Now Reading
Ein Denkmal für Fünfhaus: RAF Camora mit „XV“ // Album

Ein Denkmal für Fünfhaus: RAF Camora mit „XV“ // Album

Vor wenigen Jahren war der Arbeiter*innen-Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus nur Wiener*innen bekannt. Das hat sich mittlerweile aber gewaltig geändert, vor allem bei Personen unter 30 Jahren. Der Grund dafür heißt RAF Camora. Der meistgestreamte Künstler aller Zeiten in Deutschland (es geht Richtung 5 Milliarden Streams) ist stolzer Fünfhaus-Repräsentant. Dank ihm gibt es auch in Hamburg oder Berlin nicht wenige, denen Lokalitäten wie der Dadlerpark oder die Pizzeria Mafiosi ein Begriff sind.

Mit seinem mittlerweile achten Studio-Album setzt er ein weiteres Zeichen der Bezirksverbundenheit: Dieses ist am 23. Juni 2023 unter dem Titel „XV“ erschienen – also 15 in römischen Zahlen. Rudolfsheim-Fünfhaus ist nämlich Wiens 15. Bezirk. Eigentlich eine leicht zu erklärende Titelwahl, die dennoch für eine Kontroverse sorgte. Dafür muss man nur einen Blick auf RAF Camoras Instagram-Page werfen, wo in den Kommentaren zum Album-Post allerhand Absurditäten zu lesen sind. So wird ihm vorgeworfen, mit „XV“ wolle er eine satanistische Botschaft transportieren. Satanic Panic wie in den 80er-Jahren, die RAF Camora nur zu einem „Geh bitte oider“ bemüßigte.  

Musikalisch ist „XV“ eine Mischung aus melancholisch-nachdenklichen Songs und Party-Hymnen, die sich in den vergangenen Wochen schon ganz weit vorne in den Charts festgesetzt haben – wie etwa „All Night“ mit Luciano. Straßen-Poesie gibt es auf „Strada“ mit Ahmad Amin zu hören, während CRO (!) daran beteiligt war, aus „Bei Nacht“ einen Ghettohouse-Kracher mit Ohrwurm-Charakter zu schaffen. CRO ist nicht der einzige überraschende Feature-Gast auf „XV“: Auf dem Herzschmerz-Track „Tränen“ ist Sängerin Mathea zu hören, während beim „Vienna“-Nachfolger „Wien“ Yung Hurn die Post-Hook übernimmt.

Release-Party am Donauinselfest

Gefeiert wurde der neue Release am Donauinselfest. Dort trat RAF Camora als Headliner am Freitag-Abend vor 120.000 Leuten auf. Diese bekamen ein Hit-Feuerwerk aus alten und neuen Songs serviert, angefangen bei „Gotham City“ über „Palmen aus Plastik“ bis zum Finale „Beste Leben“. Auf der Bühne zu sehen waren auch zahlreiche Gäste wie Bonez MC und Maxwell von der 187 Strassenbande, der Donaustädter Yung Hurn sowie Buba Corelli und Jala Brat aus Sarajevo. Auch treue Begleiter wie Pireli, der schon bei RAF Camoras erstem Gig am Donauinselfest vor knapp 20 Jahren dabei war, unterstützten auf der Bühne. 

See Also

Ein T-Rex, Bengalen und Flammenwerfer sowie ein dynamisches Bühnenbild waren weitere Features einer Show, die es im Deutschrap-Kosmos so noch nicht gegeben hat. Veranstalter und Polizei riefen kurz nach 22 Uhr dazu auf, nicht mehr auf die Donauinsel zu kommen. Der Andrang war schlichtweg zu groß. Ein fast surreal wirkendes Spektakel, das in Form des dort gedrehten und in Kürze erscheinenden Videos zu „Wien“ für die Nachwelt festgehalten wurde.

https://twitter.com/Esterreicherr/status/1672325198341718020?s=20

Edit 3. Juli 2023: Knapp eine Woche nach seinem Donauinsel-Gig veröffentlichte RAF Camora das von Shaho Casado gedrehte Video zu „Wien“.