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Papp Papp: „Berühmte letzte Worte“ von Samy Deluxe // Video

Papp Papp: „Berühmte letzte Worte“ von Samy Deluxe // Video

Fast hätte man Samy Deluxe schon abgeschrieben — bei der Vielzahl an kapitalen Fehlschüssen, die sich der Hamburger MC und Gastronom in den letzten Jahren leistete: Da wäre zunächst das peinliche Autotune-Projekt „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“, welches der „Wickeda MC“ in kluger Voraussicht unter dem Alias „Herr Sorge“ 2012 veröffentlichte. Wobei: Auch die Samy-Deluxe-Platte „Männlich“ zwei Jahre später war ein mindestens ebenso großes Ärgernis, bei der unglaublichen Fülle an Fremdscham-Momenten. Ich erinnere nur an „Schaukelstuhl“ mit den Zeilen „Aah vor und zurück wie ein Schaukelstuhl/Baby du hast mich so lange warten lassen, das war überhaupt nicht cool/Doch jetzt stehe ich vor dir in meinem Männer-Tanga, das ist überhaupt nicht schwul“. Kein Kommentar. Dennoch war nach diesem absoluten Tiefpunkt Besserung in Sicht, versprach das folgende Mixtape „Gute alte Zeit“ (auf dem sich mit „So schön“ featuring Megaloh und Afrob sogar der beste Samy-Deluxe-Track seit einer halben Ewigkeit befindet) immerhin einen leichten Aufwärtstrend. Erstaunlicherweise, möchte man sagen. Fast noch überraschender, dass das letztjährige zweite Album von ASD, „Blockbasta“, aus überwiegend hörbarem Material besteht. Hätten viele Samy Deluxe gar nicht mehr zugetraut.

Gute Gründe also für zurückhaltende Vorfreude auf ein neues Samy-Deluxe-Album. Aber diese Freude bekommt einen ersten großen Dämpfer verpasst, schließlich fällt „Samsemilia“ im Titeltrack seines neuen Albums „Berühmte letzte Worte“ wieder in sein berüchtigtes Muster zurück. Der Beat mit Public Enemy-Vocal-Cuts klingt noch einigermaßen annehmbar, Samys Strophen – eine endlose Aneinanderreihung zusammenhangloser Lines — sind aber nicht nur unspektakulär, sondern ein böses „Deja-Wou“ (Minute 0:48) der dunklen Flecken in seiner Diskografie. Schade.

„Berühmte letzte Worte“ erscheint am 29. April.