"The hardest thing to do is something that is close…
Vom YouTube-Geheimtipp und Money-Boy-Affiliate zum Major-Act: Die Weg von Haiyti kannte in den vergangenen Jahren nur die Richtung nach oben, im Januar folgt mit dem Release des Major-Debüts „Montenegro Zero“ zweifelsfrei das bisherige Highlight in der Karriere der unkonventionellen Rapperin. Denn stilistisch unterscheidet sich die Hamburgerin wohltuend von der Vielzahl ihrer Konkurrenten, was nicht nur die Musik anbelangt, sondern vor allem der visuellen Erscheinung geschuldet ist. Haiyti mag es gerne bunt und schrill und fällt damit auf. Keine Frage, dass wir Stil- und Modefragen auch in unserem Interview thematisieren mussten – neben weiteren brennenden Fragen wie ihrer Verbindung zu MC Bogy und ihren Plan zur Rettung der Weltmeere.
The Message: Diesen Sommer hast du erstmals auf großen Festivals wie dem „Rock im Park“ oder dem „Rock am Ring“ gespielt. Worin unterscheiden sich die Shows dort von kleinen Club-Gigs?
Haiyti: Der erste große Gig war auf „Rock im Park“. Was eigentlich nur anders war, ist, dass man dort internationale Künstler kennenlernt. Wie Machine Gun Kelly, der nach mir dran war.
Konntest du dich mit ihm unterhalten?
Ich wollte ein Foto mit ihm machen … aber das Handy hat kein Foto gemacht (lacht). Sonst sind die Bühnen größer. Die Bühne beim „Rock am Ring“ war riesig. Aber ich mache meine Show alleine, ohne Tänzer, Lichtshow, den ganzen Kram. Bin dort einfach nur von rechts nach links gerannt, wie üblich.
Mehr Leute sahen dir dabei aber zu.
Ich habe ja nicht zu den Main-Zeiten gespielt, es waren keine 50.000 vor Ort. Man sieht die ganzen Leute zwar auf dem Gelände, aber im Endeffekt stehen wieder nur deine Fans ganz vorne. Das sind dann um die 2000 Menschen.
„Mein Style ist italienische Labels, gemixt mit Reeperbahn und Drogen-Business“
Mode spielt in deiner Musik eine große Rolle. Welcher Designer hat es dir momentan besonders angetan?
Momentan feiere ich Fausto Puglisi sehr. Den followe ich auf Instagram. Das Faible für italienische Mode kommt von meiner Mutter. Die hat damit angefangen. Von ihr kenne ich das Label Fiorucci. Mir gefallen einfach deren Designs und Logos. Die beiden Engel von Fiorucci, die finde ich super. Ich als Malerin besonders (lacht). Wie meine Affinität dazu kommt, weiß ich nicht. Jeder versucht, seinen Style und sein Image zu finden. Mein Style ist italienische Labels, gemixt mit Reeperbahn und Drogen-Business.
Fausto Puglisi und Fiorucci ist schon etwas außergewöhnlich und hebt sich von den üblichen Marken, die im Deutschrap vorkommen, ab.
Ja, da ist mein Niveau etwas höher. Wie gesagt: Fausto Puglisi! Sein Zeichen ist diese Sonne … woher kommt der? Sizilien?
Ja, Sizilien. Wie Domenico Dolce.
Ich bin ja auch ein bisschen Italienerin … ah, daher kommt das! Ich vergesse das immer. Mein Vater kommt aus Kroatien, und ich bin immer jedes Jahr in Italien, weil er an der Grenze zu Italien lebt. Da bei Triest. Ich mag dieses dreckige Italien gerne.
Du hattest auch als Erste Fußballtrikots an, bevor alle anderen damit anfingen.
Das Juventus-Turin-Trikot habe ich mir in Sizilien gecoppt. Ich musste noch mit dem Sizilianer handeln, dann habe ich das ziemlich günstig bekommen. Ist trotzdem gefälscht (lacht). Als ich das im Video getragen habe, war ich wieder einmal eine der Ersten, die ein Trikot in einem Musikvideo („120 Jahre“ mit Trettmann, Anm.) anhatte. Jetzt haben das fast alle. Und dann habe ich noch ein „Pirelli“-Trikot, was ist das?
Inter Mailand?
