. Ich ziehe mir auch Sachen von Drake, Frank Ocean, Weeknd oder SBTRKT rein, die weit weg von dem Boombap-Universum sind. Da hole ich mir auch Ideen her, auch wenn ich nicht so produzieren würde. Und dem gegenüber sollte man auch offen sein. Es sollte aber schon immer nach HipHop klingen, das ist für mich so der Richtwert… Ich steh persönlich auf Kicks und Snares und wenn es ordentlich reinballert … das muss für mich immer die Foundation für einen Rap-Beat sein.
Lass uns über die Recording Sessions reden. Ist das alles hier in deinem Studio passiert oder wurde das per Internet abgewickelt?
Die Tracks vom „Reflections„-Album sind fast alle hier im Studio aufgenommen worden. Die Sachen von den Bay Area – Jungs wurden mir allerdings zugeschickt, die sind nicht in Linz entstanden. Aber Leute wie Elzhi, Guilty Simpson, Phat Kat, Pseudo Slang, AG, Killah Priest waren alle im Studio und haben hier ihre Parts aufgenommen. Wobei nichts dagegen spricht, sich die digitale Welt zu Nutze zu machen.
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Musstest du für die Feature-Parts bezahlen?
Bei den meisten Tracks nicht, bei ein paar anderen habe ich schon etwas bezahlt.
Was sind für dich die wichtigsten Unterschiede, wenn man US-Rapper mit Rappern aus Österreich oder Europa in ihrer Arbeitsweise vergleicht?
Die US-Rapper sind unglaublich schnell, das ist eigentlich der Hauptunterschied. Zum Beispiel die Nummer mit AG war in einer Stunde geschrieben und im Kasten, er hat zwei Takes dafür gebraucht. Das ist ganz selten „Trial and Error“. Bei uns ist das schon anders. Hier kommen die MCs mit einem Text, rappen mal, bis ihnen die Luft ausgeht und sagen dann, jetzt wär’s Zeit für ein Break. Das gibt’s bei den Amis nicht. AG hat Strophe und Hook in einem durchgezogen, dann gab’s noch einige kleine Korrekturen, dann die zweite Strophe und fertig war die Nummer.
Woran kann das liegen?
Vielleicht liegt es an der Sprache, aber das hat mir schon sehr imponiert, diese Skills sind echt massiv. Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass Leute wie AG damals noch für die Studio-Time zahlen mussten. Jeder zusätzliche Tag im Studio hat viel Geld gekostet, da hat man sich nicht 200 Takes leisten können, damit der Song endlich fertig wird… Das mag sich in den letzten Jahren auch verändert haben, weil in Amerika viele in Homestudios aufnehmen. Aber wie ich das mitbekommen habe, gehen auch heute noch sehr viele zum Voicen ins Studio.
Wären dir sonst noch irgendwelche Unterschiede aufgefallen?
Die Amis haben teilweise mehr Begeisterung für Beats als lokale MCs … Wenn ich hier den Leuten die neuen Texta-Beats vorspiele, dann denken sich einige: Ja, hat halt der Flip wieder paar Beats gebastelt… Von den US-Rappern gibt’s teilweise mehr Response, obwohl man das nicht verallgemeinern kann. Bei ihnen ist vielleicht auch die Überraschung größer, dass auch aus Europa doper Shit kommt. Dazu kommt noch, dass sie hier mit ihren Touren und Parts auf unterschiedlichen Producer-Alben ein bisschen Geld dazu verdienen können. Aber ich hatte nicht das Gefühl, das sie jetzt aus Mitleid einen meiner Beats picken… Die waren alle sehr happy mit dem Endergebnis.
Das Album erscheint auf dem amerikanischen Label Ill Adrenaline Records. Was kannst du dazu erzählen?
