Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Trotz Schneeregen und Windböen wagen wir am ersten Montagabend dieses Jahres den Weg ins Wiener B72. Denn Battlerap der Extraklasse wurde vonseiten der Veranstalter versprochen, richtige Raplegenden auf der Bühne, nicht etwa „der Hansi aus Hinterguckingbrunn“ oder „MC Mutprobe“, wie es in der Veranstaltungsbeschreibung vorab hieß.
Freestyle-Elite? Die Realität sieht dann doch etwas anders aus, Potenzial für ein gutes Battle ist aber vorhanden. Und auch die Wildcard-Teilnehmer MC Brille, sein noch nicht vorhandener Rappername wurde noch schnell vom Publikum ausgemacht, Freeman und MC TuDas, machen Hoffnung darauf, dass es auch diesmal wieder ein richtig gutes Battle werden könnte. Die Vorstellungsrunde bietet schon ein paar Lacher – aufgrund einer kleineren Anzahl an Teilnehmern dürfen sich alle MCs über ein Weiterkommen freuen.
Die Teilnehmerliste:
BORAS BOAF
DA BABU
DER MOG
FELLOWSOPH
GSCHIRRSPÜLA
KAMPFSCHWEIN RAMSAU
MEILNER
MISTA
NAT BROWN
SCOTTY WESTWOOD
MC TUDAS
MC BRILLE
FREEMAN
Die Jury besteht dieses Mal aus den langjährigen Rappern Demolux, Average & Appletree. Den Host macht wieder JoeJoe, der seine Sache sehr gut und humorvoll erledigt. An den Decks mit gewohnt abwechslungsreichen Beats sind Kapazunda und Derryl Danston. Mit Hilfe von der aus dem Publikum beorderten Assistentin Lana werden die Paarungen für die 1. Runde gezogen. Darunter Nate Brown vs. Fellowsoph, Scotty Westwood (aus den USA) vs. Mista (wobei Mista mit vielen Punchlines und sehr viel Gegnerbezug überzeugt – „Du kommst aus dem Land, das unschuldige Menschen tötet“), MC Brille vs. Der Mog und Da Babu trifft auf Boras Boaf.
Für den Freeman gibt’s gegen Chu Hefner tatsächlich etwas gratis, nämlich einen hingeworfenen Billa-Gutschein. Den Sieg verschenkt Chu Hefner aber nicht. Lana hat auch ihren Spaß. Samurai battlt nach dem altbekannten Spielchen «Schnick, Schnack, Fut» gegen einen eher unmotivierten Meilner, der aber trotz Niederlage – dank einer Lucky-Loser Card – aufsteigen kann. „Wo sind hier die Gegner?“, fragt das hitzige Kampfschwein Ramsau kopfschüttelnd nach dem Battle. Kschisch alias Gschirrspüla bietet gegen seinen Einbaumöbel-Kollegen MC TuDas eine Topleistung, auch er zieht routiniert in die 2. Runde. Eine sehr unterhaltende 1. Runde, in der die Juroren aber noch keine allzu schweren Entscheidungen zu fällen haben.
Die 2. Runde beginnt ohne lange Unterbrechung mit der Begegnung Kampschwein vs. Mista, bei der sich – nach etlichen Punches – die Jury nicht entscheiden kann. Deshalb werden noch einmal 4×4 Bars Acapella draufgepackt. Doch auch danach kann kein Sieger festgestellt werden. Der Gewinner wird deshalb im „Sudden Death“-Modus ermittelt: EINE Line jeder. Hier beendet das Kampfschwein das Ganze mit „Mister Mista, du schaust aus, als wär’n deine Eltern Gschwista“ und zieht ins Halbfinale, simple as that! Mit dem Kompliment „Fette Eier“, bestaunt Juror Demolux dennoch die Leistung vom ausgeschiedenen Mista.
Chu Hefner setzt sich in einem unspektakulären Battle gegen Da Babu durch, dennoch ist so gar keiner wirklich glücklich mit der Entscheidung. „Beide raus, Mista weiter“, witzelt Demolux und erntet für diesen Vorschlag einen bösen Blick seines Juror-Kollegen. Denn Regeln sind Regeln.
Der Mog gewinnt gegen Fellowsoph, der sich auch mal während des Battles die Mütze seines Gegners ausborgt. „Herzlichen Glückwunsch für die Läuse“, kontert Der Mog lächelnd. Gschirrspüla liefert sich gegen Meilner eine erbitterte Reimeschlacht (zuerst auf Pausenbrot, dann auf Gänsehaut). Kschisch entscheidet auch dieses Battle für sich, aber Meilner ist sich sicher: „Im Einbaumöbel wäre alles ganz anders gewesen!“. Juror Apple gibt wirft ein: „Wir sind aber nicht im Einbaumöbel, wir haben hier Klos!“ Stimmt so auch nicht ganz.
Für das Halbfinale hat man sich etwas Besonderes überlegt. Die „allseits beliebten Charakterbattles“ wurden abgeschafft, stattdessen gibt es ein sogenannetes „Alley Oop“. Dabei präsentiert die Assistentin Ana dem jeweiligen MC einen Zettel mit jeweils einem Wort. Der nächste Zettel darf erst „gesehen werden“, wenn der Rapper das Wort schon eingebaut hat. Für die Halbinfalisten ist das eine unerwartete Schwierigkeit, mit „Ich kann nicht lesen“, versucht sich das Kampfschein noch irgendwie aus der Affäre zu ziehen. So richtig einbauen kann die Begriffe noch am ehesten Der Mog, auch Demolux bestätigt diese Meinung.
Das hochkarätige Finale zwischen Der Mog und Kampfschein Ramsau wird gleichzeitig auch zu einem der tiafsten Battles des Abends, wenn nicht seit Monaten. Versaute Punchlines vom Kampschwein, gute Konter von Der Mog. Nach 2×45 Sekunden pro MC hat der Mog die Nase vorn. Nach 2×45 Sekunden Acapella dann doch wieder das Kampschwein. Nach der letzten Runde (120 Sekunden, 4 Bars jeder) steht es endgültig unentschieden. Deshalb müssen nochmal 4×4 Bars draufgepackt werden. Der Mog holt sich danach knapp aber verdient den Sieg und scheint nach seinem Doppelsieg (bzw. eigentlich Dreifach-Sieg) beim Dreistil-Battle im Moment nicht zu stoppen zu sein. Beim nächsten Dreistil, am 15. Jänner im Loft, kann man sich selbst davon überzeugen, ob sich sein guter Lauf so vorsetzt. Ein weniger ordinäres Finale hätte dem Abend sicher gutgetan, denn vier Runden nur über Mütter und gewisse sexuelle Praktiken zu hören, kann auch die besten Freestyler eintönig erscheinen lassen.
Sonst bleibt nur zu sagen: Es war ein sehr unterhaltsamer Abend. Das Publikum hat sich prächtig amüsiert und auch die MCs hatten ihren Spaß. Trotz allem, sollte die Mahnung nicht ausbleiben, dass sich beim nächsten Invitational wieder darum bemüht werden sollte, auch mehr etablierte Künstler auf der Teilnehmerliste zu haben, damit man auch legitim mit der „Elite“ werben kann. Und an diese „etablierten“ MCs können wir nur die Aufforderung richten: Traut euch mal was und beweist euch im Ring! Und wenn nicht, heult’s dann zumindest nicht rum, dass die Szene so scheiße ist, wenn ihr nicht einmal dorthin kommt, wo die Szene ist! Wir sehen uns auf jeden Fall wieder, beim nächsten Invitational Battle.
Fotos: Lichtreflex
Text: JM/JG
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.