Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine…
Mit Piece of Me ist am 28. Jänner das neue Album von Lady Wray via Big Crown Records erschienen. Es ist so etwas wie eine musikalische Heimkehr. Während ihr Solo-Debüt Queen Alone aus dem Jahr 2016 stark in Richtung analogem Soul und R&B mit einem Hauch von HipHop tendierte, dringt der HipHop-Einfluss diesmal stärker durch. Boombap-Drums und deepe Basslines bilden den perfekten Hintergrund für Lady Wray, die sich auf ihrer bisher persönlichsten Sammlung von Songs mit dem Guten, dem Schlechten, dem Schwierigen und dem Freudvollen auseinandersetzt.
Der Titelsong, der seit seiner Veröffentlichung 2019 zu einem veritablen Hit geworden ist, handelt von den Menschen in deinem Leben, die mehr brauchen, als du zu geben bereit bist. Dieses Stück und die B-Seite der 7″ „Come On“ In waren die ersten Songs, die für dieses Album aufgenommen wurden – als die Künstlerin im achten Monat schwanger mit ihrer Tochter war. Bei den ersten Songs ist ihre Stimme besonders kraftvoll und rau. Erstaunlich, wenn man sich vor Augen führt, dass sie sie alle in einem einzigen Take aufgenommen hat. Ihr langjähriger Mitstreiter und Produzent Leon Michels entwirft das musikalische Fundament gekonnt zurückhaltend, um Lady Wray ausreichend Raum zu geben.
Die energiegeladenen Songs Under The Sun und Through It All verbinden Lady Wray wieder mit ihrer R&B-Fangemeinde aus den 90ern. Where Were You zeigt, wie ihre Jugendjahre wirklich waren. Im poetischen und kraftvollen Beauty In The Fire setzt sich Lady Wray mit den Spannungen zwischen den Ethnien in Amerika auseinander und lässt sich im Showstopper Thank You stark von ihrem Glauben leiten. In Joy & Pain feiert sie die Höhen und Tiefen des Lebens. Alles in allem ist es ein eklektisches und doch zusammenhängendes Album ohne „Ausreißer“. Die bewährte Chemie zwischen Lady Wray und Leon Michels hat unbestreitbar das nächste Level erreicht, dieses Album ist ein Zeugnis ihrer Entschlossenheit und Hingabe. Die Arrangements, die Leon Michels ihr hier auf den Leib zimmert, erinnern mal an 90er Jahre HipHop-Instrumentals, mal an Tracks, die nicht auf dem Amy Winehouse-Album Platz fanden.
Lady Wray geht es mit dem Album um ein höheres Ziel: „My goal is always to help and to heal people with singing“, erklärt sie. „Part of that is to try and bring back real music, real singing, so people can feel something again.“ Sie will hier niemanden schlechtmachen, um das klarzustellen. Es ist nur so, dass Lady Wray nicht singen kann, ohne etwas Tieferes anzuzapfen, sie ist auf der Suche nach der Verbindung zwischen uns allen.
Vielleicht ist dies das Resultat ihrer kirchlichen Erziehung, vielleicht aber auch von ihren jahrelangen Irrungen und Wirrungen in der Musikindustrie. Auf jeden Fall will Lady Wray den „Good Sound“ und die damit verbundenen guten Gefühle zurückbringen. Sie nennt es „those inner hands“, sie will immer wieder aufrütteln, um unsere Aufmerksamkeit von innen zu wecken. Doch jetzt scheint sie ihr musikalisches Zuhause gefunden zu haben.
Bei früheren Alben wie dem Projekt Lady und Queen Alone ist es schwer, die Magie, die von der Zusammenarbeit zwischen Lady Wray und Leon Michels Magie ausgeht, nicht zu spüren. Diese Magie resultiert auch aus der Tatsache, dass Lady Wray jetzt ganz sie selbst ist, ihre eigenen Entscheidungen trifft und singt, um in erster Linie zu heilen – alles andere ist zweitrangig. „It’s a beautiful thing I’ve always wanted in my career, and now I have it“, sagt Lady Wray. „They encourage me to be me all day long.“ Das ist Lady Wray vom Feinsten, und sie lässt uns alle daran teilhaben, wie es ihr heute geht.
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Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommen würde. Als Fotograf überlässt er lieber Berufeneren das Schreiben. Dafür fragt er gerne nach. Nur in seltenen Fällen haut er selbst in die Tasten. Aber da muss schon viel passieren. Einfach lieber am Auslöser