"The hardest thing to do is something that is close…
(Rattos Locos Records/VÖ: 20.9.2013)
Nicht zu Unrecht gilt das zweite Album als Damoklesschwert über das Haupt der meisten Rapkünstler. Schließlich heißt es, an die qualitative Dichte des Erstlingswerks entweder ranzukommen oder selbige sogar zu übertreffen. Ein schwieriges, wenn nicht sogar unmögliches Unterfangen – frag mal nach bei Nas. Vor dieser Aufgabe sieht sich auch der Hamburger Nate57 gestellt, schließlich vermochte sein Debütalbum „Stress aufm Kiez“ beinahe die gesamte (Straßen-)Raphörerschaft zu überzeugen. Authentische, atmosphärische Bilder vom Leben zwischen Davidwache und Herbertstraße, getragen von Beats, die aus der Schmiede Havocs kommen könnten – Faktoren, die sich zum Markenzeichen des Hamburgers entwickelten. Natürlich will der gemeine Raphörer auch selbiges auf „Land in Sicht“, dem von Verschiebungen geplagten zweiten Album Nate57s, hören. Ob er das auch bekommt, war nach den ersten Videoauskoppelungen nicht klar, denn Nate versuchte die in „Stress aufm Kiez“ noch leicht tangierten Felder in Richtung Sozialkritik nun, so der Eindruck, mit der vollen Breitseite abzuackern; eine Entwicklung, die mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde.
Kurzum lässt sich auch sagen, dass darin die Hauptschwäche des zweiten Albums liegt. Sozialkritik ist gut und wichtig, denn in unserer Gesellschaft läuft nun mal einfach nicht alles perfekt ab, aber Nate geht hier, wohl auch seiner Jugend geschuldet, sehr unreflektiert, nahezu plump an die Sache ran. Dies stört bei „Immigranten“ weniger als bei anderen Tracks wie „Kopf hoch“ oder „Schwarzes Gold“. Plattitüde um Plattitüde – sorry, aber so macht das keinen Spaß. Auch, weil die Instrumentals meistens nicht mehr als über den Durchschnitt hinausragen. Ein Reinfall also? Zum Glück nicht ganz, denn Nate scheint ja doch zu wissen, wo seine (wahren) Stärken liegen: Tracks wie „Rotlicht“, „Sturm“, „Nicht anders gewohnt“ oder „Tumult“ gehen nach vorne und dienen als perfekter Soundtrack, um mit aufgesetzten schwarzen Championhoodie zwischen gefallene Herbstblätter spazieren zu gehen – so, wie man sich das Ganze eigentlich erwartet hätte…
„Die Welt ist groß, Mädchen, halt deine Augen offen,
Sei nicht jedes Wochenende besoffen.
Du musst herausfinden was hier wirklich läuft,
Lass dich nicht blenden von materiellem Zeug.
Mach nicht nach, was deine Freundinnen machen,
Ehre ist denen egal, guck wie viele Freunde die hatten.“
(Nate57 in „Kopf hoch“)
Das Fazit fällt also zwiegespalten aus, nimmt doch eine Reihe wirklich guter Tracks im typischen Rattos Locos Sound gemeinsam mit einigen Ausfällen ihren Platz in der Tracklist von „Land in Sicht“ ein. Vielleicht wäre es besser gewesen, einige Nummern zu streichen, schließlich hätte man dann ein wirklich rundes Album abbekommen. Da dem nicht so ist, müssen wir uns mit einem durchschnittlichen Zweitlingswerk begnügen. Aber wie heißt es doch so schön: alle guten Dinge sind drei.
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(thomki)
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