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Moonshinerz Festival in Leutschach // Ankündigung & Interview

Moonshinerz Festival in Leutschach // Ankündigung & Interview

Dem Klischee einer Location für HipHop-Events entspricht das Veranstaltungszentrum Route 69 in Leutschach nicht. Gemeinhin als Bikercamp bekannt, befindet es sich zwischen Weinbergen und Hopfenfeldern an der Südsteirischen Grenzstraße (B 69). Von 27. Bis 30. Juli findet dort die dritte Ausgabe des Moonshinerz Festivals statt, das sich immer mehr zu einer Institution für die hiesige HipHop-Szene entwickelt.

Der Stadt entwachsen

Seit The Message die erste Ausgabe 2021 im Grazer Music House begleitet hat, ist das Moonshinerz vom kleinen Indoor-Event mit Rapshows in der namensgebenden Mondscheingasse zum größer gedachten Festival für bis zu 500 Besucher*innen gewachsen. Offizieller Veranstalter ist das Grazer Label und Kollektiv kopfherzhand. René aka strange organisierte die erste Ausgabe allein, das Route-69-Debüt im Duo mit Björn Gaber – dieser lieferte auch die Connection zur idyllischen Location, nachdem er bereits beim ebenfalls dort stattfindenden Peal Festival mitgearbeitet hatte. Auch heuer sind die beiden die Projektleiter, rundherum ist ein Kollektiv herangewachsen – dieses umfasst etwa die aus der Grazer Szene bekannten Atlas, Despo, Struggle und Creation Stepper sowie beanomatic, die seit der ersten Ausgabe alle Grafiken erstellt.

Neuzugänge, über die sie froh sind. „Wir waren voriges Jahr ziemlich blauäugig – und es war bisschen eine All-in-Geschichte. Wir haben am Ende gescherzt, dass wir uns eigentlich gegenseitig selbst eine reinhauen müssten. Wie dumm ist es, sowas zu zweit zu machen.“, resümiert Björn. Finanziell und psychisch seien die beiden teilweise an ihre Grenzen gegangen. Sie erwähnen etwa hohe Vorauszahlungen für Getränkebestellungen auf Kommission, mündlich zugesagte Apartments als Schlafplätze für Artists, die sich zerschlagen haben und die Notwendigkeit, in der Nacht stundenlang als Taxidienst einzuspringen, weil die lokalen Unternehmen nicht mit Zuverlässigkeit punkten. Heuer soll alles professioneller und strukturierter werden – mehr Schriftkram, besseres Förder-Game, runderer Ablauf und im besten Fall kein Minus am Ende. „Mercedes und Laura aus dem Kollektiv haben maßgeblich dazu beigetragen, dass wir in der internen Organisation um Längen besser dastehen“, sagt René. Mit einem finanziellen Gewinn planen die Veranstalter auch diesmal nicht.

Bühne frei – für alle, die wollen

Das aus dem Vorjahr mitgebrachte Festival-Credo lautet „Von der Community, für die Community“. „Die Vision ist, dass die Leute unten connecten können und dass Sachen passieren. Wie Schema B. Sie haben sich 2022 am Festival kennengelernt, zwei Tage am Campingplatz durchgefreestylt und eine Crew gegründet“, sagt René. Der Community-Gedanke spielt insbesondere bei der zweiten Bühne, der Soultrain Stage, eine wichtige Rolle. Neben ein paar fixen Gigs gibt es die Möglichkeit für alle motivierten MCs, Beats mitzunehmen und selbst aufzutreten. „Durch meine DIY-Punk-Roots bin ich ein Freund von Niederschwelligkeit. Was passt da besser als eine Stage, wo die Leute easy auftreten können? Man kann sich unten spontan anmelden“, sagt René. Auch das ABC-Freestylebattle findet dort statt. Zu gewinnen gibt es einen Mainstage-Slot für die nächste Ausgabe – wie bereits im Vorjahr, wo Flowbird das Battle für sich entscheiden konnte.

Spilif beim Moonshinerz 2022 | Foto: Mark Morgan

Generell sollen die Bookings die hiesige Community stärken. „Wir fänden es weird, zu sagen, dass wir der österreichischen Szene eine Bühne geben, aber am Ende spielt ein Mega-Act aus Deutschland. Das wäre ein Verstecken dahinter. Ich finde, die Szene in Österreich ist oag genug“, sagt René. Mit diesem Anspruch geht die Zusammenstellung des Lineups einher. Als Headliner dienen Kreiml & Samurai und Skero & BumBum Kunst, bald darauf folgen Namen wie Kitana, Donna Savage, Kinetical & P.tah, Fate & Sake Don, Kardinator, Roko von der Tanke oder Rawcat & Miss BunPun. Als Hosts sind Fellowsoph und Funkmasta Koal eingeplant. Das gesamte Lineup mit gut 30 Acts und den jeweiligen Stagetimes findet ihr hier.

Das Ziel, keine Rap-Acts für zwei Ausgaben hintereinander buchen, konnten die Veranstalter größtenteils erfüllen. Mit Ausnahme von P.tah, der heuer gemeinsam mit Kinetical spielt und Kalp one, der diesmal mit Crew auftritt. „Es gibt natürlich auch keine endlose Liste, aus der man sich die Artists rauspicken kann. Es ist irgendwo bisschen limitiert, obwohl wir immer schauen wollen, dass wir auch vielen Newcomern die Chance geben“, sagt Björn.

Selbstkritik & Optimismus

Vergangenes Jahr seien der starke Fokus auf Boombap- und ein Mangel an Streetrap-Acts die Hauptkritikpunkte gewesen. René und Björn erklären sich das auch damit, dass sie viel auf die eigene Grazer Bubble zurückgegriffen haben. „Heuer ist es sicher stimmiger und ausgewogener – ich freu mich auch, dass noch mehr FLINTA*-Acts dabei sind als 2022“, sagt René. Das Rahmenprogramm inklusive Graffitiwalls soll heuer ebenfalls belebt und erweitert werden, sich mehr übers Festival ziehen, gleichzeitig räumlich kompakter ausfallen.

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Heinrich Himalaya beim Moonshinerz 2022 | Foto: Kevin Picturenary

Ist die periphere Lage die Haupthürde, um viele Leute zu motivieren? Für Autofahrer kaum ein Argument, öffentlich sieht es schwieriger aus. „Wir haben heuer probiert, einen Shuttleservice einzurichten, aber es ist zu kostspielig“, meint René. Zudem hätten die Kartenpreise, die mit 65 Euro im Vorverkauf fürs umfangreiche Lineup und Show-Programm von Donnerstag bis Samstag moderat ausfallen, nicht gehalten. Die Ziele hinsichtlich Besucher*innen sind ebenfalls vordefiniert. „500 wären natürlich großartig, aber es ist alles auf 300 zahlende Leute ausgelegt“, sagt René. Auch wenn im Gespräch der ein oder andere Satz mit „Falls wir es nochmal machen“ anfängt, blicken Björn und René der heurigen Ausgabe optimistisch entgegen und schmieden bereits Pläne für die nachfolgenden Ausgaben – es dürfte weitergehen. Ein gut organisiertes, wiederkehrend stattfindendes Festival wäre den beteiligten – und der hiesigen Szene generell – jedenfalls zu wünschen.

Die Zeit danach möchte René unter seinem Alias strange fürs nächste Rap-Projekt nützen. Es sei schon einiges Aufnahme-ready. „Ich muss es eh fertig machen, weil ich mir schon eine Releaseshow im Oktober ausgemacht habe“, sagt er.

Warm Up Playlist