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Herr Sorge – „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“

Herr Sorge – „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“

Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist „Herr Sorge“ ein Newcomer im deutschsprachigen Hip-Hop-Genre. Denn „Samy Deluxe“ – unter diesem Namen war „Sorge“ jahrelang bekannt – war einmal. In seinem neuen Album „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“ quälen der neuen Kunstfigur Sorge, die eigenen Gedanken. Die Welt geht bald den Bach runter, weiß er zu berichten. Es geht um nichts Geringeres als die Menschheit an sich.

Samy hat sich dabei auf ein grundlegend neues Konzept gestützt: dazu gehören auch markante Schminke, ein Zylinder, Nagellack und Kleidung aus dem Second-Hand-Laden. Eine wunderliche Erscheinung. Dieser Schritt hat „Sorge“ wohl auch genug verstimmte Anhänger gekostet. Trotzdem bleibt er konsequent. In seinen Interviews zieht er seine Nummer durch, ganz gleich wer gefallen daran findet – ein echter Zyniker eben.

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Musikalisch ist Sorge schwerer zu definieren. Die auf dem Album zu hörenden, gesellschaftspolitischen Beanstandungen sind im Vergleich zu der großen Mehrheit von deutschen Rap-Texten durchaus wertvoll und jedenfalls bedenkenswert. Gleichzeitig behandelt „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“ keine besonderen, sozialkritischen Zugänge; ist gar an manchen Stellen sehr seicht und zu einfach gehalten. Dabei bleibt der Interpretationsspielraum groß, wenngleich die Absicht des Künstlers sicherlich eine andere war. Vor diesem Hintergrund gelingt das oftmals gehörte Spiel mit den „Autotunes“ nur selten. Sorge´s Album hätte wesentliche besser sein können. Das Potential wäre bei Samy Sorge (bürgerlicher Name) zur Genüge vorhanden und auch das Thema würde Raum für mehr bieten. Vielleicht beim nächsten Mal.

(TK)