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„Off the Radar“ ist Vergangenheit // Noga Erez live

„Off the Radar“ ist Vergangenheit // Noga Erez live

Noga Erez und Band live @FLUC // Fotos: Thomas Kiebl

Für Noga Erez neigt sich ein turbulentes Jahr dem Ende zu. Im Juni veröffentlichte der israelische EDM-Shootingstar nach teils kontrovers diskutierten, aber im Fachkanon als künstlerisch äußerst wertvoll erachtenen Video-Singles ihr Debütalbum „Off the Radar“ über City Slang – ein Album, das mit euphorischen Kritiken von der einschlägigen Presse überhäuft wurde (auch von dieser Stelle, hehe). Nach dem Album ist aber nicht nur vor dem Album, sondern auch die Zeit des ausgiebigen Tourens. Am Donnerstag führten die Wege von Noga Erez und Band nach Wien, genauer gesagt ins FLUC. Neun Stunden Autofahrt auf schweizerischen und österreichischen Straßen (Abfahrtsort war Zürich) wurden dafür in den Kauf genommen. Eine anstrengende Sache. Auf der Bühne gibt Noga Erez zu, dass sich eine gewisse Müdigkeit bei ihr schon ausgebreitet habe. Eine Aussage, die zwar schonungslos ehrlich, aber nicht wirklich nötig ist.

Denn von dieser Müdigkeit ist auf der Bühne nichts zu sehen: Agil und fit wie bei Tourstart zeigen sich Noga Erez und ihre Bandkollegen, denen es gelingt, die sozialkritischen Songs von „Off the Radar“ gekonnt live umzusetzen. Egal ob „Pity“, „Off the Radar“, „Toy“, „Noisy“ oder „Dance While You Shoot“ – die Nummern werden mit einer beeindruckenden Dynamik auf der Bühne dargeboten. Dabei greift Noga Erez auf ihr Akai MPK-225 Keyboard zurück, während ihr Partner-in-Crime Ori Rousso mit LaunchPad (da mit Ableton Live gearbeitet wird) und Roland SPD-SX unterstützend mitwirkt. Das letzte Teilchen im Puzzle von Noga Erez ist der Drummer, der mit dem Einsatz des einzigen physischen Instruments auf der Bühne der Show noch den letzten Feinschliff verpasst.

Im FLUC dröhnt der Sound glasklar aus den Boxen, die Wucht der Beats und Noga Erez‘ geschulter Gesang kommen beim buntgemischten und aus verschiedensten Altersgruppen bestehenden Publikum sichtbar zur Geltung. Überzeugte Gesichter, wohin man blickt. Auch, weil Noga Erez ein spielerisch leichter Umgang mit der Crowd gelingt. Gestik, Mimik, alles stimmt. Klarerweise ist das FLUC beileibe nicht die größte Location, die Wien zu bieten hat (vor allem, wenn es sicht nicht um die Wanne handelt); aber besser eine gefüllte kleine Venue als eine größere Halle, bei der sich die geschätzt fünfzig Leute in den Weiten verlieren würden. Die Stimmung ist hervorragend, nach 50 Minuten inklusive Zugabe ist Schluss mit dem überwiegend aus Songs ihres Debüts bestehenden, aber manchen unveröffentlichten Track enthaltenden Set. Klang alles sehr, sehr gut. Ein großes Versprechen für die Zukunft, bis zum nächsten Mal und ein S/O an Arcadia für dieses Booking!