Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Aus der Dunkelheit der Bühne treten zwei Damen, verbeugen sich und begeben sich auf den Weg zu ihrem Instrument. Ein Klavier und ein Cembalo sollen an diesem Abend die musikalischen Protagonisten sein. Gespielt wird „Das Wohltemperierte Klavier“ von Johann Sebastian Bach, eine Sammlung von Präludien und Fugen in allen Dur- und Molltonarten. Eine Herausforderung. Die sanften Klänge werden von einer jungen Tänzerin, gekleidet in einem weißen, flatternden Kleid, unterstrichen, bis fünf Schattengestalten die Bühne betreten und das Quietschen der Sportschuhsohlen die weiche Melodie des Tasteninstruments zu stören beginnt.
Die fünf Staturen sind Mitglieder der Flying Steps, Breakdancer mit Hauptsitz in Berlin und mehrfache Weltmeister ihres Genres. Bei Flying Bach wird Klassik mit Moderne ergänzt, Traditionelles mit Urbanem kombiniert. Zu den Klavierklängen wird gedrippelt wie geklimpert, mit clownesken Bewegungen wird den Tänzern lehrreich beigebracht, eine Fuge bewegt darzustellen. Das Publikum, das bunt gemischt ist und sich doch eher aus schicker Gesellschaft zusammensetzt, ist begeistert von der schweren Musik, die durch schwerelos wirkende Headspins und Powermoves kontrastiert wird. Die Leistungen der BBoys sind zweifelsohne eine Klasse für sich, mit den akrobatischen Einlagen sorgen sie des Öfteren für Verwunderung. Aber auch die junge schwedische Tänzerin Anna Holmström, die erst in der aktuellen Inszenierung teilnimmt, scheint den Spagat zwischen Modern Dance, Ballett und HipHop mühelos zu meistern.
Anhand der Tänzer, die teilweise kämpferisch anmutend aufeinandertreffen, wird dargestellt, wie diese zwei verschiedenen musikalischen Strömungen aufeinanderprallen – nach Rivalität herrscht bei einem Farbenfeuerwerk bald Einklang. Aufgemaschelt wird schließlich der Höhepunkt des Abends zelebriert, Bachs weltberühmte Toccata und Fugue in d-Moll, komplettiert durch den Bass der Boxen, getanzt mit Turnschuhen in der ausverkauften Halle des Museumsquartiers. Wartet man das ganze Stück auf die Krönung des Abends, wird man jedoch etwas enttäuscht sein, hält dieser doch nur einen kleinen Moment an. Ansonsten beweist Flying Bach über weite Strecken ein HipHop-Element auf höchstem Niveau. Wer sich an den typischen Sounds wie „Rappers Delight“ zum Breaken sattgehört hat, ist mit der Aufführung der Flying Steps wahrlich gut beraten. Diese basteln derzeit übrigens an einer neuen Show, die „Flying Illusions“ heißen wird. Klingt nach einer weiteren Steigerungsform der Breakdance-Aficionados.
Bis dahin ist „Flying Bach“ am 7. bis 9. März in der Halle E des Museumquartiers in Wien, von 7. bis 9. April in Linz, am 12. und 13. April in Bregenz sowie am 5. und 6. Mai in Salzburg zu sehen.
Text: Julia Gschmeidler
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.