Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Am Releasetag des Albums „Golden Crown“ beehrt die österreichische Big-Band SK Invitational das Porgy & Bess, wo die Gruppe rund um Bandleader Stephan Kondert perfekte Rahmenbedingungen vorfindet. Schließlich eignet sich die Location in der Wiener Innenstadt, traditionell bekannt als Jazzclub mit einer außergewöhnlich guten Soundanlage, auch perfekt für Live-Bands, die sich eher dem HipHop-Spektrum zuordnen lassen. Das haben in jüngerer Vergangenheit etwa gelungene Konzerte von Akua Naru oder Oddisee gezeigt, die jeweils mit einer Entourage an Musikern angereist waren. Auch an diesem Freitagabend passt soundtechnisch fast alles – dazu kommt eine ausgezeichnete Stimmung in der gut gefüllten, wie gewohnt ziemlich stickigen Halle.
Aufgrund von einigen krankheitsbedingten Ausfällen – diese unglaublich lästige Grippewelle darf gerne zügig abflauen – treten SK Invitational bei der Releaseparty „nur“ mit zehn Musikern auf. Darunter sind drei Saxofonisten, zwei Trompeter und zwei Drummer. Die beteiligten Künstler wechseln sich laufend mit ausgedehnten Soli ab. Auf stimmlicher Ebene bekommen die begnadeten Instrumentalmusiker Unterstützung von einigen am Album vertretenen Gästen. Neben John Robinson und J.Hoard, die aus den USA angereist sind, treten auch die Wiener Jahson The Scientist und Lylit auf, an den Decks ergänzt DJ Zuzee. Die auftretenden Gastmusiker springen auch bei den zahlreichen Nummern von „Golden Crown“ ein, bei denen die jeweiligen Featuregäste nicht live mitwirken können.
Zwischen den gespielten Tracks ergreift meist Stephan Kondert kurz das Wort. Er spricht mit einem stark ausgeprägten Salzburger Dialekt über Hintergründe und stellt die vielen mitwirkenden Musiker vor. Bevor Sängerin Lylit erstmals die Bühne betritt, fordert er etwa lautstarke Anerkennung durch die Besucher ein, schließlich „is sie des gwohnt.“ Absolut zu Recht, wie sich nach ihrer energischen und dennoch sauberen Performance des Tracks „For Good“ herausstellt. Anschließend zeigt die seit elf Jahren bestehende, merklich eingespielte Band, auf instrumentaler Ebene ihre Fähigkeiten, wobei vor allem Altsaxofonist Fabian Rucker heraussticht und mit einigen ausgedehnten Soli das Publikum und seine Bandkollegen begeistert. Ein weiteres Highlight folgt mit einer Nummer, der Kondert vorab einen gewissen „Voodoo-Vibe“ zuspricht. Die Blasinstrumentalisten verwenden dafür lediglich ein Mundstück und sorgen für penetrante Klänge, summen mit tiefer Stimme dazu.
Jahson The Scientist rappt anschließend anstelle von Homeboy Sandman über „Breakfast Politics“, wobei er von J.Hoard unterstützt wird, ehe John Robinson Sadat X auf „All One“ ersetzt und diesen gemeinsam mit Lylit performt. Der Rapper aus New York bleibt für eine ausgedehnte Hommage an J Dilla auf der Bühne und wird bei seinem ersten Auftritt in Wien emotional. In der Einleitung zum Track „Golden Crown“ erzählt er darüber, wie er sich als Reisender in Europa manchmal für den US-Präsident Donald Trump rechtfertigen soll, wobei er klarstellt: „He’s not my President!“ In diesem Zusammenhang folgt unter kräftigem Applaus die nächste unmissverständliche Botschaft: „Don’t stop raising your voices!“ Gemeinsam mit J.Hoard performt er den inhaltlich auf Zuversicht abzielenden Titeltrack des aktuellen Albums, ehe die beiden Schlagzeuger im expandierten Outro in Aktion treten. In weiterer Folge singt der unglaublich expressive und gut gelaunte J. Hoard „Turns“. Er zeigt eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz, hat allerdings mit einem etwas zu leise eingestellten Mikrofon zu kämpfen.
Gegen Ende des Konzerts treten mit dem Gitarrist Andi Tausch und dem Jazzpianist Philipp Nykrin, bei SK Invitational als Keyboarder aktiv, auch die verbleibenden Musiker mit Soli in Erscheinung. Für „Get It“ kehren noch einmal alle vier Gastmusiker auf die Bühne zurück. Lylit und J.Hoard performen nach minutenlangen Ovationen als Zugabe den smoothen Track „Things“ aus dem Vorgängeralbum „Raw Glazed“, bevor Stephan Kondert zum energischen, instrumentalen Abschlusstrack überleitet: „Mit ana ruhigen Nummer hamma no nie aufghert, des is fix.“ Anschließend verkauft der Bandleader vor der Bühne CDs – inklusive Salzburger Spezialbier.
Fazit: SK Invitational ist eine beeindruckende Live-Band. Die sympathische Truppe wirkte bestens eingespielt, wobei sich auch die vier Gastmusiker gut eingefügt haben. Alle beteiligten haben sich sichtbar wohl auf der Bühne gefühlt und für eine tolle Stimmung im Porgy & Bess gesorgt. Das Publikum hat zum Schluss des fast zweistündigen Auftritts zu Recht mit einem minutenlangen Applaus gedankt – ein ganz starkes Konzert.
Weitere Fotos vom Konzert:
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