Das Label hat seinen Sitz in New Jersey und wird von Beneficence und Benjamin Richter, der aus Deutschland stammt, geführt. Ill Adrenaline wurde 2010 gegründet und ist sehr breit gefächert, der erste Release war von Beneficence „Sidewalk Science„. Seither hat sich das Label einen gewissen Namen mit sehr klassischem New Yorker-Sound erarbeitet. Dort haben schon Rashad & Confidence, Tragic Allies – mit denen ich auch einen Track für „Reflections“ gemacht habe – Frankenstein, die Beatminerz und viele andere East-Coast-Legenden releast. Das ist also ein cooles, neues Label. Ich hab sie eigentlich rein aus Verdacht angeschrieben, weil ich das Label sehr schätze. Dann kam sofort die Antwort von Benni, dass er eben aus Deutschland kommt und Texta kennen würde, und ihm das Album sehr taugt und er es gern über Ill Adrenaline rausbringen würde. Außerdem will ich mich auch selbst nicht mehr so promoten – obwohl man es dann macht – und da ist man auch froh, wenn jemand anderer das übernimmt. Es ist einfach mühsam, das selber machen zu müssen.
Wie war die Zusammenarbeit mit AG?
Für mich stand eigentlich von Anfang an fest, dass Dreaming die erste Nummer des Albums sein sollte, weil das auch das Thema der Platte ist. Mittlerweile verstehen wir uns sehr gut, er ist ein super Typ. Er war schon immer, seit der ersten EP Soul Clap, einer meiner Lieblings-MCs. Wir sind immer wieder in Kontakt und es gibt auch den Plan, eine gemeinsame EP oder sonstiges zu machen. In einem Interview hat er sogar mal gesagt, seine drei Lieblings-Producer wären Showbiz, Premier und ich … Das war ziemlich funky und hat mich schon sehr geehrt …
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Welche Erwartungen hast du an Reflections, wer wird oder soll das Album hören?
Es ist sicher kein Album, das jetzt die großen Radio-Singles hat, in dem Sinne ist es sehr non-kommerziell. Er wird eine Sache für die Heads sein und natürlich auch auf Vinyl und sogar Tape kommen. Wenn ich weiß, es ist weltweit erhältlich, bin ich schon über 1000 verkaufte Platten und über ein wenig Airplay in Amerika und Europa total happy. Mir geht’s dabei sicher nicht ums Kohle machen und ich habe auch keine großen Erwartungen, dass das jetzt das Mega-Ding wird. Die ersten beiden Videos zu „Dreaming“ und „Without Warning“ sind aber jedenfalls schon sehr gut angekommen und wurden von Okayplayer, zu Egotrip zu Allhiphop.com und vielen anderen großen Rapplattformen geteilt. Das hat mich schon sehr geflasht. Was das dann für den Verkauf bedeuten wird, wird man sehen. Außerdem kennt man ja den Markt: auch in Amerika verkauft ein durchschnittlicher Indie-Artist nicht mehr als 3000 bis 4000 CDs und 1000 bis 3000 Vinyl weltweit. In Amerika steigt man jetzt schon mit 6000 verkauften CDs in die Top 100 der Charts ein. Wenn also Indie-Labels 2000 bis 3000 Einheiten verkaufen, ist das schon als Erfolg anzusehen. Außerdem muss man auch ehrlich sagen, dass ich international keinen großen Namen habe, also bin ich für die Welt da draußen ein Neuling und was kann man sich da schon groß erwarten…
Auf diesem Album hältst du dich als Produzent eher im Hintergrund, bei Texta bist du auch als Rapper tätig und im Rampenlicht. Welche Rolle ist dir lieber?
