I'm putting pistols in faces at random places. Free LX!
Schon in der U-Bahn lässt sich an diesem Abend mit relativer Sicherheit sagen, wer Richtung Gasometer unterwegs ist und wer nicht. Das 187-Strassenbande-Logo ziert Gewand, Bauchtaschen und Handy-Hüllen. Je näher man dem heutigen Schauplatz kommt, um so dichter werden die 187-Songs aus Boxen und Smartphones. Im ausverkauften Gasometer eröffnet der Hamburger Bozza die Show – eine eindrucksvolle Erscheinung mit Druck hinter der Stimme. Die repetitiven Refrains verfangen sich in den sich wiederholenden Themen: Steine verkaufen hier, mit den Jungs chillen dort. Aber deswegen sind wir ja auch hier. Bozzas Highlight findet aber erst später im Set des Headliners statt. Aber eines nach dem anderen.
Entweder haben wir Dardan verpasst, oder er hat wirklich nicht gespielt. Aber ehe man sich versieht, fällt der weiße Vorhang und das maskenbedeckte Gzuz-Gesicht blickt von der Leinwand auf die Menge herab. Und der – man muss mittlerweile fast Rap-Superstar sagen – beginnt die Show mit dem brachialen „Warum“. Das ausverkaufte Gasometer ist ein weiterer Meilenstein im Pokal-Regal der 187ers. Denn seit der ersten 187-Strassenbande-Show im Rahmen des 2015 erschienenen Gzuz-Album „Ebbe und Flut“ in der Grellen Forelle. Kurz nach seiner Haftentlassung. Da begann der Kosmos der Platinrapper sich erst wirklich auszubreiten. Was dann geschah ist, egal, was man von ihnen und ihrer Musik hält, Musikgeschichte. Und das wird durch die zwei Stadthallen-Shows im Februar sichtbar manifestiert.
Umso gewaltiger ist es, dass Gzuz nun schon allein, ohne die Gang im Rücken, das Gaso ausverkauft. Zwar darf LX für den Großteil der Show auf die Bühne, aber von Bonez, Raf, Sa4 oder Maxwell keine Spur. Fast ungewöhnlich für eine 187-Show. Neben den gemeinsamen Bangern wie „Optimal“ oder dem neueren „Drück Drück“ holt LX auch zu zwei alten „Obstand“-Klassikern aus und die Menge brüllt „Compton“ und „NTM“ mit. Ein weiteres Highlight kündigt sich mit Trettmanns Stimme an, der zwar nicht anwesend ist, aber Gzuz zum Sommerhit „Knöcheltief“ gebracht hat. Und so wummert die Show vor sich hin – das „Wolke 7“-Cover (Review hier) wird nochmal gegen zwei gekreuzte Waffen getauscht und Gzuz brüllt immer noch aus Leibesseele ins Mic. Das Set ist mit neuen Favoriten wie dem Titelsong „Wolke 7“ gespickt, aber auch mit Songs wie „9mm“ und „CL500“. Am Ende werden die unglaublich lauten und textsicheren Fans noch mit zwei Zugaben belohnt – inklusive Bozza, Svaba Ortak und der ganzen maskierten Gang.
Fazit: Ein Superstar auf Wolke 7: Gzuz ist vollends angekommen. Und der gewaltige Druck hinter seiner Stimme vermag sogar dem Gasometer-Sound mehr Kraft zu verleihen. Mit Charme und Prolligkeit moderiert er den Abend und lässt es aber nicht aus, sich direkt und offen bei den Fans zu bedanken. Irgendwie nice, mit anzusehen, dass die Jungs seit ein paar Jahren die Zeit ihres Lebens haben. Und das geht noch bestimmt eine Weile so.
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