"The hardest thing to do is something that is close…
Die Jedi Mind Tricks, stets schlecht gelaunte Untergrund-Heroen aus Philadelphia, beenden eine dreijährige musikalische Abstinenz und melden sich am 22. Juni mit einem neuen Album namens „The Abyss and the Bridge“ (wieder einmal ein sehr blumiger Titel) zurück. An der Konstellation hat sich im Vergleich zum Vorgänger „The Thief and the Fallen“, das neben viel Leerlauf auch einige brauchbare Nummern vorweisen kann, nichts geändert. Vinnie Paz rappt, Stoupe produziert. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, entstand beispielsweise „Violence Begets Violence“ 2011 gänzlich ohne Zutun von Stoupe, sondern als Gemeinschaftsarbeit von Vinnie Paz mit Jus Allah. Der ein alter Bekannter ist: Der MC aus Camden, New Jersey machte auch auf dem leuchtenden Stern in der JMT-Diskografie, dem ungemein atmosphärischen 2000er-Release „Violent By Design“, das Duo zu einem Trio, um sich danach für einige Jahre von Vinnie und Stoupe zu verabschieden.
2008 kehrte Jus Allah zurück. Leider inklusive eines unhörbaren Aufzähl-Flows, den er über die Jahre nicht mehr los wurde. Das Dreiergespann hielt nur kurz, nach „A History of Violence“ verließ diesmal Stoupe die Band. Wie schwer dieser Abschied wog, zeigt sich auf „Violence Begets Violence“: Nicht nur Jus Allah langweilt hier mit seinem Rapstil, auch Vinnie Paz, der mittlerweile endgültig den Spirit vergangener Tage verloren hatte, verfängt sich auf dem Album in der Falle lyrischer Einfallslosigkeit. Diese textliche Armut kommt umso stärker zum Tragen, da die beiden Rapper primär auf brachial-einfallslose Beats von überwiegenden Grobmotorikern der Marke C-Lance vertrauten, die rein gar nichts kaschieren. Der Flavor vergangener Projekte war endgültig weg.
Nachdem sich Vinnie Paz und Jus Allah aber wieder einmal verkrachten, stand Vinnie vor einem Problem: Wie mit der lukrativen Marke Jedi Mind Tricks weitermachen, obwohl keiner außer er mehr an Bord war? Einfach einen anderen Produzenten suchen ging nicht, wäre doch der USP im Vergleich zu seinen anderen Projekten weg. Also musste Stoupe wieder zurückkehren – und das tat der medienscheue Produzent für „The Abyss and the Bridge“. Ein Schritt in die richtige Richtung für die Zukunft der Jedi Mind Tricks.
Dass Stoupe auch auf „The Abyss and the Bridge“ die Beats beisteuert, ist daher definitiv zu begrüßen. Nur klingt die erste Single, das hypernervöse „San La Muerte“, so überhaupt nicht nach Stoupe. Der Titel ist eine schöne Täuschung, denn von den zu erwarteten Latino-Sounds, die Stoupe etwa auf „Visions of Ghandi“ auftischte, fehlt auf „San La Muerte“ jede Spur. Schade. Zudem erzählt Vinnie Paz wieder einmal ziemlich belanglosen Kram. „Fuck the world, fuck ‘em all, I’m tired of this music shit“, rappt er unter anderem. Das hört man. Und dann fehlen auch noch die JMT-Trademark-Scratches in der Hook, stattdessen muss man eine schräge Sing-Sang-Einlage von Vinnie Paz über sich ergehen lassen. Zugegeben: „San La Muerte“ mit Friedhofsvideo hat mehr Substanz als alles auf „Violence Begets Violence“. Aber das kann sowieso nicht der Anspruch der Jedi Mind Tricks unter Stoupe-Beteiligung sein.
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