Als BRKN beginnt, ist das Gasometer gerade mal zu einem Drittel gefüllt. Was ihn aber nicht weiter zu stören scheint. Nach „Ein Zimmer“ stoppt er kurz und verharrt in Adonis- und Denkerpose, denn „jetzt sitzt das Outfit noch, das müssen die Kameras ausnutzen“. Neben ein paar eigenen Songs nutzt er die halbe Stunde Bühnenzeit perfekt aus, um das Publikum auf die nachfolgende Show vorzubereiten. Er springt auf der Bühne umher, wechselt immer wieder zwischen Klavier und Saxofon. Die Pausen zwischen Songs und Anekdoten füllt er mit kurzen Tanzeinlagen. Und natürlich darf etwas Werbung zu seiner nächsten Tour nicht fehlen, zumal das Konzert vergangenen Oktober abgesagt wurde. Als Support leistet er gute Arbeit, er wird später noch als „momentan interessantester und bester Künstler“ bezeichnet werden. Zu Recht.
Still und heimlich betritt Prinz Pi die Bühne. Der Vorhang ist noch zu, auf ihm ein Mond abgebildet. Begleitet von düsteren Bassklängen beginnt Pi die Show mit den ersten Lines von „Sandstrand“. Nach einem klassischen „HalloWien!“ fällt der Vorhang. Drei Stufen führen hinauf auf ein breites Podest, oben steht seine Band: ein Gitarrist, ein Keyboarder und ein Backgroundsänger. Als einziges Bühnenbild hängt die Münze vom aktuellen Albumcover im Hintergrund. Während der Show werden passend zu den Songs immer wieder Lichtbilder oder frühere Albencover hinaufprojiziert. Er habe einen ganz besonderen Bezug zu der Stadt, seine Urgroßmutter wäre auch Wienerin gewesen, er freut sich deshalb besonders, hier zu sein. Ohnehin habe er „nur die besten Erinnerungen an diese geile Stadt“.
Für „Kompass ohne Norden“ fordert er besondere Unterstützung vom Publikum ein. Kein Problem, denn „Wiener sind ja sehr hilfsbereit – wie Berliner auch, nur insgesamt netter“. Der durchschnittliche Wiener Grant wär hier jetzt zwar beleidigt, aber das Publikum zeigt sich mehr als solidarisch, singt nicht nur den kompletten Text mit, sondern versucht, Prinz Pi immer wieder zu übertönen.
Trotz aktuellen Albums und gleichnamiger Tour beschränkt sich Prinz Pi keineswegs nur auf „Nichts war umsonst“. Der Abend wird vielmehr ein Best-of seiner Songs. Die Zuschauer sind durchwegs textsicher, geschuldet dem Durchschnittsalter wird meist aber eher mitgekreischt als gesungen. Vereinzelt finden sich aber auch jene nostalgischen im Publikum, deren Weg schon Prinz Porno begleitete. „Der neue iGod“ sei „eine besondere Perle im Repertoire“, da er live so wunderbar funktioniert. Auch generell passt die Stimmung. Die Gefühle, die Prinz Pi in seine Performance steckt, übertragen sich problemlos auf die Menge. Von Tanzen, über Klatschen, Springen, Singen, bis hin zu Schreien und Weinen ist die komplette Gefühlspalette abgedeckt. Zwischen den Liedern erzählt er viel über sein Leben und seine Bezüge und Erfahrungen mit Wien, an dieser Stelle gehen besonders Props an Kamp und Raf Camora raus, die er beide sehr schätze.
„Zahlen zählen nicht“ habe Pi für seine Kinder geschrieben. „Trotz all der Krisen auf der Welt oder den rechten Parteien sollen sie sich daran erinnern, wie wichtig es ist, positiv zu bleiben. Sie sollen das Gute sehen“. Als Antwort auf den nächsten Song folgt lautes Teenie-Kreischen. Während Pi bei seiner gesamten Performance quer über die Bühne rennt und springt, bleibt er bei „Laura“ komplett ruhig am Bühnenrand. Danach verlässt er mit einem schnellen „Danke“ die Bühne. Er steckt nochmal alle Power in die Zugabe. Für „Keine Liebe“ ist die Halle fast zur Gänze dunkel, nur einzelne Spots leuchten schwach auf die Bühne, am vorderen Rand schaltet Pi ein rotes Warnlicht ein.
Fazit: Prinz Pi liefert mit der Show einen guten Best-of-Blick über seine bisherige Karriere. Das Publikum ist überraschend jung, was aber wohl auf die Coming-of-Age-Schiene der letzten Alben zurückzuführen ist. Er scheint etwas von seinem Aktivismus verloren zu haben, das Konzert ist weniger politisch als gedacht. Dennoch, seine Botschaften bringt er ans Publikum und schafft insgesamt eine durchwegs solide Performance, mit viel Abwechslung und Power. Lediglich der Bass rauscht vereinzelt unangenehm, woran aber weniger der Künstler als die generelle Akustik im Gasometer Schuld hat.
Ein Interview mit Prinz Pi findet ihr hier.
Weitere Fotos des Konzerts von Mattsort:
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