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Seit 2008 veranstaltet Barracuda Music/Skalar das Nova Jazz & Blues Night Festival. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen den den Veranstaltern um Ewald Tatar und den Besitzern der Festivallocation Wiesen zog das Festival vergangenes Jahr auf das Gelände des Schloss Esterhazy nach Eisenstadt. Die malerische Location passt auch dieses Jahr wunderbar zum Festival und bietet viel Platz und gute Sicht auf die Bühne, ohne dabei zu leer zu wirken. Erster Act des Tages war für mich Klaus Doldinger. Der 81 Jahre alte Saxophonist ist vor allem für seine Filmkompositionen bekannt. Zusammen mit seiner Band Passport spielt er ohne viele Überraschungen klassischen Jazz aus allen Dekaden seines Schaffens. Auf den Soundtrack zu „Das Boot“ folgen ein elektronisches Keyboardsolo, das fast schon an Techno kratzt, und schließlich sein größter Hit, die 1970 geschriebene Titelmusik zum allsonntaglichen „Tatort“. Als die drückende Mittagssonne schließlich hinter den Bäumen verschwindet, betritt Kamasi Washington die Bühne. Der Saxophonist aus Los Angeles arbeitete in der Vergangenheit mit HipHop-Größen wie Lauryn Hill, Snoop Dogg, Nas und Kendrick Lamar zusammen. Erst 2015 veröffentlichte er sein Debütalbum „The Epic“, welches sich trotz fast drei Stunden Laufzeit auch außerhalb der Jazzszene extrem gut verkaufte. Nach Thundercat und Miles Mosley ist Washington der dritte Künstler des Jazzkollektivs Westcoast Get Down, der innerhalb von drei Wochen in Österreich aufgetreten ist. Auf der Bühne zieht Washington bereits vor dem ersten Ton alle Augen auf sich. Er ist groß und breit gebaut, hat viel Haar, weite Gewänder, einen grimmigen Blick und eine enorme Ausstrahlung. Mit seinem Instument in der Hand und einer großen Band im Rücken sorgt er für ein abwechslungsreiches Set. Warme soulige Nummern mit der wunderbaren Sängerin Patrice Quinn enden in ausgedehnten Freejazzsolos. Der Teils klar strukturierte Sound weicht zwischenzeitlich einer chaotischen Klangwand. Washington bleibt dabei immer kraftvoll und souverän und zeigt, dass er trotz seines späten Debüts als Frontman lange Jahre der Erfahrung mit sich bringt. Nach einigen Jahren in Soloprojekten finden die drei Mitglieder Wiener Jazzcombo Café Drechsler 2016 wieder zueinander und veröffentlichten vor wenigen Wochen ihr Comebackalbum „And Now… Boogie!“, auf dem unter anderen die Rapperin Yasmo und Deutschrapveteran Flowin IMMO vertreten sind. Am Freitag bespielten sie den Haydnsaal im Schloss Esterhazy. Die Deckenfresken sind in grellblaues Licht getaucht und sorgen für eine fast psychedelische Stimmung. Die drei Musiker starten mit hohem Tempo in ihr Set. Zum ersten Mal am Tag tanzen viele der Zuschauer. Treibende Schlagzeugrhythmen und die konstanten, geradezu in Stein gemeißelten Basslines waren der Nährboden für die teils verspielten, teils repetitiven Melodien des Tenoraxophonisten. Die Musik von Café Drechsler versetzt mich sofort in einen Heist Movie à la Oceans 11. Während die hohen Temperaturen der tanzenden Masse die Schweißperlen auf die Stirn treiben, plane ich meiner Fantasie den nächsten großen Banküberfall. Die hallige Akustik im Haydnsaal schmeichelt zwar dem Saxophon, lässt Drums und Kontrabass aber etwas schwammig klingen. Nach der Hälfte des Sets werden die Musik und die Stimmung etwas ruhiger. Einige Zuschauer verlassen den Saal, was vermutlich mit dem Beginn des Konzerts von Jamie Cullum zu tun hatte. Jamie Cullum ist als Headliner der poppigste Act des Festivals. Die Wiese vor der Open Air Bühne ist mit einsetzender Dunkelheit zum ersten Mal wirklich ausgefüllt. Das bunt beleuchtete Schloss Esterhazy direkt hinter der Bühne ist die perfekte Kulisse für die eingängigen und gefühlvollen Songs des Briten. Cullums Stimme ist auch in ruhigen Songs sehr präzise und angenehm warm. Überraschend leichtfüßig und stimmig wechselt die Band zwischen vielen Genres und Stilen, Soul, Jazz und Pop. Als letzte Künstlerin des Abends spielt die Altsaxophonistin Candy Dulfer. Ihr Sound erinnert stark an all die kitschigen Saxophonsolos in Popsongs der 80er-Jahre. Im Blumenkleid mit Lederjacke wirkt die Blondine wie die Helene Fischer des Jazz. Von den Ansagen bis zur Musik wirkt alles etwas zu dick aufgetragen. Zeit für den Heimweg. Fazit: Das Nova Jazz & Blues Night Festival war durchwegs gelungen. Das Gelände war schön, gemütlich und sinnvoll aufgeteilt, die Stimmung entspannt. Das abwechslungsreiche Line-up spiegelte sich in in der bunt gemischten Crowd wider. Und Künstler wie der Headliner Jamie Cullum zogen nicht nur Jazznerds nach Eisenstadt.
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