Das Fm4 Frequency Festival geht in seine letzte Runde und obwohl einige bereits seit Sonntag am Campingplatz hausen, ist von Erschöpfung keine Spur. Das Green-Team versucht das Gelände wieder in einen halbwegs passablen Zustand zu bringen und „Guten Morgen Sonnenschein“ tönt aus zahlreichen Boxen, um auch die Letzten von der Zeltstadt in die Traisen zu treiben. Diese ist bereits gefüllt mit Campingsesseln und eher spärlich bekleideten Partywütigen samt deren Bierdosen. Also eh alles wie immer.
Am Nachmittag schart Samy Deluxe ein beachtliches Publikum vor die Space-Stage. Beide Wavebreaker sind gut besucht – trotz Sommerhitze. Mit auf der Bühne zwei Backgroundsängerinnen und ein Teil der DLX Band, ansonsten verzichtet Samy aber auf jegliches Bühnenbild. Um „besser auf dieses Festival zu passen“, mischt er immer wieder Metal- und Punk-Rock-Elemente unter seinen Beat. Die Songauswahl liefert einen gelungenen Überblick über seine gesamte Solokarriere und konzentriert sich nicht nur auf das aktuelle Album „Berühmte letzte Worte“. So rappt er sich von „Weck mich auf“ zu „Haus am Mehr“. Zwar hat Samy Deluxe beide Schultern getaped, an seiner Power ändert dies allerdings nichts. Als Rapper der „alten Schule“ begeistert er mit einer Beatboxeinlage, springt auf der Stage von einem Ende zum anderen, hüllt sie bei „Fantasie“ komplett in Rauch und fordert zwei Moshpits. Die Stimmung passt und das Publikum verlangt mit „Weitaa“-Rufen ständig nach mehr. Einziges Manko: Weiter hinten ist der Sound schlechter, Texte sind unverständlicher, oft dröhnt nur der Bass – und das unangenehm.
Im Gegensatz dazu ist auf der Green-Stage bei 257ers Schaumparty angesagt! Pinkfarbene Kanonen schießen massenhaft Schaum in die Luft. Wo Samy an Schnickschnack spart, setzen die Jungs auf viel Deko, Bilder und bunte Farben, ähnlich ihrem Video zu „Holland“. Zwei als Mario und Luigi verkleidete Crewmitglieder verteilen von der Bühne aus Freibier mit einem überdimensionierten Trichter. Auf Anweisung geht das Publikum in die Hocke und bereitet sich auf den Drop vor. Anstatt aber einen dementsprechenden Beat zu liefern, spielen 257ers Celine Dions „My Heart Will Go On“. Für „Holz“ sind dann vier Bauarbeiter mit auf der Bühne und montieren Bretter. Zum Abschluss starten sie eine 90er-Trash-Pop-Party. Von „Captain Jack“ bis „Bailando“ sind sämtliche „Hits“ vertreten, samt genügend Platz in der Mitte zum Pogen. 257ers setzen in ihrer Performance vor allem auf Unterhaltung durch eine enorme Bühnenshow. Nur die eigene Musik rückt dabei in den Hintergrund. Für einen Nachmittags-Auftritt auf einem Festival aber passend. Hauptsache Stimmung lautet ihr Motto und die ist vorhanden.
Noch während der Umbauarbeiten auf der Bühne, tönen „187“-Chöre aus dem wartenden Publikum. Der Bass beginnt zu dröhnen und der weiße Vorhang fällt. Unter begeisterten Rufen, starten Raf Camora & Bonez MC mit „Geschichte“ in die Show. Auf der Bühne ist die „Treppe aus Barcelona“ aufgebaut, links und rechts davon zwei „Palmen aus Plastik“ platziert und im Hintergrund die Hochhaussiedlung aus dem Video. Raf und Bonez rappen wie immer auf Autotune und werden dabei nicht müde, sich durchwegs selbst am meisten zu feiern. Unterstützung gibt’s dazu von Gzuz und Maxwell. Das Publikum beweist sich als ebenso textsicher, Bonez MC nützt das sogleich, um fleißig Storys auf Instagram zu posten. „Ohne mein Team“ performen sie passenderweise mit der gesamten Crew auf der Bühne.
Hohe Erwartungen der Festivalbesucher an den Auftritt von Kraftklub. Zudem wurde dieser zuvor auch schon von Jennifer Rostock angepriesen: „Seht euch das an, das ist irre, was die Jungs gleich machen!“ Und das Publikum lässt auch alles mit sich machen: In die Hocke zum Springen, es wird sich ausgezogen und natürlich auch hier wieder ein Moshpit nach dem anderen. Bei „Ich will nicht nach Berlin“ ist die Kapazität der Green-Stage zwar bei weitem noch nicht ausgelastet, bis zum Ende steht die Menge aber bis zu den Dixi-Klos, um mit den Chemnitzern zu feiern. Die Stimmung ist am Höhepunkt, bei Band und Zuschauern. Während der Show stürmen einzelne Besucher die Buden auf der rechten Seite, um darauf zu tanzen, was allerdings schnell von den Securitys unterbunden wird. Bei einem Kraftklub-Konzert aber nichts Neues, ähnliche Szenen spielten sich bereits 2013 ab. Zum Abschluss liefern die fünf eine auf acht Minuten ausgedehnte Version von „Songs für Liam“ und interpretieren diesen auf mehrere Arten neu. Zwischendrin verabschiedet sich Sänger Felix mit ein paar Zeilen über das Festival und seine Besucher, problemlos reimend und im Takt zur Musik.
Festival-Fazit: Was HipHop angeht, hat das Fm4 Frequency Festival einiges an Acts zugelegt – was sich zukünftig hoffentlich nicht mindert. Aber generell erzielt es heuer wieder durchaus positive Bilanz: 140.000 Besucher – und das unter der Woche. Besonders Neuerungen wie die allgemein zugängliche Tribüne finden großen Anklang und sorgen bei so manchem Zuschauer für ein angenehmeres Konzerterlebnis. Doch es wäre durchaus eine Überlegung wert, die nächsten Jahre anstatt in LED-Screens auf den VIP-Klos, in welche für die Green-Stage zu investieren, um auch weiter hinten die volle Bühne im Blick zu haben.
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