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Zurück zum Start: The Unused Word mit „Undanger“ // Album

Zurück zum Start: The Unused Word mit „Undanger“ // Album

Mit „Undanger“ hat The Unused Word am 21. Oktober ihr Debütalbum via Duzz Down San veröffentlicht. Debütalbum? Eine Fehlinformation im ersten Satz? Nein, stimmt wirklich so – ganz unabhängig davon, dass eine vollständige Aufzählung der bisherigen Projekte der Singer-Songwriterin, Produzentin und Komponistin den Rahmen sprengen würde: Die Solo-EPs „Think“ und „5 (The Balance)“, EPs mit der Band Allænd North und im Duo Nødstop mit Testa sowie Tracks mit ihrem Alias Yolo Ferrari und in der Crew 4x4cl decken nur einen Teil ab.

Erstmals geplant hatte The Unused Word das Album und der Titel „Undanger“ vor knapp zehn Jahren, noch vor den eingangs genannten Projekten. Die Zeit dazwischen hat bei der im Salzkammergut lebenden Künstlerin nicht nur musikalische Umwege, sondern auch große persönliche Herausforderungen mit sich gebracht – begonnen mit einem Burnout 2013, das bis in die Corona-Pandemie hinein nachwirkte. Inklusive einer Depression und Ängsten, nicht mit den Erwartungen zu Rande zu kommen, die oft im Alltag an Menschen gestellt werden. „Es ist alles viel zu schnell und zu laut gewesen“, blickt sie heute zurück. Der stetig verspürte Druck, in einer hektischen Welt immer funktionieren zu müssen, lockerte sich erst Anfang 2020. „When everything slowed down I was pregnant. I was basically just sitting at home doing stuff in the garden and that really helped me to fully recover from that burnout“, sagte sie kürzlich im FM4-Interview.

Das Kürzertreten ermöglichte ein fokussiertes Arbeiten an „Undanger“ – mit dem positiven Nebeneffekt, dass der Titel noch besser zur Zeit passt als vor einigen Jahren. „I chose the title because I really hope we’ll all have a future that is as nice as possible together, and I hope we can all put in a little effort and recognize our responsibility to make it a little better“, schreibt The Unused Word. Endlich habe es sich richtig angefühlt, das Album fertigzustellen – mit dem geeigneten Rhythmus: Untertags viel Zeit mit dem Kind verbringen, zu später Stunde an den Partner abgeben und noch etwas Zeit produktiv im Studio nutzen. Sessions, die The Unused Word etwa auch zum Zeichnen des Albumcovers genützt hat – es zeigt ihren Sohn. Die Emotionen des Mutterseins verarbeitete sie auf „Tears Dry“, einem kürzlich erschienenen Track mit der ebenfalls Mutter gewordenen Beatzarilla-Künstlerin iNANA. Kein Teil des Albums, aber der Finalsong der im Sommer ausgestrahlten deutsch-österreichischen Fernsehserie „Die Macht der Kränkung“.

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Für die 14 Tracks auf „Undanger“ hat The Unused Word Einflüsse von außen, aus der schnelllebigen Musikwelt, so weit wie möglich ausgeblendet. Gänzlich von The Unused Word produziert, geschrieben und gesungen, ergänzt Bassist Hannes Oberauer als einziger Featuregast. „Except for the mastering by DJ Testa, this is really all my work and it came from the heart.“ Ein Gegenentwurf zu aufgeblasenen Promomaschinerien, strategischem Social-Media-Content, Massen an Videosingles, gekauften Klicks, Playlist-Optimierungen und Co: „I romantically believe that music itself can be enough“. Für The Unused Word ist es zugleich eine Rückkehr zu ihren älteren Tracks. Die sanfte, ruhige Downtempo-Klänge, teils mit intensivem Rhodes-Einsatz produziert, treffen auf tiefgründige Texte. Hand- und stimmwerklich wie von der Musikerin gewohnt erstklassig umgesetzt.