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Jackn woschn mit Polirac

Jackn woschn mit Polirac

„Meim Opa hot Woschtog a taugt, obwoi er glaubt hod, es is auf Englisch.“

Am 17.2.2014 war es soweit, Polirac haben ihre LP „Kreuzwort“ via Duzz Down San veröffentlicht. Im Zuge dessen hat die Message-Redaktion zum Interview gebeten, um das Rätsel zu lösen und zu klären, was Polirac ausmacht, und was die Hintergründe zum Album sind.

Text: Hemma Bergner
Fotos: Nedim Husicic

Seit rund acht Jahren sind  Polifame, Mirac und Chrisfader in der Szene erfolgreich aktiv. Die Diskographie der Interpreten reicht über Konzept-Alben, bis hin zu instrumentellen, experimentellen EPs, funkigen Beats, Tracks mit Tiefsinn oder hohem Spaßfaktor. Schließt man sich nun zusammen und lässt eine Formation wie POLIRAC entstehen, so kann nur ein passabler, kreativer und vielseitiger Output erfolgen – sprich: das Album „Kreuzwort“.

Die Vorlaufphase benötigte rund vier Jahre, doch die lange Zeitspanne hat es gebraucht, um die Qualität und Vielschichtigkeit des Albums aufzubauen. Die Texte wurden oft gemeinsam geschrieben, die Beats selbst produziert. Interessant werden die Tracks durch die gemeinsamen Arrangements und Dialoge, die miteinander geführt werden. Ein wechselseitiges Stimmungserlebnis zieht sich durch 17-Tracks: Humorvolle Lieder, wie „Woschtog“, „Dennis“ und „Jacken“,  oder ernst präsentierte Wortwelten à la „Bin dafür baut“ und „Insomnia“. Die positive Resonanz, die Polirac nach der Veröffentlichung erhalten hat, lässt sich unterstreichen. Die Vielfältigkeit, die „Kreuzwort“ bietet, eröffnet dem Publikum ein breites Spektrum an kreativen Dialekt-Tracks.

polirac

Im Vergleich zu euren Solo-Arbeiten geht Polirac in eine ganz eigene Richtung. Ihr habt gesagt, dass ihr kein konkretes Konzept-Album wollt, sondern Vielschichtigkeit präsentiert. Gibt es trotzdem eine gewisse Mentalität, die Polirac zusammenschließt?

Polifame: Ja, es war halt so, dass wir vor vier, fünf Jahren schon gewusst haben, dass wir gemeinsam etwas machen wollen, dass wir eine ganze Scheibe zusammen produzieren wollen. Durch das ist es a ned nach einem roten Faden gelaufen, sondern wir haben immer nebenbei geschaut, dass wir was machen. Da war zum Beispiel ein halbes Jahr, da haben wir fünf, oder sogar sieben Nummern vom Album gemacht – und dann waren wieder Pausen. Bei den früheren Sachen war es schon eher konzeptionell, das stimmt. Bei den Solo-Geschichten, bei „Tiefsee“ z.B. oder „Miracles“.

Mirac: Der rote Faden ergibt sich auch irgendwie dadurch, dass es beiden gefallen muss. Wir haben Tracks gehabt, die einer vorgeschlagen hat. Dann ist ein Vorschlag gekommen – magst nicht was drauf machen? Und wenn’s dem Anderen nicht getaugt hat, is hinausgeflogen. Das war quasi der Filter von unseren Geschmäckern. Was nicht weggefiltert worden ist, ist auf’s Album gekommen. Das war eben auch eine gute Qualitätskontrolle. Es ist a die Ehrlichkeit, die wichtig ist, wenn man an so einem großen Ding arbeitet.

Wenn man „Kreuzwort“ als „Best-of“ der letzten Jahre betrachtet – ist dann die letzte, sehr tiefgründige Nummer „Zweitplanet“ eine Rückschau auf das Album, oder auf euer Leben?

Mirac: Eigentlich war es nicht auf die Musik bezogen, sondern eher auf die Menschheit, die Entwicklung – global. Aber das ist natürlich offen gehalten, wie bei vielen von unseren Texten, dass man es halt selbst interpretieren kann als Hörer.

Polifame: Es hat natürlich auch gepasst, als letzte Nummer vom Album. Ma muas aba a sagen, dass es eine der ersten war, die geschrieben worden sind.

Mirac: Als Outro hat es eine gute Wirkung.

