Das Zwitschern der Vögel im Hintergrund und ein erfrischendes Himbeersoda in der Hand – Ezgi und Beyza genießen ihren Mittwochvormittag in vollen Zügen. Das talentierte Duo, bekannt als AZE, hat am 22. März ihre jüngste EP veröffentlicht. Ihr drittes musikalisches Projekt nach dem ersten Album „Hotline Aze“ und ihrer ersten EP „Dead Heat“. Begleitet uns im Gespräch rund um ihre aktuelle EP-Produktion „Aze The Band The Duo“: von inspirierenden Momenten bis zu unerwarteten Herausforderungen.
The Message: Was war das Motto für die neue EP?
Ezgi: #HaveFun #BeFree #GoCrazy – wir wollten nichts machen, was zu viel Struktur hat. Für uns ist ein Album zu schreiben ein Privileg. Wir nehmen uns dabei raus, dass wir uns eine Welt aufbauen und voll konzeptuell arbeiten. So wollten wir das aber nicht, weil wir noch müde waren vom ersten.
Beyza: Es war bisschen weniger kompliziert, zu viel über alles nachzudenken, also wir haben trotzdem viel gedacht.
Ezgi: Wir denken zu viel!
Beyza: Aber es war chilliger. Wir haben trotzdem viele neue Sachen ausprobiert. Ich glaube, wir hatten mehr kreativen Freiraum, aber auch gedanklichen.
Ezgi: Ja, und es sind so viele Tracks und du willst ja auch auf jeden einzelnen stolz sein. Das ist zumindest mein Anspruch an das, was ich in die Welt setze, sonst bin ich nur peinlich berührt davon. Gleichzeitig haben wir für uns den Unterschied zwischen Album und EP schreiben gemerkt, dass man eine EP über eine Zeit entstehen lassen kann. Für ein Album bin ich schon gerne eine bestimmte Zeit weg, auch mit dem Team und mache dezidiert dafür Musik. Wir hatten so viel Demos herumliegen, dass wir meinten, okay, die müssen irgendwie auch raus, die sind geil.
Also würdet ihr sagen, dass der kreative Prozess bei der EP anders war als bei der ersten?
Beyza: Ja! Wir haben auch zum ersten Mal mit anderen Produzenten zusammengearbeitet als sonst.
Ezgi: Und aus dem Proberaum mal Songs geschrieben mit unserem Drummer Mo (Moritz Kolmbauer, Anm.). Die Band ist ja auch im Titel „Aze The Band Duo„, weil sie auch in den Songs ist. Wir haben noch nie den Writing Process geöffnet, wir waren davor immer nur zu Zweit. Jetzt haben wir auch mit Enzo Gaier zusammengearbeitet – er hat bei „Jet Matt Set North“ mitgeschrieben. Es war urlustig, mal offener zu sein und nicht im kleinen Team alles abzuarbeiten!
Wie viele neue Leute habt ihr mit aufs Boot genommen?
Ezgi: Es waren auch Filous und Jay (Jakob Herber, Anm.) dabei. Für nur vier Songs sind schon viele Leute in den Creative Process gekommen.
Hat sich die musikalische Arbeit über die Jahre verändert oder weiterentwickelt?
Beyza: Grundsätzlich haben wir voll die Aufteilungen in unserem Workflow. Am Anfang war es viel anxiety. Ich war voll anxious, Ezgi was zu zeigen und umgekehrt. Wir haben ja lange in einer WG zusammengewohnt und anstatt dass wir wie normale Menschen in einem Raum jammen – was wir jetzt seit Jahren machen – war alles separat. Ich habe die Musik in meinem Zimmer gemacht, ihr rüber geschickt, und sie hat dann so den Text in ihrem Zimmer zusammengeschrieben und dann haben wir uns in der Mitte, in der Küche, getroffen.
Ezgi: (lacht) voll! Jetzt, wo wir nicht mehr in einer Wohnung leben, suchen wir mehr die Momente, in denen wir gemeinsam Musik machen. Das war der erste Change, der schon mit dem Album langsam gekommen ist. Jetzt ist es halt fix. Weil wir auch fürs Live spielen viel proben müssen und da blamiert man sich eh schon.