Wenn ich eine Reihung meiner Tätigkeiten machen müsste, wäre die Reihenfolge in HipHop-Kategorien eigentlich zuerst Producer, dann MC und dann DJ. Es gibt auch Rapper, die ihre Texte schreiben und ab und zu mal einen Beat machen. Ich bin anders, ich arbeite mehr im Studio und schreib eher nebenbei die Texte. Meine Haupt-Dedication ist auf jeden Fall das Producen. Beim Rappen gefällt mir der Live-Part sehr, wenn man nur im Studio sitzt, find ich es auch fad. Es macht mir Spaß, aber ich war nie der Typ, der dauernd Texte rausscheißt … Ich bin zwar recht schnell, wenn es um Texte schreiben geht, und hab da schon meine Fähigkeiten erlernt, schreib auch welche und sortiere sie, aber eigentlich trifft es die Reihenfolge Producer/MC/DJ am besten, wenn ich mich selbst charakterisieren müsste.
Es ist kein einziger Rapper aus Österreich auf „Reflections„, obwohl es eine Bühne geboten hätte, um einige Leute aus Österreich für den nicht-deutschsprachigen Raum bekannter zu machen. Warum hast du dich dagegen entschieden?
Ich habe jetzt 20 Jahre mit MCs aus dem deutschsprachigen Raum zusammengearbeitet, ich wollte auf einem meiner Alben einmal kein einziges deutsches Wort hören … Es interessiert in Amerika niemanden, ob jemand auf Deutsch rappt. Und es interessiert auch keinen in Frankreich, Russland, Japan, England oder Skandinavien. Das ist international eher ein Hindernis für ein Album, wenn man da zeigen will, dass MCs aus dem deutschsprachigen Raum auch rappen können. Und ich wollte mich da auch nicht reindrängen und unbedingt einen Vers kicken. Da spreche ich lieber mit der Musik als mit Worten. Sicher wäre es mal durchaus interessant, ein Album mit amerikanischen und österreichischen MCs zu machen. Da gab’s auch ja schon einige Kollabos, aber im Endeffekt verhallen die alle. In der Regel bricht jetzt auch niemand mehr in Jubel aus, wenn man ein Ami-Feature hat. In den 90ern war das noch anders, da war das alles noch neu.
Welche Wunsch-MCs hättest du auf Reflections noch gerne gehört?
Prinzipiell bin ich schon sehr down mit den MCs, die jetzt drauf sind. Aber es gibt natürlich so etwas wie eine ewige Wunschliste an MCs. Da wären einmal mein Alltime-Favorites aus den 80ern wie KRS-One, Rakim, Big Daddy Kane, Public Enemy und aus den 90ern Q-Tip, De La Soul, Nas, Jay- Z. Das sind die super-top-famous guys. Auch mit lyrischeren MCs wie Mos Def oder Pharoahe Monch würd ich gern was machen. Die Liste ist zum Glück endlos, das heißt man kann sich noch Ziele setzen … Es kommen aber auch immer wieder neue sehr gute MCs nach, die mich wiederum motivieren und an denen man auch sieht, dass sich die HipHop-Welt weiterdreht. Obwohl es auch genügend Mist gibt.
Du hast bereits auf deine große Diskographie verwiesen. Wo würdest du Reflections in diesem Flip-Kosmos ansiedeln?
Na hoffentlich wird da noch einiges dazukommen zum Lebenswerk… Aber natürlich ist dieses Album ein neuer Meilenstein in meiner Diskographie. Im internationalen Kontext ist das jetzt mit meinen 41 Jahren mein Debütalbum, da bin ich noch ein frischer Act. Das ist schon lässig, weil im deutschsprachigen Raum wird man doch immer in diese 90er Schublade eingeordnet, trotz der Tatsache dass 80 Prozent meiner Produktionen nach dem Jahr 2000 erschienen sind. Aber gerade in Deutschland kriegt das keiner so richtig mit. Solange du da nicht in Berlin dauernd am Teppich stehst, existierst du nicht. Das gilt eigentlich bis auf den Brenk für fast alle österreichischen Producer, die meiner Meinung nach alle ziemlich unter Wert gehandelt werden. Also insofern hat dieses Album schon einen sehr großen Stellenwert in meinem Leben als HipHop-Produzent.