Der Stil der Beats ist vielschichtig und experimentell, ihr holt euch außerhalb der HipHop Sparte relativ viel Inspiration. Wo genau? Zum Beispiel die modernen, abgehackten, synth-lastigen Beats von „you“?

Polifame: Bei dem Album direkt– puh, das ist schwierig…

Mirac: I glaub, bei solchen Tracks mit so arge Synthesizer und Wobble Sachen war eher der Dubstep-Hype a großer Einfluss, der auch zu der Zeit war, wie wir den Track gemacht haben.

Polifame: Ja, das auf alle Fälle. Und die Humpel-Beats. Naja, die gibt’s halt natürlich schon lang, aber bei mir hat es erst vor circa zwei Jahren eingeschlagen. Da war die Zeit, wo nix mehr im Takt sein durfte – alles eben nur mehr sehr humpelig.

Mirac: Verspielt.

Polifame: Das ist jetzt schon wieder anders.

Mirac: J-Dilla Einfluss.

Polifame: Genau… Es gibt aber auch wieder die ganz anderen Sachen, die funkigen Tracks. Wo mich sicher die Zeit bei Yikedy Yak beeinflusst hat. Ich spiel ja auch Saxophon, da ist das auch immer dabei. Aber auch elektronische Geschichten oder Rockiges.

In den Tracks „Staubschicht“, „Bin dafür baut“ oder „Zweitplanet“ thematisiert ihr Aufbrüche, Bestimmungen, Neubeginn und Reinigung. Beschäftigt euch das Thema privat? Ist es Zeit für einen „Aufbruch“, oder ist es auch ein Zeichen der Zeit beziehungsweise unserer Generation?

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Polifame: Ja schon, natürlich… Durch das, dass ich produktiv sein will, und doch sehr viel selbst mach und einen relativ hohen Output hab, ist es auch mal so, dass man quasi „owifoit“ für a Monat und fast nix weiterbringt. Und si denkt, was kann i machen, dass es wieder leichter geht und so weiter. Also i denk da schon drüber nach, was man machen kann, dass bestimmte Sachen wieder besser funktionieren. Obwohls oft afoch schon so ist, dass ma a Pause braucht von dem Ganzen. Man kann ned immer nur eini-arbeiten. Aber es hat sicha a wos mit da Generation Maybe zu tun, also in meinem Freundeskreis merk is a, dass Manche ned wissen, wo sie hin sollen, oder wie es weiter geht.

Mirac: Ja, sie haben kan Plan vom Leben. Und unser Musik soll ihnen helfen, um sich zu motivieren. Bei mir is a so, dass is oftmals schreib wenn i auf mi selbst angfressen bin – aus der Emotion ausser, dass i was tun muss, mich selbst aufraffen und was produzier. Durch die Musik kann ma ja eine gewisse Energie übermitteln. Ist oft unbewusst, aber es is auch a Intention von uns, Energie zu übermitteln.

Warum heißt das Album eigentlich „Kreuzwort“?

Mirac: DIE Frage…

Polifame: Oiso wir san im Beisl gsessn und dann …(lacht). Na, es war echt so – vielleicht kann man das auch sagen – wir haben nach einem Albumtitel gesucht, und es war eben so, dass wir nie DAS große Überthema gehabt haben. Und „Kreuzwort“ – quasi „Kreuzwort- Rätsel“, war ein Zusammenhang der ganzen verschiedenen Themengebiete.

Mirac: Kreuzwort: Es gibt Kreuzreime, die Wörter kreuzen sich und das Element, dass wir in einem Kreuzwort ganz unterschiedliche Thematiken zusammenkommen. Das war für uns dann irgendwie eine Art Stichwort.

Wie sieht das bisherige Feedback zum Album aus?

Mirac: Voi guad! Bis jetzt haben wir nur gutes Feedback bekommen. Und a irgendwie im größeren Rahmen haben es alle musikalisch sehr überzeugend gefunden. Also zum Beispiel GoTV is sehr down mit uns. Da sind ma in die Charts eingestiegen und das Video „Woschtog“ lauft. Und FM4 ist a von Anfang an überzeugt gewesen, da sind wir auch sehr dankbar für den Support. Und jetzt werden wir mal live spielen, und sehen wie die Crowd kommt.

Macht ihr weitere Videos?

Polifame: Ja, es kommen ganz fix einmal zwei Videos. Das nächste zum Lied „Jackn“, es wird recht lustig.

Die Release-Party findet heute, den 20.2.2014 im Chelsea Wien statt. Hier die persönliche Einladung von Polifame und Mirac:

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