Genau, Inter Mailand. Das von Juventus und das von „Pirelli“. Mehr habe ich nicht. Die Trikot-Zeit ist für mich jetzt auch wieder vorbei. Momentan trage ich wieder Football-Sachen. Ich mache das alles, bevor es „Mainstream“ wird.
Wie ist das Gefühl, allen anderen stylemäßig voraus zu sein?
Ich bin es gewohnt, jeweils die Erste zu sein. Das war bei mir schon immer so. Ich war früher auch die Erste, die in diesen Adidas-Latschen mit Socken herumgelaufen ist. Bereits vor zehn Jahren. Dann hat das die 187Strassenbande gemacht. Ich bin auch immer als Erste mit dem Klapprad herumgefahren. Zu einer Zeit, wo das noch niemand gemacht hat. Heute macht das jeder. Ich bin also schon mein Leben lang gewohnt, dass die Trends bei mir immer vorbei sind, wenn sie bei den anderen erst anfangen.
„Ich bin ja eigentlich gar nicht modebewusst“
Findest du, dass Deutschrap bezüglich Design und Ästhetik weit dem internationalen Standard hinterherhinkt?
Auf jeden Fall. In meinem Kunststudium traf ich auf Studentinnen aus London oder Los Angeles. Die sind drei, vier Jahre weiter. Die LA-Studentinnen waren komplett im Gothic-Look. Das kommt hier vielleicht gar nicht rüber. Die Studentinnen aus London, die waren auch speziell mit ihren Buffalos. In Deutschland will jeder speziell sein. Aber die Leute haben trotzdem Angst, besonders zu sein. Im Deutschrap traut man sich einfach nicht. Viele versuchen es, aber es klappt nicht. Ich bin ja eigentlich gar nicht modebewusst. Mein Style in den Videos passiert immer sehr spontan. Ich denke nie viel darüber nach, was ich in den Videos anziehe. Das ist Instinkt.
Hilft dir dieser Instinkt bei dem Designen deiner Artworks?
Dazu kann ich eine Geschichte erzählen! Bei meinem letzten Projekt war das so: Ich habe zwar einen Grafiker, der war aber überfordert, weil ich zwei Covers gleichzeitig brauchte. Ich wollte so ein Teletext-Girl sein auf dem ersten Cover, das konnte er auch gut umsetzen („White Girl mit Luger“, Anm.). Das zweite Cover konnte er zeitlich aber nicht machen, das musste ich übernehmen. Dafür bin ich meine Foto-Downloads durchgegangen. Ich konnte nicht einmal meine Alben durchgehen, weil das Cover am nächsten Tag fertig sein musste. Ich habe dann ein Foto von mir mit einem Hund in meinen Downloads gefunden. Den Titel habe ich mir dann ebenso ganz schnell ausgedacht („Follow mich nicht“, Anm.). Das ist alles sehr spontan. Manchmal macht’s der Grafiker, manchmal ich selbst.
Wirkt sich dein Kunststudium auf deine Musik aus?
Ne. Ich bin seit zwei Jahren nicht mehr da, muss ich zugeben. Irgendwie wird sich das doch vermischen, ich kann schließlich nicht meine Persönlichkeiten spalten. Ich sage eigentlich immer dasselbe: Die eine Energie geht in den Duktus, die andere in den Audio.
„An Marteria und Bushido: Sucht euch ein anderes Hobby!“
Wie kam es dazu, dass MC Bogy im Video zu „Festgenommen“ den Türsteher mimt?
Das ist alles ganz spontan passiert. Da ist nie etwas geplant, das müsst ihr mir glauben (lacht). John Kotti ist einer meiner Videomänner, und wir brauchten unbedingt Türsteher. Einer von uns hatte die Idee mit Bogy, und er hat dann einfach „Ja“ gesagt. Fertig.
Schaust du dir auch seine Interviews auf TV Strassensound an?
Nein, ich kenne nur das eine, in dem er fragt: „Wie alt warst du, als du sechs warst?“. Mehr brauch ich eigentlich nicht sehen, um zu wissen, dass es geil ist.
Du hast Twitter kürzlich für dich entdeckt. Dort hast du auch den Appell getweetet, dass wir endlich die Weltmeere retten sollen. Wie sollen wir das machen?
Hört auf zu angeln. An Marteria und Bushido: Sucht euch ein anderes Hobby! Ganz furchtbar, diese Anglerei. Die sind schuld daran, dass wir bald keine Fische mehr haben.
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