Hans im Glück – "Hans im Glück"

(Couch Records)

„Hans im Glück kommt mit dicker Hose, fetten Beats und einer guten Portion Selbstironie“ – so bezeichnet die neu gruppierte Wiener Band namens „Hans im Glück“ ihr gleichnamiges Album selbst und beschreibt damit ganz gut den Inhalt der neu erschienenen Platte.

Der eigentlich in Berlin aufgewachsene Singer und Songwriter Hans Wagner hat mit seinen bisherigen Projekten schon für viel Aufmerksamkeit in der nationalen Musiklandschaft gesorgt. So war dieser bereits Mitglied der Band „Das trojanische Pferd“ und hat mit seinem letzten Bandprojekt „Neuschnee“, bei dem klassisch ausgebildete Musiker den Klang ihrer Streichinstrumente mit Electro-Funk, Punk und Rap verbinden, sogar die Zusammenarbeit mit dem aus Baden stammenden Rapper Parkwächter Harlekin verwirklicht.

Dieses Mal hat sich das Multitalent Hans Wagner mit Vlado Dzihan zusammengetan, der schon von dZihan & Kamien bekannt ist, und mit diesem ein neues Album auf die musikerprobten Beine gestellt.

Begonnen wird das Debut-Album der österreichischen Band mit einer Nummer namens “Schwing Mit”, die aufgrund der elektronischen Bassschwaden mit Sprechgesang sehr an den aktuellen Sound von Deichkind erinnert. Genauso viel Ohrwurmpotenzial wie die momentane Clubnummer der Kinder vom Deich hat der Song allerdings ebenso vorzuweisen.

Auch bei der Nummer  des gleichnamigen Albumtitels “Hans im Glück” erinnert der Klang an Electro-Punk Bands wie Frittenbude oder Egotronic, die mit hartem Sprechgesang auf wummernde Beats draufhauen. Auch das auffallende Bass-Spiel untermalt diese Töne akustisch.

“Zwei bunte Vögel” kommen da schon eher ruhiger und vor allem mystischer die Wiedergabeliste daher und zeigen die ruhigere Seite der neu formatierten Band. Die beiden Musiker spielen gerne mit den vielfachen Genres der Musikindustrie und ordnen sich auch selbst in die Sparte des “crazy shit” ein. Vielleicht erklärt das auch den 80er-Jahre Synthie-Pop Song “Ich muss raus” auf dessen düster klingenden und technoiden Beat nur gesprochen wird. Dagegen wirkt “Extra” mit einem Feature von Madita eigentlich wie ein Dauerbrenner auf dem Programm der nachmittäglichen FM4-Sendungen. Allerdings schafft das Duo das wieder einmal mit viel Ohrwurmpotenzial und einer adäquaten Verschmelzung des elektronisch angehauchten Beats mit den typischen Rockinstrumenten im Refrain. “Alles in Ordnung” klingt im Gegensatz dazu schon viel rockiger und hat einen Hauch vom Stil anderer österreichischer Neobands inne.
Das “Morgengedicht” wiederum könnte aus der Feder des schwedischen Pop-Duos “The Knife” stammen, deren Sound eher für Techno und Avantgarde steht. Die Kombination mit deutschen Texten stellt jedoch eine neue und amüsante Art dieser Stilrichtung dar. Außerdem kann sich sicher der ein oder andere partywütige Typus von Mensch identifizieren, wenn Songzeilen wie: “ich inhaliere das Morgenlicht mit süßem Rauch vermischt, nach einer  langen und lauten Nacht hat die Müdigkeit sich auf den Weg gemacht” vorkommen.
Zu guter Letzt wird noch liebevoll ein Song der österreichischen Hauptstadt gewidmet – trotz allem klingt “Vienna” wie eine reproduzierte und veränderte Version von Falcos manifestierter Liebe zu seiner Metropole an der Donau.

See Also

Gesamt gesehen reiht sich das erste Album von Hans im Glück in die Sammlung anderer aufstrebender Bands aus Österreich ein, die versuchen das System mit ihren gesellschaftskritischen Texten ein wenig zu verbessern. Man kann sie ohne weiters in einem Atemzug mit Kreisky,  Ja,Panik, Garish, oder auch Kommando Elefant erwähnen und meines Erachtens wird es nicht lange dauern, bis die Newcomer aufgrund ihrer vor Vitalität strotzender und energiegeladener Musik einen Platz in den FM4 Charts zugesprochen bekommen.

Einer der wenigen Kritikpunkte, die beim Hören des Albums auffallen, ist höchstens die Ähnlichkeit zu manch anderen musikalischen Gruppierungen, allerdings wird dies durch die Vielfältigkeit der Rhythmen und Stilbrüche aufgehoben. Daher bietet das Album, das übrigens am 10. Mai 2012 im Wiener WUK präsentiert wird, für alle Zuhörer die ein oder andere Nummer mit Repeat-Charakter.

(JG)