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Not an average album: Mavi Phoenix mit „Boys Toys“

Not an average album: Mavi Phoenix mit „Boys Toys“

Sein Debütalbum ist mehr als nur der erste richtige Longplayer, es ist das Resultat einer Reise, das Ankommen und ein Statement. „Boys Toys“ ist Mavi Phoenix‘ Coming-out, es behandelt seinen ganz persönlichen Weg auf zwölf Tracks.

LLT/Broken Silence // VÖ: 3. April 2020

Auf „Bullet In My Heart“, der ersten Auskopplung, gewährte Mavi Phoenix intime Einblicke, outete sich als Transgender-Person und offenbarte seinen inneren Kampf mit sich selbst. Diese persönliche Note zieht sich durch „Boys Toys“ und verleiht dem Album ein Konzept. Die Songs behandeln das Unverständnis anderer, die eigene Angst und Mavis Freude darüber, endlich der sein zu können, der er sein möchte. Mavi Phoenix bewegt sich dabei soundtechnisch zwischen Rap, Pop, Indie-Rock und R’n’B, Stammproduzent Alex The Flipper liefert die passende Untermalung.  

„Airplane mode / No interruptions just me and you on airplane mode / Take me to the sky with your love“

Mavi Phoenix auf “Weekend”

“One week since I dropped Bullet and daddy didn’t say a word, that’s the spirit”, heißt es auf “12 Inches”. Es geht um das Unverständnis der eigenen Familie, die teils belastenden Reaktionen auf Mavis Outing als Transgender. Während sich Mavi selbst als „average dude“ bezeichnet, sehen ihn andere oft nur als Freak. Trotz der Ernsthaftigkeit verliert das Konzeptalbum seinen Pop-Faktor nicht, driftet nicht gänzlich in eine melancholische Stimmung ab. „Boys Toys“ gibt auch Hoffnung und bereitet Freude.

„When I was young / I felt myself / Then I grew up / Got lost again“

Mavi Phoenix auf “Fck It Up”

Auf „Strawberries“ erzählt Mavi Phoenix von einem Flirt, einer Liebe. Dabei bewegt er sich lyrisch zwischen „I’m gonna be your new boyfriend“ und „How could I be man enough for you“ und lässt Zweifel an sich selbst durchblicken. So leicht und romantisch der Song zunächst klingen mag, so ernst wird es am Ende, als eine Stimme ertönt: „Hey! Just because my voice is high doesn’t mean I’m not a guy“.

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„Because of climate change / That’s what you said my lady / And I respect your ways / And I can’t make you pregnant / But I can make you happy / And you can make me joyful / You can’t make me a daddy“

Mavi Phoenix auf “Family”

“Boys Toys” ist letztlich ehrlich, leicht melancholisch und verdammt ernst. Mavi spielt auf musikalischer Ebene mit der Sprache, mit den Beats. Oft greift er genau dorthin, wo es wehtut, bringt es auf den Punkt. Akzeptanz, Selbstzweifel, Freude. Mavi malt nicht in Schwarz-Weiß, viel mehr wirkt das Konzeptalbum wie sein musikalisches Tagebuch seit seinem Coming-out, mit all seinen Höhen und Tiefen, dunklen Momenten und Lichtblicken. Ein Selbstfindungsprozess, nicht nur auf musikalischer Ebene. Und der „average dude“, der Mavi heute sein kann, steht ihm ausgesprochen gut.