Einzelne Jugendliche wandern aus der U-Bahn Station Spittelau auf der Suche nach der Grellen Forelle. Es sind hauptsächlich jüngere Leute, die sich heute in ein paar Reihen aufstellen, um auf Kelvyn Colt zu warten. Der 23-jährige Wiesbadener hat bis jetzt nur eine EP: „LH914“, die Flugnummer, die Kelvyn nach London brachte. Mittlerweile pendelt er zwischen den USA, London und Berlin, bleibt dabei aber scheinbar mit beiden Beinen auf dem Boden. Vor der Show ruft er seine Fans auf: „If you have purchased a ticket only for yourself and you have no one to go to the concert with, we’ve organised a get together for you.“
Eine Support-Show am Sonntag ist eine zache Angelegenheit, die Stimmung ist aber eh sehr gemütlich. Edwin, der die kleine Crowd mit Austro-Trap Schmankerln vom Feinsten blessed, erntet Schmunzler und Applaus nach jedem Track. Die 808-Schiene wird eingehalten, wenn Kelvyn’s DJ SugaBoy mit einem „Gucci Gang“-Remix und weiteren US-Trap-Beats im 30-Sekunden-Takt die Menge einheizt.
Ohne Musik, dafür mit Winterjacke und Kapuze kommt Kelvyn Colt von hinter dem DJ-Pult auf die Bühne gehüpft. Man glaubt ihm, wenn er „I Got This“ rappt. Geboren für die Bühne, ein stimmliches Talent und sicher im Flow. Irgendwann ist endlich die Kapuze ab und es wird gekreischt, weil seine blonden Haare plötzlich nicht mehr da sind. Kelvyn ist, wie man merkt, immer für eine Überraschung zu haben und so ist seine Performance auch ein kleines Abenteuer. Mal gibt er sich romantisch mit „Traded for U“, mal der tanzende Frauenheld mit Karibik-Vibes, hauptsächlich wird aber gemosht, gejumpt und mitgerappt.
Highlight des Abends: Für „Just Watch Me“ holt sich Kelvyn ein junges Mädchen auf die Bühne, das erst schüchtern zugibt, den Text zu können und am Ende so gehypt wird, dass es gleich noch einen weiteren Song auf der Bühne mitmachen darf. Zwischendurch schenkt jemand Kelvyn eine Pizza, er gibt dafür Wasser für alle aus und appelliert an unsere Träume.
„Nothing but your dreams matter, don’t let anybody tell you different!“
Obwohl der sympathische Rapper gar nicht so viel Material hat, fühlt sich die Show wie eine lange Reise an. „Thyson“ und einige andere, unreleaste Songs von seinem am 22. November erscheinenden Debüt-Album halten uns warm. Einen Überraschungsgast gibt es dann auch noch. Zusammen mit T-Ser setzt Colt ein klares Zeichen gegen Rassismus. „Fuck the police. Rasicm is still alive.“ Später leitet er eine eine Schweigeminute für SAM ein , um dessen Verlust nicht nur die Hip-Hop-Szene aktuell trauert. Kelvyn Colt unterstützte SAM beim Song „Slow Motion“ aus dem vorigen Jahr.
Fazit: Dass die Grelle Forelle nicht rappelvoll war, unterstützte nur das Charisma Kelvyn Colts. Der stimmlich, technisch und charakterlich korrekte Rapper zeigt live, dass er im Kontrast zu seinem Sound ein ganz Lieber ist. Seine Stimme mit ein wenig Gänsehaut live zu erleben wäre es aber auch schon wert!
„TBHG“ heißt übrigens das neue Label, das Colt zusammen mit Empire gegründet hat und bei dem er sich nun selbst gesignt hat. Kelvyn Colt goes America. Alles Gute!
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