Beyza: Es ist echt egal!
Ezgi: Es ist voll wurscht! Ich habe schon peinlicheres live vor Leuten gemacht. Ich kann dann doch mit meiner besten Freundin über irgendeine scheiß Idee reden – dann findet sie es halt nicht gut, auch okay.
Beyza: Jetzt, wo mehr Leute dabei sind, sowohl beim Proben, Live spielen, als auch im Studio – ist es zwar ein bissi scary, aber es gibt mir auch den Raum, zu denken: Fuck It.
Ezgi: Wir sind voll die Studio-Mädels und lernen jetzt dieses Live-Ding. Es macht so viel Spaß! Das ist so natürlich und beeinflusst auch den Schreibprozess – es ist voll in Wechselwirkung.
Würdet ihr sagen, dass sich euer Sound geändert hat, wo viele neue Leute dabei sind?
Ezgi: Eigentlich nicht. Wenn ich Musik mache, repliziere ich das, was ich cool finde, nicht. Vor zwei Jahren habe ich andere Sachen cooler gefunden als jetzt. Als wir das Album geschrieben haben, war zum Beispiel Brent Fayez voll der Artist in the Room. Inzwischen pisst der mich schon so hart an. Ich bin so: Hör mir auf, die ganze den gleichen Song zu spielen. Please, nur Lana Del Ray can do it. Dementsprechend hört man auch, dass wir andere Sachen hören. Ich höre auch wieder voll viele alte Sachen. Ich bin gerade so into dem „Fame„-Album von Lady Gaga gewesen. I love it! Gerade auch im Studio waren es so voll die Lady-Gaga-Vibes und wir haben auch voll viel von Marina and the Diamonds aus „Electra Heart“ gehört. Ich habe da voll viel lyrically reingekapselt, weil ich finde, dass meine Definition davon, wer ich bin, sich über die Jahre ändert. Ich bleibe keine konstante Person, weil ich ja nicht schon 350 Jahre alt bin, sondern I’m still growing und learning how do deal with this fucking world. Und man entwickelt dann auch andere Coping-Mechanismen as you go along – vor drei Jahren hätte ich die Welt nie so approached wie ich’s jetzt approache. Dementsprechend ist halt einfach mehr so Fuck it Vibes. Ich bin gespannt, was in drei Jahren neu am Tisch steht, weil jetzt bin ich einfach nur tired vom trying to prove myself as the person, as the woman, as the persona that we are.
Ja, ich lieb’s!
Ezgi: I don’t give a fuck, I’m just who I am! Kennt ihr das Gefühl, wenn man einen ersten Job hat, sich dafür anzieht, die Piercings rausnimmt und sich voll verstellt, damit man in diesen Job passt? Je älter man wird, desto mehr versucht man, so wie man ist, zu einem Interview zu gehen, damit man sich dann auch nicht mehr verändern muss. Und so ist die EP versus das Album für uns gerade, glaube ich. Es war einfach nur so okay: This is who we are. Do you like it?
Gab es learnings by doing, irgendwas neues, was dazugekommen ist, was gut oder weniger gut war?
Ezgi: Jakob Herber sagt im Studio immer: „Let’s fuck around and find out, weil you can’t find out until you fuck around.“ Dieser Satz hat sich voll in mich reinzementiert über die EP. Egal, wie du denkst und wie viele Gedanken du dir dazu macht, es kommt am Ende so raus, wie es rauskommen muss. Du kannst versuchen, es zu steuern, am Ende musst du eher mit dem Ding versuchen zu konzipieren. Aber wir wollten die EP eigentlich auch anders angehen, und dann ist ganz was anders dabei rausgekommen.
So go with the flow eher.
Ezgi: Ja exactly, try to control it less, let it happen more!
Gab es ein Problem Child auf der EP?
Ezgi: „Modern Day Woman„, weil wir uns gefragt haben: How can we make her sound the most popalicious it can sound?