Zum Abschluss noch mal kurz weg von deinem neuen Album. Ihr habt 2013 das 20-jährige Bestehen von Texta gefeiert. Was bleibt für dich von Texta nach 20 Jahren übrig?
Für die beiden Shows, die wir damals gespielt haben, kann man sicher eine positive und erfreuliche Bilanz ziehen. Die Posthof-Show war vielleicht noch etwas hektischer, da hatten wir alle viel zu tun, waren schon k.o., als wir um 1 Uhr in der Früh auf die Bühne kamen und die Sache mit Skero war noch recht frisch. Da war unsere Show jetzt auch nicht so lässig, wie wir uns das gewünscht hätten. Im WUK war es dann wirklich eine One-Love-Show, wo wir auch mehr Energie hatten und auch gewusst haben, in der Kombination spielen wir wahrscheinlich für die nächsten Jahre das letzte Mal. Laima war ganz gerührt, das war schon sehr ergreifend. Recht viel besser hätte ich es mir nicht vorstellen können, was die Shows betrifft. Sonst ist es schon sehr cool zu merken, dass man über die 20 Jahre hinweg ein paar Leute bewegt hat, für die deine Musik ein Teil oder ein Soundtrack zu ihrem Leben geworden ist. Es war bei den Shows nichts geheuchelt und gespielt, so wie wenn Kids irgendeinen Star anjubeln. Sondern da waren Leute plus 30, die sich mit uns beschäftigt haben und sich einen Haxn ausfreuen, wenn wir den einen Song spielen, denn sie damals zu dem und dem Ereignis gehört haben. Das waren schon coole Erfahrungen und deshalb habe ich darauf bestanden. In der Band gab’s schon auch Stimmen, warum wir denn jetzt 20 Jahre überhaupt feiern sollten, denn ich feier nicht mal meinen eigenen Geburtstag… Aus so einer Stimmung heraus ist dann die Idee zu den Shows entstanden. Diese 20 Jahre Texta sind ja schon eine Leistung, ohne das jetzt überhöhen zu wollen. Die Zeit verrinnt und verrinnt, irgendwann ist es auch an der Zeit, inne zu halten und zu sagen, das war jetzt mal Kapitel 1. Wir können jetzt locker in die Zukunft schauen, sind motiviert, haben keine großen Erwartungen und einfach Spaß am Musik machen – das ist eigentlich die Quintessenz.
Apropos Zukunft, was wird es von Texta Neues geben?
Es passiert eigentlich sehr viel. Das TNT-Album mit Blumentopf ist jetzt fertig und kommt bald raus. Wir haben auch schon mit neuen Texta-Tracks begonnen, aber wir machen uns da jetzt auch keinen Stress. Wir haben auch schon eine Idee – ich werde hauptsächlich österreichische Samples verwenden. Ähnliches haben Brenk und Fid Mella zwar schon gemacht, aber es wird dann trotzdem anders sein. Der Gedanke war eigentlich, weil wir auch schon selber Teil der Musikgeschichte sind und teilweise gesampelt, verscratcht oder zitiert wurden, und das wieder zu verarbeiten. Quasi den Mist rausfiltern, der in Österreich passiert, als Überthema die Frage danach, was einen prägt, was ist deine Kultur, wo kommst du her.
Welche Artists wirst du sampeln? Ich sehe da eine Danzer-Scheibe aus der Plattenkiste ragen?
Das weiß ich noch nicht, aber den Danzer hab ich noch nicht gesampelt… Das können trashige Sachen genauso sein wie Jazz, da gibt es ein Riesenspektrum. Es wird sicher kein Austropop-HipHop-Ding. Obwohl es schon einen Song mit einem ziemlich wacken Austropop-Sample gibt … Es soll aber keine Ambros–Danzer–Fendrich – Verwurschtung werden.
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