Wenn morgen Abend im Brick-5 in Wien-Fünfhaus die Sounds durch den alten Turnsaal hallen, dann werden diese zwar schon mechanisch abgespielt, aber kommen nicht aus der Retorte. „I’m a DJ not a Jukebox“, tönt es üblicherweise allzu forsch fordernden Gästen, Tänzern, Fans oder Festivalbesuchern von diversen Kanzeln oder Bühnen entgegen. Dieses bekannte Motto künstlerischer Selbstbehauptung von DJs kehrt das Kollektiv rotaug.com in seinem Jukebox-Projekt in der Turnhalle im brick5 ins Gegenteil, ohne dabei auf künstlerischen Anspruch oder auch auf Partyspaß zu verzichten.
Angesprochen auf die initiale Idee, erklärt DJ Kompact, einer der Mitbetreiber: „Die Jukebox war ganz am Anfang, da wir diese freundlicherweise als Leihgabe von Thomas Haffner bekommen haben – seines Zeichens Eigentümer des Brick-5 und der dazugehörigen Turnhalle. Die Idee war dann, die Box auch mit aktuelleren Sounds zu füllen und DJs einzuladen, diese zu bestücken. Die Selections werden von uns kuratiert und es wird alle zwei Monate quasi ,Vernissagen‘ geben, bei denen die neue Auswahl dann präsentiert wird.“
Im zweimonatlich wechselnden Rhythmus gewähren DJs nicht nur Einblick in ihre Plattentaschen, sie stellen die Exponate auch noch über die legendäre Seeburg Select-O Matic-200 (Baujahr 1957), von Thomas Haffner liebevoll restauriert und als Leihgabe zur Verfügung gestellt, zur gefälligen Verwendung aus. Ein durchaus interessantes und bemerkenswertes Konzept. Beabsichtigte Verlangsamung in Zeiten von austauschbaren Tinder-Bekanntschaften beim Kaffee-Zum-Gehen und Facebook-Updates.
Die KS 200 „Select-O-Matic“ ist eine Jukebox aus dem Jahr 1957 und fällt vor allem durch ihr eigenwilliges Design auf, welches an Heckflossen von Autos aus jener Zeit erinnert. Sie wurde von Seeburg in Chicago produziert und glänzt durch verschiedene Features wie eine Auswahl von 200 Songs, ein sichtbarer, vertikaler Spielmechanismus und eine drehbare Trommel zur übersichtlichen Darstellung der gesamten Auswahl. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen von Seeburg wirkt die KS 200 sehr schlicht und geradlinig, da auf gebogenes Glas und andere Rundungen verzichtet wurde. Die Firma Seeburg war – mit Wurlitzer und Rock-Ola – einer der bekanntesten Hersteller von Jukeboxen weltweit. Sie wurde 1902 von Justus P. Seeburg, einem schwedischen Einwanderer in Chicago gegründet und machte immer wieder durch technische Innovation auf sich aufmerksam – von der ersten 100-Selection Jukebox aus 1948 über die erste 45 RPM Jukebox bis hin zur ersten kommerziellen CD Jukebox namens „The Crusader“ aus 1986.
Die KS 200 wurde nur bis Dezember 1957 produziert – dementsprechend sind heute nur mehr sehr wenige Exemplare im Umlauf und daher als Sammlerobjekte sehr begehrt.
Der erste „Act“, der die KS befüllen darf, ist der Besitzer selbst. „Unser erster Gast-DJ ist Thomas Haffner, aus dem Grund, weil wir uns so bei ihm bedanken wollen. Die Jukebox war ja davor zu 100 Prozent mit seinen Platten versehen. In den ersten zwei Monaten sind dann die ersten 20 von Thomas. Das wird dann auch der Slot für unsere weiteren Gast-DJs. Den Rest der Platten werden wir jeweils mit unseren Rotaug-DJs bestücken – in wechselnder Reihenfolge. Prinzipiell ist die Jukebox ja in fünf Selections zu je 20 Platten aufgeteilt und dadurch ergibt sich auch unser Modus“, erklärt DJ Kompact. „Vorraussetzungen gibt es eigentlich nicht – außer den technischen Aspekt wie großes Mittelloch und 45 Umdrehungen pro Minute“, sagt er weiters. „Wobei wir uns bei unserer Auswahl natürlich auch ein bisschen mit der Location auseinandersetzen, die ja von Vormittag bis Abend eher Café ist und danach erst Bar.“
In Zeiten der unbegrenzten Verfügbarkeit von Content, ein klares Bekenntnis zum analogen und langlebigeren Medium.Beliebig klingt anders. Selbstvermarktende Geheimniskrämerei ebenfalls. „I’m a Jukebox not a DJ“ (Facebook-Veranstaltung) ist somit wohl am ehesten als musikalische Handreichung unter Musikliebhabern zu verstehen.
Ausserdem wird das „Wubdise“ Projekt an diesem Abend – passend zum Thema – auch den ersten 45 Release feiern. Platten wird’s geben und eine liegt auch schon in der Jukebox bereit.
Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommen würde.
Als Fotograf überlässt er lieber Berufeneren das Schreiben.
Dafür fragt er gerne nach. Nur in seltenen Fällen haut er selbst in die Tasten. Aber da muss schon viel passieren. Einfach lieber am Auslöser
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