Beyza: Aber es sind immer diese Songs, auch bei der EP davor, war es „Laundry Room„. Da war das Problem: Es ist zu monoton, wie macht man das trotzdem lustig? Hier auch, wir hatten tausend Versionen davon.
Ezgi: Es sind immer die balladigen, schweren Songs so, weil du willst es halt auch so verpacken, dass es dich nicht overrunt. Aber wenn der Song doppelt so lange ist, dann denkst du irgendwann: Puh Wtf.
Beyza: Manchmal kommt halt so emotional Shit rein, dann zieht sich sowas auch in die Länge.
Ezgi: Ich heule fast immer (lacht).
Beyza: Voll. Und dann musst du den Song kurz liegen lassen, vielleicht einen anderen Song machen. Manche Sachen kannst du nicht vorplanen.
Ezgi: Ich entschuldige mich auch immer beim Jakob, weil ich ins Studio komme und voll ein Mess bin und ur hart heule. Dann müssen wir eine halbe Stunde Therapie machen, bevor wir am Song schreiben können.
Beyza: Es ist halt echt Part of the Experience.
Die Achterbahn der Gefühle trifft einen auch voll, wenn man sich die Songs auf der EP nacheinander anhört. Das war jetzt gerade in der U-Bahn so.
Beyza: Boah, vor allem dann in der U-Bahn zu heulen. Happens to the best.
Ezgi: Binge heulen ist echt mein favourite past time hobby. So die D-Strecke fahren zu Beyza und einfach heulen, und alle Leute glauben, du bist voll geistig gestört. Aber ich hab’s schon so oft gemacht, dass es ist mir mittlerweile wurscht ist.
Habt ihr bestimmte Ziele oder Reaktionen, die ihr von euren Fans erwartet?
Beyza: Ich will mir eigentlich nichts erwarten. Was auch immer auf uns zu kommt.
Ezgi: Ich bin voll happy, dass die erste Single so super angekommen ist, weil wir seit dem Album quasi keine originale Musik releast haben. Dementsprechend bin ich einfach nur happy, dass das so gut aufgenommen worden ist. Ich hoffe, die Leute haben einfach Spaß mit den Songs wie ich, wenn sie noch nicht draußen sind.
Hört ihr die Songs dann weniger, wenn sie dann realesed sind?
Beyza: Ich manchmal.
Ezgi: Ich höre sie gar nicht mehr. Ich kriege geistige Störungen.
Beyza: Man braucht schon kurz, man braucht danach ein bisschen Distanz. Wir sagen immer, es ist nie ganz fertig, weil du immer irgendwas finfest, das du noch besser machen kannst, wo du ändern kannst. Du musst es dann einfach loslassen. Wie ein Kind, das 18 wird und auszieht.
Ezgi: Gott sei Dank gibt es noch genug Demos, über die man obsessen kann in der Zwischenzeit.
Was kann uns als nächstes erwarten, habt ihr bestimmte Pläne für AZE nach der Tour?
Ezgi: Noch mehr Touren, unendlich viele, einfach forever Touren.
Beyza: Ja voll, ich bin immer noch für paar Shows in der Türkei. Das wäre schon ein Dream, so im Sommer vielleicht. Maybe this Summer? Maybe next Summer?
Ezgi: Und das, was wir uns ausgearbeitet haben, voll einzementieren, weil das hatten wir jetzt mit der letzten Tour. Wit waren letztes Jahr sehr sehr viel unterwegs und haben zwischen 30 und 40 Shows gespielt, was sehr geil war. Ich möchte das erstens dieses Jahr nicht weniger haben und zweitens wieder so sicher sein mit der Band, wie wir es jetzt schon waren. Es macht schon zwar Spaß, weil es ein Nervenkitzel ist, aber gleichzeitig ist es geil, wenn es mal sitzt, dass man es halb blind spielen kann.
Gibt’s schon Ideen für einen Namen für die Fanbase?
Ezgi: Wir haben uns immer noch nicht entscheiden können, ob wir zum Spaß Azenators sagen wollen.
Beyza: Ist schon bissi lang (lacht). Oder Azemates.
Ezgis: Azemates, an die besties Azies: Danke, dass ihr unser Musik hört’s, xoxo.
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