"The hardest thing to do is something that is close…
Zweifelsfrei gehört Sun Ra zu den mysteriösesten Persönlichkeiten, die jemals im großen Musikfeld des Jazz agierten. Neben einer unheimlichen Produktivität (über hundert Alben umfasst seine Diskografie) besteht in Sun Ras explizitem Hang zu astrologischen Predigten und Philosophien der Hauptgrund für die umstrittene Rezeption seiner Person. Sein astrologisches Faible nahm schließlich schräge Auswüchse an: So war Sun Ra felsenfest davon überzeugt, nicht von der Erde, sondern vom Saturn abzustammen. Obwohl viele seiner musikalischen Wegbegleiter die Weltsicht Sun Ras im Gesamten als Nonsens titulierten, sprachen sie von wichtigen Denkanstößen, die der Musiker anregte.
Deutlich weniger umstritten sind die musikalischen Leistungen Sun Ras, der nicht nur als Pionier des Afrofuturismus, sondern zugleich als wichtiger Wegbereiter des „Free Jazz“ gilt. Sein Schaffen lässt sich in drei Phasen gliedern: Zunächst in die „Chicago Phase“ zu Beginn der 1950er-Jahre, als Sun Ra mit Anleihen aus Post-Swing-Stilen seinen charakteristischen „Cosmic Jazz“ kreierte. Mit dem Umzug nach New York setzte die zweite Phase, die „New York Phase“, ein. Zentral dabei Sun Ras Inkorporieren neuer Technologien in seine Musik – er gehörte zu den ersten Musikern, die mit Synthesizern und elektronischen Keyboards arbeiteten – und sein verstärkter Drang nach Improvisation. In den 1970er-Jahren folgte die abschließende „Philadelphia Phase“, die eine Rückkehr zu konventionelleren Soundmustern bedeutete.
Mit der Zusammenstellung „Singles“ meistert das Londoner Label Strut Records die schwierige Aufgabe, einen Einblick in das schier unüberblickbare Œuvre Sun Ras zu geben. „Singles“ deckt alle vorgestellten Phasen des Musikers ab und umfasst 65 Tracks, die zwischen 1952 und 1991 entstanden. Ein musikhistorisches Dokument quasi, remastered und digitalisiert. Und da Weihnachten vor der Türe steht, empfiehlt sich „It’s Christmas Time“ als erster Anspieltipp.
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